Hagen. Der Ukraine-Krieg und die Energie-Krise setzen Vermieter und Mieter in Hagen gleichsam unter Druck. Nötige Modernisierungen werden zum Problem.

Wie dramatisch die Lage für Mieter und Vermieter angesichts des Ukraine-Kriegs und der dadurch gestiegenen Energiekosten aktuell ist, das spüren sie bei „Haus und Grund“ in Hagen gerade mit voller Wucht. Auf die Juristin Claudia Scholten, die das Amt der Geschäftsführerin gerade nach 17 Jahren von Klaus Völk übernommen hat, kommt viel Arbeit zu. Gerade, dass zahlreiche Heizungsanlagen in Hagen deutlich über 30 Jahre alt sind, zwingt die Vermieter mehr und mehr in eine risikoreiche Position. (Keine Nachricht aus Hagen mehr verpassen: Hier geht es zum Online-Newsletter)

Klaus Völk übergibt an Claudia Scholten

Dass auf Klaus Völk, einen gelernten Heizungs- und Lüftungsfachmann, die Juristin Claudia Scholten folgt, ist auch ein Vorgriff auf den hohen Beratungsbedarf, der kommt, aber auch auf die juristischen Auseinandersetzungen, die folgen werden. War es auch Aufgabe von „Haus und Grund“ Streitigkeiten rund um Lärm, gegenseitige Rücksichtnahme oder Störungen in Mietverhältnissen zu befrieden, kommt nun der große Energieschlag.

Wechsel bei Haus und Grund: (von links) Werner Reinhardt, Vorsitzender des Vereins, Claudia Scholten Geschäftsführerin und ihr Vorgänger Klaus Völk.
Wechsel bei Haus und Grund: (von links) Werner Reinhardt, Vorsitzender des Vereins, Claudia Scholten Geschäftsführerin und ihr Vorgänger Klaus Völk. © Unbekannt | Michael Kleinrensing

„Sanierungen werden gefordert. Und bei neuen Heizungen werden 65 Prozent erneuerbare Energien als Maßstab angelegt“, sagt der scheidende Geschäftsführer Völk im Gespräch. „Aber den Vermietern wird es sehr erschwert, die hohen Kosten auf die Miete umzulegen.“ Seit 1. Januar 2019 dürfen Vermieter die jährliche Miete um bis zu 8 Prozent der Modernisierungskosten für die Wohnung erhöhen. Aber nur bis zu 3 Euro pro Quadratmeter innerhalb von sechs Jahren. Vorher waren es 11 Prozent – ein spürbarer Einschnitt.

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Mietniveau in Hagen sehr gering

„Und um den Energieanforderungen gerecht zu werden, ist man fast schon gezwungen, bei Heizungen Hybrid-Modelle zu nehmen. Also ein Mix aus Gas und Photovoltaik zum Beispiel“, so Völk. Die Kosten treibe das weiter in die Höhe. Ohnehin sei es ja so, dass das Mietniveau in Hagen angesichts des alten Bestandes zu gering sei. „Klaus Völk: Das ist jetzt besonders vor dem Hintergrund des explodierenden Gaspreises ein Kosten-Teufelskreis für alle.“

Inflationsrate dazu bei sieben Prozent

Dazu komme die Inflationsrate von knapp sieben Prozent. 2900 Mitglieder hat Haus und Grund in Hagen. Ein nicht gerade kleiner Anteil davon ist schon älteren Semesters. „Es ist nicht einfach, für diese Vermieter, noch Darlehen für eine Modernisierung zu bekommen“, sagt Claudia Scholten. Dazu käme, dass viele Vermieter angesichts der enorm gestiegenen Kosten, eigentlich verlangen müssen, die Vorauszahlungen für Strom und Gas zu erhöhen. „Das geht aber nur mit einer ordnungsgemäßen Abrechnung“, sagt Claudia Scholten.

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Geprüft wird Kosten-Simulation

Und die kann in der diffusen Situation ja aktuell überhaupt niemand vorlegen. Und eine „Heizkosten-Simulation“, eine Art realistische Vorausberechnung, wie Scholtens Vorgänger Klaus Völk sie vorschlägt, kennt das Recht an dieser Stelle gar nicht.

Claudia Scholtens Credo für ihre Arbeit bisher, aber auch in der Zukunft, ist, dass Mieten immer ein Konsens ist. In dem genannten Spannungsfeld wird das aktuell schwierig. Vorgänger Klaus Völk wünscht sich, dass die Politik die Vermieter nicht zu den Prügelknaben der aktuellen Lage mache. Die hätten es in Hagen in der Vergangenheit ohnehin mancherorts nicht leicht gehabt.

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Immer weniger Rücksicht untereinander

Immer weniger Rücksicht werde in vielen Mietverhältnissen genommen. Oft, und Völk und Scholten formulieren das mit aller Vorsicht, würden dabei auch Kulturkreise aufeinanderprallen.

Claudia Scholten und das fünfköpfige Team von Haus und Grund wollen ihren Mitgliedern in dieser Krise, aber auch darüber hinaus weiter mit intensiver Beratung zur Seite stehen.

Ab sofort mit einer Juristin für Mietrecht an der Spitze. „Wir wollen künftig auch wieder Energieberatung anbieten. Vermieter und Eigentümer benötigen Orientierung und wir wollen sie bieten“, sagt Claudia Scholten.