Hagen. Die heutige Folge unserer Sommerserie beinhalt den Aufschwung und Fall der Elberstuchfabrik in Hagen und blickt auf die heutigen Elbershallen.
Gestern: Start des Färbereibetriebes bereits 1822
Das 45.000 Quadratmeter große Firmengelände der ehemaligen Baumwolltextilfabrik Gebrüder Elbers liegt am Rande der Hagener Innenstadt und war für die wirtschaftliche Entwicklung der Volmestadt von immenser Bedeutung.
Der Firmengründer Carl Johann Elbers startete bereits 1822 mit einem Färbereibetrieb und baute diesen Schritt für Schritt aus. Seine drei Söhne setzten sein das Lebenswerk fort, gliederten eine Maschinenfabrik, eine Weberei und Spinnerei an und schufen 1850/60 einen Werkskomplex, der bis heute das Erscheinungsbild des Quartiers Oberhagen prägt.
1860 das größte Unternehmen im Kreis Hagen
In den 1860er Jahren wurde die Produktion deutlich vergrößert und sie wurde unabhängig von der Lieferung von Rohgewebe. Da sich der Betrieb aus baulicher und technischer Sicht stets den veränderten Marktbedingungen anpasste, war die Textilfabrik 1860 das größte Unternehmen im Kreis Hagen. 1864 waren 500 Webstühle in Betrieb und die Spinnerei produzierte mit 10.000 Spindeln.
Bereits ab 1899 wurde die gesamte Druckerei samt sämtlicher Nebenbetriebe elektrisch betrieben.
Ende des 20. Jahrhunderts war mit der Erfolgsgeschichte dann allerdings Schluss. Rückläufige Konjunktur, schlechte Zahlungsmoral der Kundschaft, Modetrends, die sich immer schneller veränderten, und ein interner Betrugsskandal, der die Firma Millionen kostete, brachen dem Unternehmen schließlich den Hals.
1996/’97 mussten die Elberdrucke schließen – der letzte Großbetrieb in der Hagener Innenstadt war damit Geschichte.
Heute: Hotspot in Hagen
Nachdem die Textilfabrik Elbers 1996/97 schließen musste, wurden sofort Pläne, wie es mit dem Areal weitergehen soll, geschmiedet. Schließlich sollte verhindert werden, dass über Jahre eine ungenutzte Industriebrache das Stadtbild stört. Die Privatinvestoren Kreke, Kieft und Wabbel kauften den gesamten Komplex und starteten 2000 mit dem Umbau der Säulenhalle samt Umgestaltung der angrenzenden Räumlichkeiten in eine Discothek. Es mussten Kanäle verlegt und eine komplett neue Infrastruktur geschaffen werden. Parallel dazu wurde 2003 aber auch der überwiegende Teil der ehemaligen Betriebs- und Verwaltungsgebäude unter Denkmalschutz gestellt.
Mit der Realisierung der Großdisco Funpark siedelten sich weitere Betriebe aus den Bereichen Gastronomie, Freizeit und Kultur an. „Das Besondere am Konzept der Elbershallen war und ist es noch immer, dass mit Interessenten gemeinsam neue, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Projekte entwickelt werden“, erklärt Elbershallen-Geschäftsführer Christian Isenbeck und resümiert nicht ohne Stolz, dass das Elbers-Areal heute der Hotspot in Hagen sei – und das nicht nur für eigene Bürger, sondern auch für Besucher aus der Region.
Tagesbetrieb und gemischtes Publikum
Das anfängliche Problem der mangelnden Tagesfrequenz wurde behoben, in dem Mietverträge mit sozialen und kirchlichen Einrichtungen geschlossen wurden. „Diakonie und Bethel bringen Tagesbetrieb und ein gemischtes Publikum auf das Gelände“, sagt Christian Isenbeck. Und die Mischung aus Gastronomie, Kultur und Freizeit schaffe Synergien: „Heute besuchen Sportliche die Trampolinhalle ,Sprungwerk’ und gehen danach in der Bar Essence etwas trinken. Oder nach dem Theater an der Volme kehrt man vielleicht noch zum Essen ins Ristorante Artischocke ein.“
Morgen: Wohlfühlcharakter weiter steigern
Wie die Zukunft des Elbers-Quartiers aussehen soll? Für Geschäftsführer Christian Isenbeck gibt es da nur eine Antwort: „Wir werden das Gelände stetig aufwerten, um so den Wohlfühlcharakter weiter zu steigern.“
So sollen geschmackvolle Pflasterungen zwischen den einzelnen Gastrobetrieben den Besuchern mehr Komfort bieten und die Passage, die vom Parkhaus aufs Areal führt, soll mit Graffiti verziert werden. „Außerdem arbeiten wir weiter am Klimaschutz“, unterstreicht Isenbeck und liefert Beispiele. Anfang des Jahres wurde eine Ladestation für E-Bikes, die kostenlos genutzt werden kann, eingerichtet. „Und demnächst werden wir eine zweite Ladestation für die Mitarbeiter der Kirchenverwaltung errichten“, so Isenbeck.
Ende August wird das „Technikzentrum Hagen“, ein Schulungszentrum für Handwerk und Industrie, das u.a. die SIHK und der Arbeitgeberverband Südwestfalen ins Leben gerufen haben, in einer ehemaligen und bis vor kurzem nur als Abstellplatz für Lkw und Radlager genutzten Halle eingeweiht.
200 Quadratmeter große Räumlichkeiten
In den 200 Quadratmeter großen Räumlichkeiten mit Empore werden MINT-Fächer (Naturwissenschaften) gelehrt. „Es gibt dort sechs EDV-Arbeitsplätze, 3-D-Drucker, Drahtbiegemaschinen und vieles mehr“, so Christian Isenbeck.