Fröndenberg. Nach den Überschwemmungen Anfang Juli kann das Seniorenzentrum in Fröndenberg erst wieder 2022 öffnen. Die Folgen sind verheerend.
Mit einer Schadenssumme von fast sechs Millionen Euro nach den Überschwemmungen vom 4. Juli dieses Jahres rechnet das neuapostolische Senioren-Zentrum „Haus Löhnbachtal“ an der Straße „Im Wiesengrund“ in Fröndenberg. Neben Schäden von zirka 2,9 Millionen Euro für das beschädigte Gebäude und Inventar kämen noch mindestens 2,95 Millionen Euro an Verlusten für den Betriebsausfall hinzu, erklärte Geschäftsführer Stefan Welbers auf Anfrage unserer Redaktion. Und seine Kollegin Daniela Menzel ergänzte, dass voraussichtlich nur die Sanierung der kirchlichen Immobilie durch eine Elementarschadenversicherung abgesichert sei. +++ Fröndenberger Hochwasser-Bilanz fällt verheerend aus +++
Das zerstörte Einrichtungsgegenstände des Alten- und Pflegeheims sowie die fehlenden Einnahmen durch den Leerstand des Hauses bis mindestens zum Jahresende bekäme die Betriebsgesellschaft vermutlich nicht erstattet. Neben dem Alten- und Pflegeheim seien auch die unteren Bereiche der 33 Mietwohnungen an der Sümbergstraße teilweise von dem Hochwasser des Löhnbaches betroffen gewesen. Bis zu 1,80 Meter hoch habe das Wasser dort im Keller gestanden. +++ Fröndenberg: Löhnbad belibt bis auf Weiteres geschlossen +++
Wasser stand 30 Zentimeter hoch
Bei dem Senioren-Zentrum sei das Keller „komplett abgesoffen“ und selbst im Erdgeschoss habe die schmutzige Brühe zirka 30 Zentimeter hoch gestanden, berichtete Welbers. Er selbst habe von dem Unwetter am Standort Fröndenberg gegen 13 Uhr auf seiner sonnigen Terrasse in Dinslaken erfahren. Als er vor Ort angekommen sei, sei der reißende Wasserstrom schon 40 Zentimeter hoch um das Gebäude geflossen und seine Gummistiefel hätten nicht mehr ausgereicht, um dort durchzuwaten. Der Zugang durch den Haupteingang sei nicht mehr möglich gewesen. Er hätte dann den Weg von der Sümbergstraße aus genommen. +++ Flut-Katastrophe sucht Fröndenberger Familie erneut heim +++
Die 47 Bewohner seien bei dem Hochwasser durch Feuerwehrleute und Rettungskräfte aus dem Gebäude evakuiert worden und in 13 anderen Altenpflegeeinrichtungen im Kreis Unna untergebracht worden. Eine weitere Unterstützung durch die Stadt Fröndenberg vermisse er, so Welbers. Bürgermeisterin Sabina Müller habe die Einrichtung nach der Katastrophe bislang nicht besucht, bedauerte er. Inzwischen habe das Senioren-Zentrum aber von sich aus bei der Stadtverwaltung um einen Gesprächstermin gebeten und einen Vor-Ort-Besuch arrangiert, um mit der Kommune über Maßnahmen des Hochwasserschutzes für das Haus zu sprechen.
Durch das eingedrungene Wasser sei ein „fundamentaler Schaden“ entstanden. Inzwischen habe man aber bereits von einer Fachfirma „tonnenweise Schlamm“ aus dem Keller abpumpen lassen. „Wir sind dabei, das Gebäude zu sanieren. Aktuell werden die Böden herausgerissen. Danach müssen die Trocknungsgeräte aufgestellt werden“, berichtete Geschäftsführerin Daniela Menzel. Betroffen sei eine Grundfläche von rund 1.500 Quadratmetern, ergänzte ihr Kollege Stefan Welbers. Das Wasser sei zudem auch in Rigipswänden hochgezogen und habe diese zerstört.
Bislang noch nie überflutet
Bislang sei das 1998 erbaute Senioren-Zentrum „Haus Löhnbachtal“ noch nie von dem vom Haarstrang ins Ruhrtal fließenden Löhnbach, der unter dem Gebäude verrohrt her fließt, überflutet worden, so Welbers. Bis zum Jahresende hoffe man nun auf eine Sanierung der Substanz. Frühestens ab Anfang 2022 könne die Einrichtung wieder ihren Betrieb aufnehmen.
Die 50 Mitarbeiter des neuapostolischen Senioren-Zentrums „Haus Löhnbachtal“ seien aktuell großteils in Kurzarbeit. Ein Dutzend Beschäftigte seien zudem in anderen Altenhilfe- und -pflegeeinrichtungen wie dem örtlichen Schmallenbach-Haus abgeordnet. Auch die drei Auszubildenden seien in anderen Betrieben untergekommen. Fünf Mitarbeiter kümmerten sich weiterhin um Verwaltung und Technik, um die Wiederherstellungsarbeiten möglichst schnell voranzutreiben. +++ Hochwasser: Enorme Schäden in Menden +++
Den überfluteten Verteilerkasten zur Versorgung des Komplexes mit elektrischem Strom habe man inzwischen auf einen 70 Zentimeter hohen Sockel gesetzt, damit bei einem erneuten Hochwasser die Infrastruktur unbeschadet bliebe.