Lennestadt/Finnentrop. Nach dem Hochwasser ist im Kreis Olpe eine große Welle der Solidarität spürbar. Aber auch für die Hochwasser-Opfer in der Eifel wird gesammelt.

Viele Keller im östlichen Kreisgebiet sind mittlerweile wieder gereinigt, aber an einigen Brennpunkten sieht es auch am zweiten Tag nach dem Starkregen verheerend aus. Die Kreuzbergstraße in Oberelspe zum Beispiel stand am Freitagmorgen immer noch unter Wasser. Unterdessen folgt der Flutwelle eine riesige Welle der Solidarität.

„Es wird spontan organisiert und viele machen sofort mit, eine tolle Sache“, findet Bürgermeister Tobias Puspas. Aber die Menschen wollen auch finanziell helfen. Bei der Stadt kommen viele Anregungen an, Spendenkonten in den Dörfern einzurichten. Es wird gefragt, ob die Stadt nicht einen Hilfsfonds auflegen könne. „Wir werden die Ideen sammeln und entscheiden, wie wir da vorgehen“, so der Bürgermeister.

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Wie groß der finanzielle Schaden durch das Hochwasser ist, ist noch völlig unklar. „Wir sind noch nicht soweit, dass wir das beziffern können, das wird auch noch einige Tage dauern“, so Puspas: „Wir gehen davon aus, dass die Kosten für die Stadt im dicken sechsstelligen Bereich liegen werden.“ Dazu kämen die Schäden der Betroffenen an ihren Häusern. Bei vielen sei ein großer Teil des Hausrats nicht mehr brauchbar.

Die Straße zwischen dem Ober- und Unterbecken in Rönkhausen ist nach dem Starkregen und dem Hochwasser zum Teil aufgebrochen. Die Gemeinde Finnentrop hat die Straße mit Betonbarrieren für den Verkehr gesperrt. 
Die Straße zwischen dem Ober- und Unterbecken in Rönkhausen ist nach dem Starkregen und dem Hochwasser zum Teil aufgebrochen. Die Gemeinde Finnentrop hat die Straße mit Betonbarrieren für den Verkehr gesperrt.  © Britta Prasse | Britta Prasse

Zur Schadenshöhe im Gemeindegebiet Finnentrop vermag Bürgermeister Achim Henkel zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen. Das Hochwasser habe nicht nur Häuser verwüstet, sondern ganze Straßen wie die Glingestraße oberhalb von Rönkhausen zerstört.

Er würde es aber begrüßen, wenn nicht nur Land und Bund bei den Hilfeleistungen einspringen, sondern auch die EU. „Das, was hier passiert ist, ist eine Katastrophe. Man müsste schauen, ob es dafür europäische Fonds gibt. Zumindest geht der Europaabgeordnete Peter Liese davon aus, dass sich die EU nach einem solchen Unglück beteiligen könnte.“ Gemeint ist der Solidaritätsfonds der Europäischen Union (EUSF). Dieser wurde nach schweren Überschwemmungen in Mitteleuropa im Sommer 2002 ins Leben gerufen und soll im Fall von großen Naturkatastrophen solidarische Hilfe leisten.

Viele Schadensmeldungen bei Versicherungen

Im günstigsten Fall springt die Versicherung ein. Die Flut von Wassermassen löste im Anschluss eine Flut von Schadensmeldungen bei den regionalen Versicherungsagenturen an. Stephan Messerschmidt von der Provinzial Selbach & Messerschmidt in Grevenbrück berichtet im Gespräch mit unserer Redaktion von geschätzt 80 Schadensmeldungen nur aus seiner Kundschaft: „Die Vertretungen vor Ort erhalten Sondervollmachten, so dass wir die Schäden unbürokratisch und schnell bearbeiten und ausgleichen können. Die hauptsächlichen Schadensmeldungen kommen aus Elspe, Oberelspe und Oedingen, also dem Oenetal. Kunden in Grevenbrück, Meggen und Maumke scheinen nicht betroffen zu sein.“

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Dazu müsse man wissen, so Messerschmidt, dass die Provinzial der größte Gebäudeversicherer in NRW sei, „deshalb haben wir natürlich auch eine höhere Dichte an Schadensmeldungen.“ Die weitaus meisten Schadensmeldungen drehten sich um vollgelaufene Keller. „Das ist der Klassiker.“

Der Oberbegriff, unter den Naturkatastrophen wie Hochwasser fielen, laute Elementarschaden-Versicherung: „Da gehört auch ein Erdrutsch dazu, Erdbeben, ein Vulkanausbruch, im Prinzip alle Naturgewalten“, sagt Messerschmidt. Grundlage für eine solche Versicherung seien sogenannte Zürs-Zonen (Zürs steht für Zonie­rungs­sys­tem für Über­schwem­mungs­ri­siko). Jede Straße und jedes Haus werde dort einer individuellen Betrachtung unterzogen, wie das Risiko zu bewerten sei. Zum Beispiel, ob und wie nah sich ein Haus an einem Gewässer befinde und ob es in einer Starkregenzone stehe. Grundsätzlich sei jedem Hausbesitzer vor allem in Flussnähe eindringlich zu einer solchen Versicherung zu raten.

>>> Spenden auch für Hochwasser-Opfer in der Eifel

Auch für die noch heftiger vom Unwetter betroffenen Regionen in der Eifel und entlang der Ahr wächst die Hilfsbereitschaft. Die Spedition Heuel stellt einen Lkw zur Verfügung, um Hilfsmittel zum Nürburgring zu bringen, wo eine Sammelstelle für Spenden eingerichtet wurde. Wer Kleidung, Haushaltsgegenstände wie Geschirr, Töpfe oder Besteck, Hygieneartikel oder Kinderspielzeug abgeben möchte, kann die Spenden in Kartons oder Säcken am Freitag von 18 bis 20 Uhr und am Samstag von 8 bis 9.30 Uhr am Speditionsstandort in der Industriestraße 2 in Drolshagen abgeben.

Das Landwirte-Netzwerk „Land schafft Verbindung“ hat bei Steffen Schlabach, Rheinauer Straße 8a in Hünsborn (Industriegebiet Weber Haus) eine Sammelstelle für Sachspenden eingerichtet. Es werden vor allem Handtücher, Hygieneartikel, Decken, Bettwäsche und Schlafsäcke gebraucht. Bis 18 Uhr können die Spenden abgeben werden. Den Transport in die Hochwassergebiete übernehmen die Landwirte.