Hagen. Die Förderschule Friedrich von Bodelschwingh ist in Hagen-Wehringhausen verankert. Nun soll sie dort weg. Die Schulkonferenz wehrt sich.
Die Förderschule Friedrich von Bodelschwingh steht einer Umsiedlung von Wehringhausen in die Selbecke ausgesprochen kritisch gegenüber. Das geht aus einem Schreiben der Schulkonferenz hervor, das allen Mitgliedern des Stadtrates, der in seiner Sitzung am Donnerstag die Schulentwicklung in Hagen diskutiert, vorliegt.
Die Bodelschwingh-Schule sei seit 117 Jahren fester Bestandteil der Schullandschaft in Haspe, Wehringhausen und Hagen-Mitte, heißt es in dem Protestbrief. In diesen Jahren habe sie öfter ihren Standort gewechselt, sei jedoch immer in den genannten Stadtteilen angesiedelt gewesen und eine für viele Eltern nicht wegzudenkende Institution. Zudem bestehe in den genannten Stadtteilen ein hoher Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung.
Platz schaffen für vierte städtische Gesamtschule
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Die Bodelschwingh-Schule, eine Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen, soll bekanntlich ebenso wie die ebenfalls im Schulzentrum Wehringhausen untergebrachte Freie evangelische Gesamtschule (FESH) ausziehen, um Platz für die vom Stadtrat beschlossene Gründung einer vierten städtischen Gesamtschule zu machen. Die Planungen der Stadt sehen vor, dass die Bodelschwingh-Schule in das Gebäude der ehemalige Förderschule August Hermann Francke an der Selbecker Straße, das dazu renoviert und ausgebaut werden soll, zieht.
Es sei aber zu befürchten, so die Schulkonferenz, dass die Erziehungsberechtigten und deren Kinder nicht dazu bereit seien, den weiten Fahrweg von Haspe bzw. Wehringhausen bis in die Selbecke in Kauf zu nehmen. Die Förderung der Schüler würde damit von Fahrwegen abhängig gemacht. Sollte dies dennoch geschehen, könnten erhebliche Fahrtkosten entstehen. Viele Schüler bräuchten sicherlich den Schülerspezialverkehr oder einen Betreuer, da Wahrnehmungsstörungen, kognitive Einschränkungen etc. das Zurechtfinden im Busverkehr erschwerten.
Zusammenarbeit im Stadtteil
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Hinzu komme, dass die Bodelschwingh-Schule im Stadtteil vernetzt sei: „Wir kooperieren nicht nur mit den Grundschulen, sondern arbeiten mit Kirchen, Schulungszentren, Vereinen, dem Runden Tisch Wehringhausen, dem Jugendzentrum Paulazzo und den ansässigen Betrieben eng zusammen.“
All dies, was in jahrelanger Arbeit aufgebaut wurde, sei mit einem Umzug in die Selbecke natürlich beendet: „Gewachsene Strukturen würden zerstört.“ Auch im Report über den Hagener Schulindex seien Argumente zu finden, die gegen einen Umzug sprächen. Laut einem Bericht des Fachbereichs Bildung, in dem es um den steigenden Unterstützungsbedarf an Hagener Schulen gehe, gehörten die Schulen in Wehringhausen und Haspe den Typen 3 bis 5 an, wobei Typ 5 für die am meisten belasteten Stadtteile stehe (viele Schüler mit Zuwanderungsgeschichte etc.). Das Gebäude in der Selbecke befinde sich dagegen in einem Stadtteil mit dem Schulsozialindex Typ 2.
Kontakt droht abzubrechen
Viele Bodelschwingh-Schüler hätten vorher eine Regelschule in Haspe oder Wehringhausen besucht oder hätten das Ziel, erneut in eine Regelschule zu wechseln. Eine Standortverlegung würde im Zweifel bedeuten, dass der Kontakt zu den Eltern und den Familien erschwert werde oder gar abbreche.
Einem Umzug innerhalb von Haspe oder Wehringhausen würde man zustimmen, so die Schulkonferenz: „Einem Wechsel des Stadtteils stehen wir kritisch gegenüber.“