Hagen-Mitte. Hoffnung nach der Katastrophe: Viele Helfer packen mit an, Comedian Torge startet einen Spendenaufruf. Team ist überwältigt von der Unterstützung
In der Turnhalle des Kindergartens „Tigerente“ zeugt nur ein nasses Klavier davon, dass hier vor wenigen Tagen noch das pure Leben herrschte. Der Putz bröckelt von den Wänden, der Boden und die Wände sind an vielen Stellen aufgeplatzt, ganze Berge von Holz türmen sich in den Räumen. Die Wassermassen haben in der Grabenstraße Verwüstungen hinterlassen und das gesamte Untergeschoss für Kita-Personal und Kinder auf unbestimmte Zeit unnutzbar gemacht.
An der Straße vor der Einrichtung türmen sich Müllberge, die der Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) noch nicht abholen konnte. Müll türmt sich derzeit an allen Ecken in Hagen, die HEB-Mitarbeiter sind im Dauereinsatz, seit Tagen. 45 Kinder (ab drei Monate) werden normalerweise in der Kita betreut. „Die gesamte Woche mussten wir aufgrund der Hochwasser-Folgen schließen. Wir hoffen aber, dass nächste Woche der Betrieb langsam wieder anlaufen kann. Wir werden dafür allerdings dann nur das erste Geschoss nutzen können“, sagt Kita-Leiterin Farina Spakowsky.
Das wird vor allem ein Problem, wenn im August die neuen Kinder zur Eingewöhnung kommen: „Unten befinden sich neben der Turnhalle und einem Mehrzweck-Raum mit Küche auch der Schlaf- und Ruheraum für die Kids“, sagt Farina Spakowsky.
Unermüdlich im Einsatz
Die Kita wird von einer Elterninitiative betrieben, die zwar Rücklagen gebildet hat, „aber bei weitem nicht so viel, dass wir diese Schäden auch nur ansatzweise bezahlen könnten“, gibt die Leiterin Einblicke. Das gesamte Kita-Team ist seit Tagen hier im Einsatz. Hat entkernt. Mit der Trocknung begonnen, Putz abgetragen, den Boden rausgerissen.
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„Wenn man morgens hier reinkommt, dann ist der Gestank beißend“, beschreibt die Auszubildende Josephine Schneidmüller, dass das stundenlange Arbeiten an die Nerven der Helfer in der Grabenstraße geht, aber man eben keine andere Wahl hat, als irgendwie alles wieder hinzubekommen.
„Abends sind wir alle platt. Wir fangen hier morgens an, arbeiten bis zu zehn Stunden durch und halten parallel Kontakt zu den Eltern, die natürlich wissen wollen, wie es weitergeht. Außerdem erreichen uns etliche Anrufe, nachdem der Comedian und Youtuber Torge Oelrich auf unsere Situation auf seinem Kanal hingewiesen und für uns ein Spendenkonto eingerichtet hat“, sagt Farina Spakowsky.
Auf diesem Weg ist bereits eine fünfstellige Spendensumme (mehr als 60.000 Euro) zusammengekommen. „Und es wird mindestens einen fünfstelligen Betrag kosten, alles hier in Schuss zu bringen und das gesamte Inventar zu erneuern.“ Denn die Versicherung zahle bei Elementarschäden nicht.
„Nachbarn und Freunde haben in den letzten Tagen tatkräftig mit angepackt. Wir sind überwältigt von der ganzen Unterstützung“, so die Leiterin, die auch darauf hinweist, dass man angesichts der unfassbaren Hilfsbereitschaft nun keine weiteren Spenden annehmen werde: „Auch andere Institutionen brauchen Hilfe.“
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Die Feuerwehr musste hier übrigens nicht nur einmal anrücken und Wasser abpumpen, nachdem die Volme über ihre Ufer getreten war. „Bei den Aufräumarbeiten – beim Rausriss der Küche – ist ein Rohr geplatzt und hat alles wieder unter Wasser gesetzt“, so Spakowsky. Da ging alles wieder von vorne los. „Aber wir geben nicht auf“, ist die Leiterin hoffnungsvoll, dass die Kinder und das Leben bald wieder in die Einrichtung zurückkehren.