Menden. Nach Unna sind es gerade mal 15 Kilometer, nach Lüdenscheid fast 50. Könnten Mendener sich nicht einfach in einem anderen Kreis impfen lassen?
Ab nächstem Montag werden die ersten Menschen aus dem Märkischen Kreis im Lüdenscheider Impfzentrum gegen das Coronavirus geimpft. Für diesen Schutz müssen viele Mendener ganz schön weit fahren – je nach Stadtteil rund 50 Kilometer. Könnten sie nicht auch einfach ein näher gelegenes Impfzentrum ansteuern?
Ein Mendener Senior ärgert sich über die weite Fahrt: „Ich bin über 80 Jahre alt. Warum muss ich extra nach Lüdenscheid fahren?“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion. „Nach Unna wäre es doch viel näher für mich.“
Paare müssen 400 Kilometer fahren
Auch der Mendener Gerhardt Schmidt kann die Aufteilung in Landkreise nicht nachvollziehen: „Das ist doch Quatsch, dass bei so etwas in Landkreisen gedacht wird. Vor allem bei einem so großen Flächenkreis wie dem Märkischen Kreis. Solange wir kein Impfzentrum in Iserlohn haben, ist die Fahrt nach Lüdenscheid doch ein unheimlicher Aufwand.“ Das Impfzentrum in Unna sei viel näher an Menden gelegen, „und selbst Hamm, Soest und Dortmund sind schneller zu erreichen“.
Viele Ehepaare müssten die Fahrt ja nicht nur einmal auf sich nehmen, sondern ein zweites Mal für die zweite Impfdosis, und dann noch zwei weitere Male, wenn nicht beide ihre Impftermine zeitnah am selben Tag bekommen, sondern an verschiedenen Tagen. „Da fährt ein Ehepaar insgesamt 400 Kilometer“, rechnet Gerhardt Schmidt vor. „Das ist doch gerade auch vor dem Hintergrund des Klimaschutzgedankens ein Witz.“
Unna nur 15 Kilometer entfernt
Für Gerhardt Schmidt ist die Aufteilung der Impforte in Kreise alles andere als bürgernah: „Aber über Kreisgrenzen hinaus kann die Bürokratie offensichtlich nicht denken.“
Und was passiert, wenn Bürger sich einfach in einem anderen Kreis als dem ihrigen für die Impfung anmelden? Denn das Zentrum des Kreises Unna liegt nur etwa 15 Kilometer von Menden entfernt (je nach Stadtteil).
Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) bittet die Bürger, sich nur für „ihr“ Impfzentrum anzumelden. „Es wäre gut, wenn sich jeder in dem Impfzentrum anmeldet, zu dem er kommunal gesehen gehört“, erklärt Heike Achtermann, Stabsbereichsleitung Kommunikation der KVWL. Denn: Pro Impfzentrum gibt es eine feste Zuteilung der Impfdosen, die an der Größe der Kommune bemessen wird, so Heike Achtermann. Auch wenn die Senioren, die nun zunächst geimpft werden, eine längere Fahrtzeit auf sich nehmen müssen, bittet Heike Achtermann hier um Verständnis, denn: Halten sich Impfberechtigte nicht daran, „bringt das Unruhe ins System“.
Erlass des Landes NRW
Und was passiert, wenn sich jemand dennoch in einem anderen Impfzentrum anmeldet? „Vom Erlass des Landes NRW her ist das möglich“, sagt Alexander Bange von der Pressestelle des Märkischen Kreises. Denn laut Erlass „soll niemand zurückgewiesen werden, der in die aktuelle Priorisierungsgruppe fällt und einen Impftermin im Nachbarkreis gebucht hat“.
Doch die Sorge vor „Kreissprüngen“ ist groß. Wählen viele Bürger einen anderen Kreis als ihren eigenen, geht die Berechnung der Impfstoffmengen nicht mehr auf. Deshalb sollten, so Alexander Banges eindringliche Bitte, „nur Termine im Impfzentrum des Heimatkreises wahrgenommen werden, und nur in absoluten Ausnahmefällen ein Impftermin im Nachbarkreis“.
Einlasskontrolle am Impfzentrum
Fest steht indes, dass Bürger, die beim Impfen noch gar nicht an der Reihe sind, auf alle Fälle vor Ort abgewiesen würden. „Es gibt ärgerliche Einzelfälle, wo sich Leute einfach angemeldet haben“, berichtet Heike Achtermann. Vor Ort im Impfzentrum gebe es allerdings eine Einlasskontrolle: „Und diese Menschen werden dann definitiv weggeschickt.“