Hagen. Das Hagener Freilichtmuseum wurde 1960 gegründet und ‘73 eingeweiht. Was bis heute sein Alleinstellungsmerkmal ist und wann die Wegebahn kommt.
Die Vergangenheit: Der Initiator für das Museum war Wilhelm Claas
Schon Ende der 1920er-Jahre bemühten sich Ingenieure und Heimatschützer, technische Denkmale für die Nachwelt zu bewahren. 1929 hatte Wilhelm Claas die Idee, in Hagen ein „Freilichtmuseum Technischer Kulturdenkmale“ zu gründen.
Der Initiator schlug 1930 das Mäckingerbachtal als Standort für ein entsprechendes Museum vor. Es sei ein wunderschönes, schmales Tal mit drei kleinen Bächen, das sich herrlich in die Natur einbette, und es verfüge über die für die Gewerbe im 18. und 19. Jahrhundert wichtigen natürlichen Standortfaktoren Wind, Wasser und Wald.
2. Weltkrieg bremst Pläne aus
Der 2. Weltkrieg bremste die Pläne für das Museum aus, ab 1951 setzte sich die Stadt Hagen dann aber für die Umsetzung der Claas’schen Idee ein. Um die Konzeption der Pläne auf die 1950er- und 1960er-Jahre zu übertragen, stellte die Stadt 1952 den Bauingenieur und späteren Museumsleiter Fritz Helmut Sonnenschein ein.
Obwohl der Kauf des für den Standort vorgesehenen Geländes in der Selbecke durch die Stadt Hagen erfolgte, distanzierte sie sich von seiner potenziellen Trägerschaft. Ebenso wie die industriellen Unternehmen der Region, die die Bewahrung ihrer technischen Vergangenheit unterstützten, sah die Stadt diese Aufgabe aufgrund der gesamtwestfälischen Bedeutung und der eigenen, nicht rosigen finanziellen Lage beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).
Der LWL stellte schließlich die finanziellen und personellen Mittel zur Verfügung, und das Museum konnte 1960 gegründet werden.
In den Folgejahren wurden Häuser und Werkstätten auf dem 42 Hektar großen Areal aufgebaut, und offiziell eingeweiht wurde das „LWL Freilichtmuseum Hagen“ schließlich am 1. Mai 1973.
Die Gegenwart: Acht Millionen Gäste
Das Freilichtmuseum beheimatet heute 55 historische Gebäude mit 60 Werkstätten. Insgesamt sind im Museum 115 Mitarbeiter beschäftigt Die Museumsgastronomie (früher „Haus Letmathe“) ist vor einigen Jahren vom oberen Teil des Areals auf den großen, zentral gelegenen Marktplatz gezogen und nennt sich heute „Museumsterrassen“.
Die Saison im Mäckinger Bachtal läuft regulär vom 1. April bis 31. Oktober. Pro Saison besuchen 130.000 bis 140.000 Besucher das weitläufige Gelände. Seit der Eröffnung 1973 haben rund acht Millionen Besucher das Museum kennengelernt.
Der Grundgedanke, in den Häusern und Werkstätten auch Vorführungen anzubieten, wird seit jeher gepflegt. Heute gibt es zahlreiche interaktive Aktionen, die die oftmals jungen Gäste zum Mitmachen animieren. „Unsere Vorführbetriebe haben sich in den vergangenen 30 Jahren zu einem Alleinstellungsmerkmal des Museums entwickelt“, unterstreicht Leiter Dr. Uwe Beckmann. Und weiter: „Unser Konzept ist einmalig in Europa: Wir sind das einzige Freilichtmuseum, das sich ausschließlich der Geschichte von Handwerk und Technik widmet. Und wir sind das einzige technik-historische Museum in Form eines Freilichtmuseums.“
Beliebter Weihnachtsmarkt und frisch gebackenes Brot
Außerhalb der Saison öffnet das Museum auch an bestimmten Wochenenden in der Vorweihnachtszeit. Zu dem beliebten Weihnachtsmarkt, der sich über das gesamte Gelände erstreckt, pilgern tausende Besucher aus Hagen und den Nachbarstädten. Außerdem überaus beliebt bei den Gästen: das in der museumseigenen Bäckerei frisch gebackene Brot.
Die Zukunft: Museumsbahn ab Mitte 2023
Der Startschuss zum Großprojekt Museumsbahn ist jüngst gefallen. Bis die Wegebahn allerdings die Besucher zur ersten Fahrt einlädt, wird es wohl noch bis Mitte 2023 dauern.
„Derzeit sind wir mit dem Neubau des Eingangsgebäudes beschäftigt“, erklärt Museumsleiter Dr. Uwe Beckmann. Besagter Neubau besteht aus einem 30 Meter langen Trakt, in dem auch der Museumsshop integriert wird. Die Einweihung des Gebäudes ist für die erste Jahreshälfte 2022 geplant.
Die Wegebahn – eine Art Bimmelbahn, wie man sie beispielsweise aus Kurorten kennt – soll elektrisch angetrieben werden. „Wir sind mit drei Anbietern im Gespräch“, sagt Beckmann.
Die Museumsbahn soll zeitgleich bis zu 60 Personen auf einer Strecke von drei Kilometern vom unteren in den oberen Museumsbereich (und wieder zurück) bringen.