Wenden. Wendens Bürgermeister Bernd Clemens greift unsere Berichterstattung zum Balcke-Dürr-Verkauf an. Hätte er besser mal geschwiegen. Ein Kommentar.

Einen Grundkurs zur Pressefreiheit hat Wendens Bürgermeister Bernd Clemens bereits erhalten. Die Erkenntnisse daraus sind allerdings nicht sonderlich lange hängen geblieben.

In der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Montag warf er dieser Zeitung vor, aus nicht-öffentlichen Sitzungsvorlagen zum geplanten Balcke-Dürr-Verkauf zitiert und der Gemeinde Wenden damit geschadet zu haben. Die Grenzen der Pressefreiheit seien überschritten worden, als wir exklusiv die vier Bewerber enthüllten, stellte er fest. Das habe er auch gegenüber dem Redaktionsleiter deutlich gemacht, den er schon kurz nach Veröffentlichung ins Rathaus zitiert habe.

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Ein solches Gespräch hat es tatsächlich gegeben, es war ein freundlicher Austausch – mit dem eben erwähnten Grundkurs Pressefreiheit: Von einer Quelle hatten wir die Informationen über die Bewerber erhalten. Unsere Aufgabe als vierte Gewalt ist es nun nicht, den Verkauf sicherzustellen oder gar zu fördern, sondern die Bevölkerung über relevante Entwicklungen in ihrer Gemeinde zu informieren und aufzuklären. Wir sind unseren Lesern verpflichtet, nicht den Mächtigen.

Der Bürgermeister schien das verstanden zu haben. Bis er gut eine Woche später im Haupt- und Finanzausschuss in aller Öffentlichkeit nun doch wieder einen nicht anwesenden Redakteur und den ebenfalls nicht anwesenden Redaktionsleiter angriff. Dafür, dass sie ihre Arbeit machen. Die eigentliche Frage, warum Vertreter aus Rat oder Verwaltung es offenbar als nötig erachten, vertrauliche Dokumente weiterzugeben, stellt er nicht.

Lieber Herr Clemens, gerne biete ich noch einmal einen Grundkurs zur Pressefreiheit an. Dieses Mal allerdings in meinem Büro.