Kreis Olpe. Die lauten Heuler gelten als Relikt des Kalten Krieges. Doch seit der Flutkatastrophe ist das traditionelle Warnsystem wieder in aller Munde.

Hätte ein rechtzeitig ausgelöster Sirenenalarm bei der Hochwasserkatastrophe im Westen und Südwesten möglicherweise Leben retten können? Diese Frage ist noch unbeantwortet. Durch die Katastrophe ist diese Warnmöglichkeit wieder in den Fokus gerückt. Viele Experten halten dieses Relikt aus den Zeiten des Kalten Krieges wegen des „Weckeffekts“ für unverzichtbar. Erfreulich: In allen sieben Kommunen im Kreis Olpe gibt es diese „Heuler“ noch, kreisweit insgesamt 99 Stück.

Bis Anfang der 1990er Jahre warnte ein flächendeckendes Sirenennetz des Bundes vor möglichen Luftangriffen. Nach dem Ende des so genannten „Kalten Krieges“ wurde das Netz nach Ansicht des Bundes überflüssig. In der Annahme, dass Funkmeldeempfänger, Radio, TV und später Smartphone-Apps ausreichen, um die Bürger im Ernstfall zu warnen.

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Der Bund bot den Kommunen damals an, die Technik zu übernehmen. Viele Städte und Gemeinden hatten kein Interesse, aber im Kreis Olpe blieben die Heuler stehen. „Wir sind heute heilfroh, dass sie damals nicht abgebaut wurden, das kommt uns jetzt zugute“, sagt Andreas Schürmann, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Lennestadt und im Rathaus zuständig für das Feuerwehrwesen.

Steuerung über Kreisleitstelle

Olpe Alarmsirenen
Olpe Alarmsirenen © WP Olpe | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

23 Sirenen gibt es allein im Stadtgebiet Lennestadt, 13 runde „Luftschutzsirenen“ aus den 60ern und frühen 70er Jahren und zehn moderne, elektronische, zu erkennen an mehreren Hörnern, die über- und nebenander an einem Masten montiert werden. „2016/17 gab es Fördermittel zum Um- oder Nachrüsten vom Land, das haben wir damals genutzt“, erklärt Schürmann Derzeit sind alle drei Täler der Stadt mit Flusslagen ausreichend bestückt. Die Stadt will künftig noch weitere Anlagen aufstellen, so dass alle Orte mit 500 und mehr Einwohnern per Sirene erreicht werden können. Die Alarme werden aber nicht von der Kommune, sondern zentral und über Funk über das digitale Funksystem der Kreisleitstelle angesteuert, individuell für einzelne Orte, ganze Kommunen oder kreisweit. „Die alten Druckknöpfe in den Feuerwehrgerätehäusern gibt es nicht mehr“, so Andreas Schürmann.

Die neuen elektronischen Hörner sind moderner, verfügen über eine Akku-Notstromversorgung und können bis auf den Meter genau ausgerichtet werden. „Man könnte sie auch so programmieren, dass Durchsagen ausgespielt werden können“, sagt Schürmann. Die Leitstelle könnte also eine Sprachnachricht wie „Achtung, Achtung, Hochwasser im Lennetal, begeben Sie sich sofort in Sicherheit“ über die Sirenen verbreiten.

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Eine neue Anlage mit 1200 Watt Ausgangsleitung und acht Hörnern kostet ca. 10.000 Euro, inklusive Installation und Programmierung. Sie gelten als wartungsfreundlich und wenig reparaturanfällig. Zur Warnung der Bevölkerung sind die Sirenen im Kreis im vergangenen Jahr, mit Ausnahme des Warntags im März, nicht genutzt worden, teilt der Kreis auf Anfrage mit. Dafür wurden viele Male die Feuerwehren per Sirene alarmiert.

Regelmäßige Wartungen

„Die Sirenen in Wenden sind alle in einem guten und funktionsfähigen Zustand. Sie werden regelmäßig, alle zwei Jahre, gewartet“, sagt Bastian Dröge, Leiter Zentrale Dienste. Insgesamt verfügt die Gemeinde Wenden über 15 Sirenen im Gemeindegebiet: „Das Netz wurde vollständig erhalten und in den letzten Jahren um zwei zusätzliche Standorte in Altenhof und Schönau erweitert.“ Ähnlich ist die Situation in der Gemeinde Finnentrop, in der es 14 Sirenen in elf Orten gibt. Alle sind laut dem Ersten Beigeordneten Ludwig Rasche einsatzbereit.

Drei Standardtonfolgen

allgemeiner Warnton: eine Minute an- und abschwellender DauertonEntwarnung: eine Minute DauertonAlarmierung Feuerwehr: eine Minute Heulton zweimal unterbrochen Infos auf der Homepage des NRW-Innenministeriums unter Gefahrenabwehr.

Ein Blick auf Attendorn: „Unsere Sirenen werden regelmäßig durch eine Fachfirma gewartet, letztmals im Juli. Alle Sirenen sind einsatzbereit“, sagt Tobias Bock, Leiter der Attendorner Wehr. In der Hansestadt und ihren Dörfern gibt es insgesamt 18 Sirenen.

In Drolshagen wurden die Sirenen zuletzt im Juli überprüft – und befinden sich in einem „sehr guten Zustand“, wie Claudia Heite, Leiterin des Fachbereiches Sicherheit, Soziales, Bürgerbüro, mitteilt. Eine Alarmierung erfolgt bei einem Großbrand – glücklicherweise waren die Sirenen in den vergangenen Monaten still.

Fahrzeuge für Warndurchsagen

Die Stadt Olpe betreibt sieben ortsfeste Sirenen. „Der Bestand hat sich in den letzten Jahren eher erhöht, als dass Sirenenanlagen zurück gerüstet wurden“, erklärt Martin Lauer vom Amt für Feuerschutz & Gefahrenabwehr. Weiterhin gibt es eine mobile Sirene. Diese kann nicht nur die bekannten Warnsignale abspielen, sondern auch zusätzlich noch Warndurchsagen machen. „Außerdem werden gemäß Warnkonzept der Kreisstadt Olpe mehre Fahrzeuge bei Feuerwehr, DRK, MHD und THW vorgehalten, mit denen Warndurchsagen erfolgen können“, so Lauer. „Das Stadtgebiet Olpe ist dazu in zahlreiche kleinere Warnbezirke eingeteilt.“

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Die Sirenen werden alle zwei Jahre gewartet. Es gibt zusätzlich zu den Warntagen von Land und Bund noch vier Probealarme in der Kreisstadt pro Jahr. Die letzten Alarme waren allesamt Feueralarme. Diese wurden bei den Großbränden der vergangenen Jahren ausgelöst, um sämtliche Einsatzkräfte der Feuerwehr Olpe zu alarmieren. Aber auch im Kreis Olpe gibt es Luft nach oben. Beim letzten landesweiten Probealarmtag habe teilweise die Technik der Leitstelle nicht funktioniert, so Andreas Schürmann. So blieben in Lennestadt einige Sirenen still.