Rahrbach. Aus dem alten KAB-Heim in Rahrbach soll ein Gesundheitscamp für junge Menschen mit Übergewicht werden. Der Aufwand für Um- und Anbau ist enorm.

Die Bauherren des früheren Josef-Gockeln-Hauses in Rahrbach würde es sicher freuen. Das frühere KAB-Ferienheim soll wieder eine soziale Nutzung bekommen. Schon in wenigen Monaten sollen hier die ersten Kinder und Jugendlichen mit Adipositas-Diagnose behandelt werden. Rund 180 Kinder, zum Teil mit Eltern, sollen durch eine Kombination aus Behandlung, Aufklärung und Bewegung vor den Belastungen durch die „Volkskrankheit Übergewicht“ bewahrt werden. Am Mittwoch stellten Investor und Betreiber die Pläne im Detail vor.

Während des sechswöchigen Klinikaufenthaltes sollen die Patienten im Alter von 5 bis 17 Jahren durch gesunde Ernährung und sportliche Betätigung gepaart mit psychotherapeutischer Behandlung lernen, den Teufelskreis „Adipositas“ zu verlassen. Zudem sollen auch Kinder mit Corona-Langzeitfolgen behandelt werden.

Höchste Adipositas-Quote

800.000 Kinder zwischen 5 und 18 Jahren in Deutschland haben Übergewicht, eine der höchsten Quoten in Europa. Die meisten Erkrankten werden aber nicht behandelt, auch weil 75 Prozent der Betroffenen aus sozialschwachen Familien kommen. „Es wird immer schwieriger diese Familien zu erreichen, deshalb muss das Thema mehr ins Bewusstsein geholt werden“, so Dr. med. Elmar Bergmann, Geschäftsführer der Klinik- und Beteiligungsgesellschaft.

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Um das zu erreichen, soll ein bekannter Sportler für das Thema Bewegung und ein Promikoch für das Thema Ernährung sowie auch Sportartikelhersteller im Rahmen einer Stiftung mit ins Boot geholt werden, damit „der Klinikaufenthalt den Kindern in positiver Erinnerung bleibt“, sagt Stefan Böhme, Geschäftsführer der Investorenfirma Stranger + Friends Real Estate AG aus Köln. Den medizinischen Part sollen ein Kinderarzt und ein Psychotherapeut übernehmen. Man stehe mit zwei Ärzten bereits in Kontakt. Darüber hinaus soll eine halbe Stelle für einen weiteren Kinderarzt, der auch Patienten von außerhalb der Klinik ambulant behandelt, eingerichtet werden. Bewerbungen sind ab sofort möglich. Die Finanzierung der Klinikaufenthalte durch die Krankenversicherungsträger und die Deutsche Rentenversicherung sei gesichert.

Komplettumbau

Für den Betrieb der Klinik „Gesundheitscamp Kirchhundem“ muss das ehemalige Ferienheim komplett umgebaut werden. Die gesamte Gebäudeinfrastruktur wird erneuert, die Innenräume bekommen zum Teil einen neuen Zuschnitt, es wird eine Art Showküche geben, einen eigenen Garten, die Fassade wird bunt gestaltet.

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Besondere Features wie zum Beispiel ein cooler St.-Pauli-Tunnel, angelehnt an den Hamburger Kult-Fußballclub, sollen dafür sorgen, dass sich die Jugendlichen wohl fühlen. Das Hallenbad ist laut Investor nicht mehr sanierungsfähig und wird in einen Fitnessraum umgewandelt, dafür wird im Außenbereich ein neuer Pool gebaut.

Tiny-Häuser und Sporthalle

Überhaupt wird sich draußen einiges tun. Auf dem jetzigen Bolzplatz soll eine 18 mal 40 Meter große Sporthalle errichtet werden, außerdem kommen zehn zweistöckige Tiny-Häuser (9 mal 4,20 Meter) mit Gründächern für Eltern und Geschwisterkinder auf das Gelände. „Die Bausteine Tiny-Häuser und Sporthalle sind eine essenzielle Erweiterung des Klinikbetriebs mit dem Ziel, Kindern und ihren Eltern die langfristige Perspektive zu geben, zukünftig ein gesundes Leben mit einem Bewusstsein für die Natur zu führen“, heißt es in dem Klinik-Konzept.

Während der Umbau im Bestand genehmigungsrechtlich kein Problem darstellt, sind die Neubauten Sporthalle und Tinyhäuser nicht durch einen Bebauungsplan gedeckt. „Wir würden uns freuen, wenn das Genehmigungsverfahren schnell über die Bühne gehen kann“, so Architekt Tobias Latton. Kirchhundems Bürgermeister Björn Jarosz habe seine Unterstützung zugesagt. Wenn alles gut läuft, soll schon Ende Januar 2022 alles fertig sein.