Ambrock. Nach dem Ärger um den gekündigten Chefarzt schaut die Klinik Ambrock mit einem neuen Mann wieder nach vorn. Seine Ziele für die Klinik.

Wie leicht oder schwer ist es, als neuer Chefarzt in einer Klinik anzutreten, die gerade stürmische Zeiten hinter sich hat und sich vom vorherigen Chefarzt nach nicht weniger als einem Abhör-Skandal getrennt hat? „Davon lasse ich mich nicht beeinflussen“, sagt Dr. Christoph Schäfer (54). „Die Vorgeschichte ist für die Arbeit, die wir hier leisten, kein Drama, weil die Strukturen intakt sind und es hier sehr gute Mitarbeiter gibt.“ Die renommierte Klinik geht nach den Geschehnissen zuletzt offensiv mit dem nach vorne, was sie seit vielen Jahren auszeichnet: ihre Qualität und ihre Innovationsfähigkeit.

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Vorheriger Chefarzt arbeitet jetzt in Niedersachsen

Der vorherige Chefarzt der Neurologie in der Reha-Klinik Ambrock arbeitet mittlerweile in einer niedersächsischen Klinik. Er und das Ambrocker Haus hatten sich vor dem Arbeitsgericht verglichen. Vorausgegangen waren zunächst Unruhen und atmosphärische Störungen, weil dem gekündigten Mediziner vorgeworfen wurde, nur auf arabischstämmige Kollegen setzen zu wollen und das Personal auch in entsprechenden Kreisen so zu rekrutieren. Von einem „Klima der Angst“ war darüber hinaus die Rede. Als die Tochter einer Patientin schließlich damit beauftragt worden sein soll, ihr Smartphone in einem Besprechungszimmer zu deponieren und eine Besprechung von Medizinern abzuhören, zog die Ambrocker Klinikleitung die Notbremse und stellte den Mediziner wegen eines „Datenschutzvorfalls“ frei. Das ist die jüngste Vergangenheit, die man in Ambrock nun hinter sich lässt.

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Schäfer hat Ambrock-Erfahrung

Jetzt ist Dr. Christoph Schäfer der neue Mann in der Neurologie. Und mit ihm jemand, der Ambrock kennt. „Von 1994 bis 2002 habe ich hier gearbeitet und bin hier Facharzt geworden“, sagt er. Später leitete er sieben Jahre eine Klinik in Bad Camberg. Ab 2014 war er in Bad Oeynhausen tätig. Bis Ende vergangenen September war er Klinikleiter in Dortmund. „Ich habe den Ambrocker Klinik-Geschäftsführer Michael Frank dann angerufen und mich selbst ins Gespräch gebracht“, lacht Schäfer. Schnell stellten sich die Weichen auf eine Zusammenarbeit. Ab Oktober wurde Schäfer dann der neue Neurologie-Chefarzt der Klinik.

Michael Frank ist der Geschäftsführer Klinik Ambrock
Michael Frank ist der Geschäftsführer Klinik Ambrock © Unbekannt | Michael Kleinrensing

Großer Veränderungswillen

„Ich kenne noch rund 30 Prozent der Mitarbeiter hier, obwohl ich zwölf Jahre weg war. Für mich spricht das für ein gutes Maß an Identifikation mit diesem Standort“, sagt Schäfer. Er erkenne hohen Veränderungswillen bei den Kollegen. Und den wird es auch brauchen. Denn die Klinik hat sich beispielsweise vorgenommen, noch mehr Patienten zu therapieren, die noch im Erwerbsleben stehen und auch dahin zurückwollen. Und es auch können. Dr. Christoph Schäfer: „Wir sind ja für die Behandlung von MS- und Parkinsonpatienten bekannt. Früher wurden MS-Patienten sofort berentet. Heute ist es durchaus möglich, damit weiterzuarbeiten.“

Viel Geld für Weiterentwicklung

Für die Weiterentwicklung wird in Ambrock viel Geld in die Hand genommen. Zuletzt 200.000 Euro für einen robotischen Armtrainer. Mit VR-Brillen, die eine scheinbare Wirklichkeit in einer virtuellen Umgebung darstellen, wird längst Therapie betrieben. Der Kauf eines Reitroboters einer Schweizer Firma steht an. „Digitalisierung und auch die digitale Nachsorge sind wichtige Themen bei uns“, sagt Dr. Christoph Schäfer. Und Klinikleiter Michael Frank stellt fest: „Im Vergleich zur Gaming-Industrie sind Kliniken noch meilenweit zurück. Dabei können die Inhalte sehr gut in Therapien angeboten werden.“

Das Ambrocker Haus verfügt über 235 Betten in der Neurologie und hat rund 2700 Aufnahmen jährlich in der Neurologie und in der Tagesklinik. NRW-weit hat die Klinik die zweitgrößte Intensivstation für Beatmungsentwöhnung, was in der Corona-Pandemie gerade eine bedeutende Rolle spielt.

Die Klinik betreut Patienten aus dem ganzen Bundesgebiet, aber vor allem aus einem Einzugsradius von etwa 80 Kilometern.