Hohenlimburg. „Wen interessieren noch die Unterschiede?“ – Erstmals feiern alle sieben christlichen Gemeinden ein gemeinsames Fest samt Gottesdienst in Elsey
Erstmals werden in Hohenlimburg alle sieben christlichen Gemeinden einen gemeinsamen Gottesdienst mit anschießendem Festprogramm feiern. Wegen der Pandemie war das bereits für 2020 geplante Event verschoben worden. Am kommenden Pfingstmontag, 6. Juni, soll das Fest aber nun auf dem Gelände rund um die Elseyer Kirche stattfinden.
Gute Zusammenarbeit
Es soll in erster Linie ein Signal sein, dass die langjährige Zusammenarbeit der Christen vor Ort unterstreicht. Man gibt sich geeint: „Wir arbeiten seit Jahren gut zusammen“, sagt Christine Schönwälder, Pfarrerin der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Elsey.
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Ökumenische Angebote
Sie verweist auf gemeinsame Aktionen wie den ökumenische Jugendkreuzweg, den alljährlichen Gottesdienst auf Schloss Hohenlimburg im Rahmen der Schloss Spiele, den digitale Osterweg und ein Adventskalender mit geistlichen Impulsen, die die Kooperation nach außen seit Jahren unterstreichen.
Vor einem Jahr nun hat der gemeinsame Tisch, an dem Vertreter aller christlichen Gemeinden in Hohenlimburg sitzen, einen neuen Überbau bekommen. Seither läuft die Kooperation vor Ort unter dem bundesweiten Dachverband der „Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen“.
Gastrednerin vom Dachverband
Die nach dem zweiten Weltkrieg gegründeten Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) repräsentiert nach eigenen Angaben etwa 50 Millionen Christinnen und Christen in Deutschland. Dem Verband gehören 18 Kirchen an, weitere sieben Kirchen sind Gastmitglieder, fünf ökumenische Organisationen haben Beobachterstatus. Die bundesweite Geschäftsstelle hat ihren Sitz in Frankfurt am Main. Bei dem Festgottesdienst am Pfingstmontag wird Annette Muhr-Nelson, Vorsitzende des ACK in Nordrhein-Westfalen, als Gast teilnehmen.
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Sieben Gemeinden vertreten
In der Elseyer Kirche versammeln werden sich dann Vertreter der Katholischen Gemeinde St. Bonifatius, der Evangelisch-Reformierten Gemeinden in Hohenlimburg und Berchum, der lutherischen Gemeinde Elsey, der Freien evangelischen Gemeinde, der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde und der neuapostolischen Kirche. Eine Kooperation, die in einer Zeit gefeiert wird, in der die Kirchen in der Öffentlichkeit immer mehr an Bedeutung zu verlieren scheinen: Erstmals sind weniger als die Hälfte der Menschen in Deutschland Mitglied in der katholischen oder evangelischen Kirche.
Blick auf Gemeinsamkeiten
Reformstau, Machtmissbrauch, Skandale – eine Großwetterlage, die auch an den Kirchengemeinden vor Ort nicht spurlos vorbeigeht. „Ich bin der Meinung, dass wir es uns im 21. Jahrhundert als christliche Kirchen nicht mehr leisten können, immer nur darauf zu gucken was uns trennt“, sagt Jörg Hörster, Pastor der Freien evangelischen Gemeinde Hohenlimburg. „Und im Ernst, welchen Gläubigen vor Ort interessieren diese Unterschiede noch?“
Blick auf Gemeinsamkeiten
Um die sieben christlichen Gemeinden in Hohenlimburg unter einem Hut zu bringen, gehe daher der Blick auf die Gemeinsamkeiten. Entsprechend wird es bei dem Festgottesdienst kein Abendmahl, bzw. eine Kommunion geben, hinter der sich unter den Christen in den vergangenen Jahrhunderten ja durchaus unterschiedliche Traditionen und Verständnisse entwickelt haben. „Wir werden es in Hohenlimburg nicht schaffen, all diese Traditionen zusammenzuführen“, sagt Hörster. „Aber ich halte es für ein wichtiges Zeichen, das wir es trotzdem schaffen, zusammenzuarbeiten.“ Der Fokus liege auf der Botschaft Jesu, die alle verbinde.
Festprogramm in Elsey
Dem Festgottesdienst am Pfingstmontag folgt ein breites Programm. Neben einer Spielstraße werden die Gäste mit Fingerfood, Kuchen und Kaffee versorgt. Außerdem werden ein Eiswagen und „Kikis Schlemmerexpress“ auf dem Gelände an der Elseyer Kirche stehen. Später wird es musikalisch: Geplant ist gemeinsames Singen und Gespräche mit Beiträgen aus den Gemeinden.
Zum Abschluss des Tages wird ein Projektchor unter der Leitung von Kantorin Bettina Pahnke in der Elseyer Kirche die „Ethno-Mass for Peace“ aufführen. Dahinter stecken neun afrikanische, afroamerikanische und indigene „Spiritual Songs“ in eingängigen Arrangements. Eingebettet in die teils groovige, teils meditative Musik werden Zitate wichtiger Persönlichkeiten des Friedens, wie etwa von Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela.
Songs für den Frieden
Bereits vor dem Ukraine-Krieg habe sie diese „Ethno Mass“ ausgewählt, angesichts der schwierigen Proben während der Pandemie. „Dann plötzlich begann der Krieg“, sagt Pahnke, „und ich dachte, wie traurig eigentlich – und wie passend aber auch, weil diese Musik sehr lebensfroh ist und aufbaut.“