Altenhundem. Die Discounter-Märkte in der Lennestädter City brauchen mehr Platz. Warum Aldi in Altenhundem anbauen darf, Konkurrent Lidl aber nicht.
In einigen Wochen wird „die neue Aldiwelt auch in Altenhundem zuhause sein“, sagt Prof. Dr. Stephan Becker, Chef der Becker Immobilien GmbH und Co. KG mit Sitz in Welschen Ennest. Das Unternehmen ist Besitzer und Verpächter des Hundem-Lenne-Centers (HLC) in Altenhundem. Den Kunden des Einkaufszentrums sind die großen Container auf dem abgesperrten Kundenplatz schon länger aufgefallen und im Innern des Gebäudes wird bereits kräftig abgerissen und umgebaut.
Der Grund dafür: Der Aldi-Markt an der Stirnseite Richtung Kirchhundem wird umgebaut und erweitert. Die Baugenehmigung liegt vor. Die Verkaufsfläche steigt dann um ca. 200 auf 1056 Quadratmeter. „Wir bewegen uns innerhalb des 2007 festgelegten Baurechts“, so Becker. Danach wären hier sogar eine Verkaufsfläche bis zu 1300 qm möglich, so Professor Becker. Um den nötigen Platz für die Erweiterung zu schaffen, werden drei Handelseinheiten (HLC) zusammengelegt. Das Textilunternehmen Ernstings family ist bereits in Richtung Ortsmitte umgezogen, und auch ein Frisörsalon hat die Mietfläche bereits geräumt, so dass sich Aldi weiter ausbreiten kann.
„Wir haben ungern auf Ernstings family verzichtet, aber es ist uns gelungen, das Unternehmen an einen anderen Standort zu vermitteln, damit der familienorientierte Textilanbieter Altenhundem erhalten bleibt“, so Becker.
Die Erweiterung der Aldi-Verkaufsflächen sei schon länger geplant gewesen als Teil einer langfristigen Strategie. Der wichtigste Grund dafür ist die akute Platznot. Denn wie bei allen Discountern ist das Non-Food, aber auch das Food-Sortiment ständig gewachsen.
Sortiment wächst immer weiter
„Früher gab es zwei oder drei verschiedene Pizzasorten, heute sind es 12 bis 15“, nennt Stephan Becker ein klassisches Beispiel: „Der Trend zur Sortimentsvergrößerung und Produktdifferenzierung ist da.“ Nicht nur bei Aldi, sondern bei allen Discountern. Und immer öfter und schneller würden bestimmte Artikelgruppen zu sogenannten „Schnelldrehern“. Beispiel Bio und vegan. In kurzer Zeit haben sich diese Segmente zu etablierten Pfeilern des Foodbereichs entwickelt. Ähnliches gilt für Weine. Becker: „Der Kunde erwartet das heute.“ Ebenso eine adäquate Präsentationsfläche, das alles braucht mehr Platz.
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Die Ladenflächenerweiterung soll aber nicht nur ein Versetzen von Wänden beinhalten, sondern es geht auch ans Eingemachte. Der Boden wird komplett neu verfliest, es gibt neue Decken, die Fensterfront zum Parkplatz wird geändert.
Weil das nicht während des Verkaufs möglich ist, wird der Markt demnächst für etwa sechs Wochen geschlossen. Anschließend eröffnet die Aldiwelt in Altenhundem neu. Der Markt wird dann so ähnlich aussehen wie der noch relativ neue Aldimarkt an der Bruchstraße in Olpe. Stephan Becker ist überzeugt, dass der neue Aldi positiv auf das Ortszentrum abstrahlen werde: „Wir machen das im üblichen, guten Miteinander mit der Stadt“, betont der Immobilien-Fachmann.
Vergrößern will sich auch Lidl, der größte Mitbewerber unter den Discountern in der Lennestädter City - und das bereits seit 2018. Aber in den Lennewiesen wird das Vorhaben, auf 1300 qm Verkaufsfläche aufzustocken, von der Stadt blockiert. In der kommenden Sitzung am Mittwoch (18 Uhr; Sauerlandhalle) wird die Stadt voraussichtlich eine nochmalige Veränderungssperre beschließen.
Lidl darf nicht vergrößern
Warum darf Aldi anbauen und Lidl nicht, fragt sich nicht nur die SPD-Fraktion im Stadtrat, die in der Veränderungssperre mehr eine Verhinderungssperre sieht? Verwaltung und CDU sehen das anders. Die Stadt will den Lidl-Standort Lennewiesen und den Ortskern durch Bebauungspläne neu ordnen. Als Grundlage soll zunächst ein neues Einzelhandelsgutachten durch die GMA (Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH) erstellt werden. Die Ergebnisse sollen Mitte 2021 vorliegen. Erst danach können laut Stadt die genauen Festsetzungen im Bebauungsplan Nr. 180 erarbeitet werden.
Die besagte Veränderungssperre soll zunächst verhindern, dass in der Zwischenzeit Genehmigungen erteilt werden können oder müssen, die den Planungsabsichten der Stadt entgegenstehen.
Darüber hinaus gilt der Bereich wegen der benachbarten Sauerlandhalle als recht sensibel. Die Stadt Lennestadt will tunlichst vermeiden, dass es durch bauliche Veränderungen zu Nutzungsbeschränkungen der Halle kommen könnte. Bürgermeister Tobias Puspas sagte im letzten Fachausschuss, die Stadt wolle versuchen, zusammen mit Fachleuten die Entwicklung des Einzelhandels in Altenhundem in die richtige Richtung zu lenken. „Es geht hier nicht darum, etwas zu verhindern.“