Breckerfeld. Landwirt Baumeister, größter Ökostromproduzent in Breckerfeld, legt trotz der Energiewende seine Biogasanlage still. Das sind die Gründe.
Die Energiewende hat die Bundesregierung längst ausgerufen, Kohlekraftwerke sollen vom Netz, Atomkraftwerke erst recht. Und was passiert in Breckerfeld? Der mit 4,23 Millionen Kilowattstunden größte Produzent von Ökostrom legt seine Anlage spätestens zum Ende des Jahres still. Wohl kein Einzelfall...
„Ich bin auf die Politik wirklich stinksauer“, sagt Landwirt Udo Baumeister, dessen 120.000 Hühner pro Jahr Millionen von Eiern produzieren und blickt auf eine Biogasanlage, die vor 19 Jahren ihren Betrieb aufgenommen hat. 21 Cent – so war es einst vereinbart – kassierte Baumeister, der zu den Pionieren zählt, pro Kilowattstunde Strom. Doch dieser festgeschriebene Betrag läuft jetzt aus. Künftig würden es nur noch 16 Cent pro Kilowattstunde sein, die der Betreiber bekommen soll. Und weil der Landwirt noch einmal 400.000 Euro in einen neuen Motor investieren müsste, weiß er schon jetzt: Der Betrieb der Anlage wird sich künftig nicht mehr rechnen.
Stilllegung schon am Ende des Jahres
Das Ergebnis: Schon jetzt läuft die Biogasanlage mit reduzierter Leistung. 19 Jahre nach Inbetriebnahme legt Baumeister sie endgültig still. „Im Gegensatz zu einer Solaranlage oder einem Windrad bleiben ja auch noch laufende Kosten“, so Baumeister. Mais (60 Prozent), mit dem die Biogasanlage neben Hühnermist (35 Prozent) befüttert wird, hat er in den letzten Jahren immer mehr zugekauft. Durch drei trockene Sommer sind die Preise gestiegen.
Denn: Den eigenen Maisanbau hat Baumeister – bewusst und aus ökologischen Gründen – in den letzten Jahren massiv reduziert: „Wir fahren auf unseren eigenen Flächen jetzt eine Fünf-Frucht-Folge“, erklärt der Landwirt, „das ist wesentlich gesünder für den Boden. Die Pflanzen sind stärker. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kann reduziert werden. Unser Ziel ist langfristig ein kompletter Verzicht.“
Entwicklung schon vor Jahren abgesehen
Dass der Betrieb der Biogasanlage keine Zukunft mehr hat, haben Baumeister und sein Geschäftsführer Stefan Werthmann schon vor Jahren abgesehen. Also haben sie intensiv nach alternativen Wegen gesucht, mit denen sich ein Weiterbetrieb doch noch ökonomisch rechtfertigen ließe. Es wurden drei Varianten geprüft. Vergeblich.
„Für eine von der Politik gewünschte Gaseinspeisung anstatt der Stromproduktion ist die Anlage mit 500 Kilowatt zu klein “, so Werthmann, „dafür müssten wir das Gas auf Erdgasqualität aufbereiten. Das ist erst rentabel wenn die Anlage dreimal so groß ist.“ Für eine zweite Alternative, eine sogenannte „Hofbiogasanlage“ mit 75 Kilowatt elektrischer Leistung, ist die Anlage wiederum zu groß. „Außerdem“, so Werthmann, „ist für diese Anlage festgelegt worden, das nur weniger als 20 Prozent Hühnermist eingesetzt werden dürfen. Warum? Das verstehen wir nicht.“
Politik will Reststoffe aus Landwirtschaft in Anlagen
Politisch gefordert ist, zukünftig Biogasanalgen mit Abfall und Reststoffen aus der Landwirtschaft zu betreiben. Die dritte Variante, die Anlage so zu gestalten, dass statt Mais Pferdemist genutzt werden kann, ist leider auch gescheitert. „Es wäre eine spezielle Strohaufarbeitungsanalge nötig, um die Energie in strohhaltige Reststoff wie Pferdemist, für die Bakterien verfügbar zu machen. Entsprechende Anlagen funktionieren in Österreich. Jeder Reiterhof ist dankbar, wenn man den Mist abnimmt“, sagt Baumeister, „wir hätten ein Pilotprojekt für Deutschland sein können, haben sogar eine Baugenehmigung in der Schublade.“
Dreimal habe man beim Land um eine Pilotförderung gebeten. Das erste Mal sogar noch unter einer rot-grünen Regierung. Dreimal habe man eine Absage kassiert. „Ein Landwirt in Schleswig-Holstein hat uns mittlerweile überholt“, sagt Baumeister, „mit Unterstützung durch das Land.“
Hühnermist wird bald bis nach Köln gefahren
Der Hühnermist, der bislang in die Anlage gegangen ist, wird künftig per Lkw nach Köln gefahren. „Das alles ist ökologisch hochgradiger Schwachsinn“, so Udo Baumeister. Hinzu kommt: Auch die Abwärme der Anlage hat der Betrieb im beschaulichen Brenscheid genutzt, um damit Eier zu kochen und den gesamten Betrieb zu beheizen. Dafür braucht es jetzt eine eigene 250 kW Heizanlage mit Erdgasbetrieb.
Baumeister aber glaubt fest, dass er lange nicht der einzige ist, der künftig keinen Strom mehr produzieren wird. „Laut Biogasfachverband gibt es rund 9500 Anlagen in Deutschland“, so der Landwirt, „bei diesen schlechten Rahmenbedingungen geht der Fachverband davon aus, dass zwei Drittel stillgelegt werden. Wo dann der Ökostrom für die Energiewende herkommen soll – für mich ist das ein Rätsel.“