Hagen. CD Waelzholz aus Hagen hat jetzt die ersten CO2-armen Coils zur Weiterverarbeitung erhalten. Hier alle Details zum Pilotprojekt.
Als technologieorientiertes Unternehmen mit Anspruch an Qualität und Innovation sind Salzgitter und Waelzholz aus Hagen frühzeitig eine Kooperation für die Herstellung und Weiterverarbeitung CO2-armen Bandstahls eingegangen: Die ersten von der Salzgitter AG produzierten CO2-armen Warmband-Coils sind nun an die Waelzholz-Gruppe ausgeliefert worden.
„Die Stahlherstellung über eine Elektroofenroute reduziert die CO-Emissionen im konkreten Anwendungsfall um 71 Prozent im Vergleich zur klassischen Hochofenroute“, teilte Waelzholz dazu mit.
Schonung des Klimas wird Wirtschaftsfaktor
Niedrige CO2-Emissionen in der Herstellung von Stahlprodukten seien neben der Schonung des Klimas ein Wirtschaftsfaktor – da sind sich Friedrich Ellebrecht, Vertriebsleiter Kaltwalzer bei der Salzgitter AG, und Andreas Reil, Vertriebsleiter bei Waelzholz einig. Reil: „Wir verzeichnen kundenseitig eine spürbar zunehmende Nachfrage nach CO2-reduzierten Stahlwerkstoffen. Diesen Trend hat auch Salzgitter frühzeitig erkannt und sich mit einer ersten Anlage für CO2armen Stahl darauf eingestellt.“
Ein Großteil der CO2-Emissionen von Stahlprodukten entsteht in der Rohstahlherstellung, weshalb für Kaltwalzer wie Waelzholz in der Frage der CO2-Reduzierung die enge Kooperation mit Lieferanten eine wichtige strategische Entscheidung ist. Ellebrecht: „Wir sind europaweit der erste Stahlhersteller, dessen CO2-Emissionen bei der Stahlherstellung im EAF-Verfahren von einer externen Zertifizierungsgesellschaft verifiziert und validiert wurden. Zudem setzen wir in diesem Verfahren nur recycelte Stahlwertstoffe ein, sodass auch die Rohstoffe zu einer niedrigen CO2-Bilanz des Flachstahls beitragen.“
Reduzierung von bis zu 95 Prozent
Die ersten Tonnen grünen Bandstahls werden nach der Weiterverarbeitung bei Waelzholz an einen international aufgestellten Stahlverarbeiter geliefert. „Viele unserer Kunden möchten zukünftig möglichst klimaneutrale Produkte anbieten. Als ersten Schritt können sie dieses CO2-arme Material in ihre Serienfertigung aufnehmen“, so Reil. Friedrich Ellebrecht ergänzt: „Einer Vielzahl der Kunden und Endverbrauchern ist es wichtig, ein real CO2-reduziertes Produkt zu erhalten, und nicht ein über Kompensationsleistungen reduziertes. Mit unserer neuen Fertigungsroute bieten wir genau diese reale Verringerung des Klimagas-Ausstoßes.“
Langfristig plant die Salzgitter AG, mit Hilfe von grünem Wasserstoff eine CO2-Reduzierung von bis zu 95 Prozent zu realisieren. „Mit der Salzgitter-Kooperation starten wir eine vielversprechende Testphase. Wir selbst statten einen Elektrobandofen und eine Haubenglühe mit H2-Ready-Brennern aus, um in diesem Jahr Tests mit klimafreundlichem Wasserstoff fahren zu können“, erläutert Einkaufsleiter Marcus Englberger einen weiteren Aspekt der Waelzholz-Strategie.
Energieverbräuche lassen sich genau zuordnen
2300 Mitarbeiter
Das 1829 gegründete Familienunternehmen Waelzholz mit Sitz in Hagen beschäftigt weltweit 2300 Mitarbeiter. An allen Standorten produziert der Technologieführer etwa 780.000 Tonnen hochwertige kaltgewalzte Stahlbänder und -profile pro Jahr.
Auf der Zielgeraden ist der Kaltwalzer bereits mit einer aufwendigen Zählerstruktur, um Energieverbräuche exakt einzelnen Produkten beziehungsweise Kundenaufträgen zuordnen zu können. Die Zertifizierung ist für diesen Herbst geplant.
Ellebrecht: „Wir freuen uns über die Kooperation mit Waelzholz, die unser CO2-armes Produkt zu kaltgewalztem Bandstahl weiterverarbeitet direkt in den Markt bringt. Eine unserer Aufgaben ist nun, die Kapazität und das verfügbare Gütenspektrum stückweise zu erweitern.“