Hagen. Klaudia Kubert wohnt in der vermüllten Badstraße. Was sie über den Dreck vor ihrer Haustür denkt. Und was die Waste Watcher den Bürgern nutzen.
Die Resonanz auf unsere heutige Berichterstattung ist riesig. Unsere Zeitung hatte über den haltlosen Zustand der Vermüllung in der Badstraße informiert. In dem Artikel „Dreck und Müll werden immer schlimmer“ sowie in dem dazugehörenden Kommentar „Akt der Verzweiflung“ geht es um die Reinigungsaktion, die Eigentümer und Mieter von Läden und Wohnungen in der Badstraße in Hagen durchgeführt haben.
Einige der vom Müll und Unrat auf dem Platz zwischen Netto, Backwerk und Barbershop angewiderten Anrainer hatten am Dienstag ein privates Reinigungsunternehmen, das mit einem Heißwasser-Spezialgerät anrückte, auf eigene Kosten engagiert.
Auch Klaudia Kubert wohnt in direkter Nähe des verdreckten Platzes. Die 60-Jährige hat eine Wohnung in der vierten Etage des Gebäudes in der Badstraße 6 gemietet, „seit zwölf Jahren wohne ich dort und hab’ mich bis vor einiger Zeit dort auch immer wohl gefühlt, aber heute?“, sagt die Hagenerin mit verärgerter Stimme.
Als sie einen Abend zuvor von der Arbeit nach Hause gekommen sei, hätte schon wieder eine Gruppe Jugendlicher vor ihrer Tür rumgelungert, „und es liegen wieder Müll und etliche Zigarettenstummel auf dem Vorplatz“. Was sie von der privat organisierten Reinigungsaktion hält? „Eigentlich eine gute Sache, aber das alles nutzt nichts. Ein paar Stunden später sieht es hier doch wie vorher aus“, so die Mieterin desillusioniert.
Leere Flaschen im Hausflur
In ihrem Hausflur würde sie ständig über leere Flaschen stolpern, und wenn sie das Haus betreten wollte, würde sie häufig „blöd angemacht“, sagt Klaudia Kubert genervt, „was sich hier abspielt, ist einfach nur traurig“.
Ob sie mit dem Gedanken spiele, wegzuziehen? „Ich bin gehbehindert. Die Wohnung liegt sehr zentral, und der Netto-Markt ist direkt vor der Tür. Das sind für mich große Vorteile“, so die 60-Jährige, „sonst hätte ich vermutlich längst das Weite gesucht“.
Auch die übrigen Mieter würden unter der Vermüllung leiden, „eine ältere Dame aus einer der oberen Etagen hat häufig abends mit Wasser und Schrubber den Platz vor unserem Eingang gereinigt. Weil sie sich für den Dreck geschämt hat, wenn sie Besuch bekam. Aber die alte Frau hat mittlerweile auch aufgegeben“, sagt Klaudia Kubert mit trauriger Stimme.
Volme-Galerie ist für die Sauberkeit des Platzes zuständig
Für die Sauberhaltung des Platzes ist übrigens die Volme-Galerie als Eigentümerin der Fläche zuständig. „Mit unseren eigenen Reinigungskräften und unserem Security-Dienst versuchen wir, die Situation in den Griff zu bekommen“, versichert Center-Managerin Lisa Radau auf Nachfrage unserer Zeitung.
Der Hagener Entsorgungsbetrieb HEB darf sich laut Straßenreinigungsgesetz nicht allein um den Platz kümmern, da es sich um eine Anliegerfläche, also um Privatgelände, handelt.
Doch es gibt auch Erfolge zu vermelden: Die Waste Watcher (Abfall-Überwacher) haben während einer Nachtschicht am Wochenende zum Beispiel in vier Fällen Personen auf frischer Tat beim Abladen von Sperrgut und weiterem Hausmüll ertappt.
Im Fokus der Kontrolle standen bekannte Bereiche, in denen immer wieder Müll illegal entsorgt wird. Die Mitarbeiter waren in zivil unterwegs und haben die Bereiche Graf-von-Galen-Ring, Bredelle, Wehrstraße sowie Tillmannsstraße überwacht.
Bußgeld für Müllsünder
Die Müllsünder müssen mit einem Bußgeld in Höhe von 400 Euro zuzüglich Gebühren und Auslagen rechnen. Außerdem müssen sie die Entsorgungskosten, die je nach Müllmenge noch einmal bis zu 200 Euro pro Vorfall betragen können, tragen.
Die Waste Watcher haben im Rahmen dieser Kontrollaktion eine halbe Tonne Müll eingesammelt und entsorgt.
Neben der illegalen Müllentsorgung fielen den Mitarbeitern noch acht Personen auf, die ihre Zigarettenkippen achtlos auf den Boden geworfen haben.
Gegen die Verursacher wurden entsprechende Anzeigen bei der Bußgeldstelle vorgelegt. Auf die Betroffenen wartet nun ein Bußgeld in Höhe von je 100 Euro.