Rhode. In der Wahlarena nehmen die Bundestagskandidaten für den Kreis Olpe Stellung zu Afghanistan, Corona und Klimawandel – mit emotionalen Wendungen.
In knapp vier Wochen wählen die Bürgerinnen und Bürger den Nachfolger bzw. die Nachfolgerin von Angela Merkel. Und auch für den Kreis Olpe werden neue Kandidaten für den Bundestag ins Rennen geschickt. Im Vorfeld hat die Westfalenpost die Bundestagskandidaten für den Kreis Olpe – Nezahat Baradari (SPD), Otto Ersching (Linke), Klaus Heger (AfD), Florian Müller (CDU), Holger Thamm (Grüne) und Johannes Vogel (FDP) – in die WP-Wahlarena in die Schützenhalle Rhode eingeladen.
Bundestagskandidaten kommen in die WP-Wahlarena nach Rhode
Mehr als 50 Interessierte hatten sich für einen Platz in der Arena angemeldet, deutlich mehr Menschen verfolgten den Live-Stream von Zuhause aus. Knapp zwei Stunden lang stellten sich die Kandidaten den Fragen von Redaktionsleiter Thorsten Streber und Redakteurin Verena Hallermann, die es schafften, den einen oder anderen Kandidaten aus der Reserve zu locken.
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Parteien sind sich einig im Afghanistan-Konflikt
In fünf Themenblöcken klopfte das Moderationsteam die Stimmung und Einstellung der Kandidaten ab. Angefangen mit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan zeigte sich zunächst eine parteiübergreifender Konsens. „Das, was dort passiert, ist ein Desaster. Der Westen hat sein Versprechen nicht gehalten“, räumte Florian Müller (CDU) auch eine deutsche Mitschuld ein. Man müsse nun in Verhandlungen mit den Taliban treten, um mehr Menschen aus Afghanistan zu befreien. Hohe Diplomatie sei gefragt und der Dialog der einzige Weg, betonte Nezehat Baradari (SPD). „Waffen müssen jetzt schweigen.“
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Auch bei der Diskussion über die Corona-Politik herrschte weitestgehend Einigkeit: Es müsste ausgereiftere Konzepte für Schulen geben, eine 2G-Regelung und eine Impfpflicht seien nicht zielführend. Klaus Heger (AfD) merkte in diesem Zusammenhang an, dass die Politik aufpassen müsse, sich weiterhin im Rahmen des Grundgesetzes zu bewegen. „Im Grundgesetz steht ‘Alle Menschen sind gleich’, nicht ‘Alle Geimpften sind gleich.’“ Die 3G-Variante sei „hinnehmbar, aber ich hoffe, dass wir irgendwann nichts mehr davon brauchen“.
„Freundliches Gesicht des NS“ – AfD gerät in massive Kritik
Emotional wurde es mitunter bei der Erwähnung von Matthias Helferich, dem Vize-Chef der AfD in NRW, der sich als „freundliches Gesicht des NS“ bezeichnet hat. Wie könne Heger für so jemanden ernsthaft eine Wahlempfehlung aussprechen? „Ich habe ihn als hilfsbereiten und kollegialen Menschen kennengelernt. Aber wenn er so etwas von sich gibt, diskreditiert ihn das natürlich. Ich sage den Leuten immer, dass sie sich auf solche Diskussionen nicht einlassen sollen, auch nicht bei WhatsApp“, so Heger und distanzierte sich damit kaum von der Tragweite dieser Worte. Dafür bezog Johannes Vogel (FDP) eine klare Stellung: „Solche ekligen Sachen sollte man gar nicht erst denken, unabhängig davon, ob jemand es mitbekommt.“ Dafür gab es Applaus aus dem Publikum.
Unterschiedliche Ansätze bei der Klimapolitik
Konfliktpotential gab es auch beim Thema Klimawandel. Man müsse dringend erneuerbare Energien ausbauen, so Holger Thamm (Grüne). Aber nicht um jeden Preis, entgegnete Florian Müller (CDU). „Was mich stört, ist, dass aus ideologischen Gründen, Forschung eingestellt wird.“ Damit spielte er auf die Kernenergie der 4. Generation an, die Klaus Heger (AfD) als zukunftsfähig erachtete. Otto Ersching (Linke) appellierte an die Verantwortung Deutschlands: „Wir decken zwar nur ein Prozent der Weltbevölkerung ab, aber wir sind verantwortlich für 2 Prozent der CO2-Emission.“