Hohenlimburg. Die Lagerräume vom „Hochwasser-Hilfeladen“ in Hohenlimburg sind nach drei Tagen voll. Hilfsangebote kommen aus ganz Deutschland
In diesen Tagen über eine „Welle“ zu berichten, löst angesichts der Schicksale der Sturmflut sicher unterschiedliche Reaktionen aus. Doch ein passenderes Bild fällt kaum ein, wenn man das Ausmaß der Hilfsbereitschaft betrachtet, die den Bezirk gerade erreicht. Die Bilder der Geröll-Lawinen, gefluteten Straßen und Häusern lösten bei vielen Menschen einen Reflex aus: ich muss helfen.
„Hochwasser-Hilfeladen“ eröffnet
So auch bei Antje Borgmann. Gebürtig aus Garenfeld, hat sie in Hohenlimburg ihr Abitur gemacht und unter anderem viele Jahre für diese Zeitung als Freie Mitarbeiterin gearbeitet. Sie will helfen und hat sich über Facebook eingeklinkt in die Gruppe derjenigen, die aktiv werden wollten.
Entstanden ist ein „Hochwasser-Hilfeladen“. Ein Anlaufpunkt, an dem Sachspenden für die Flutopfer gesammelt werden. Gemeinsam mit dem Innenstadtentwickler Frank Manfrahs (Quartiersmanagement) und Rolf Hantke, Inhaber von Foto Brinkmann, wurde dazu Platz in einem leerstehenden Ladenlokal in der Hohenlimburger Innenstadt geschaffen. Nachdem die Notlager in Krollmann Arena und Theodor-Heuss-Gymnasium am Freitag aufgelöst wurden, entwickelte sich der kurz zuvor eröffnete Hilfeladen schnell zu einem Ort, an dem das Bedürfnis zu helfen konkret werden konnte. Und das Bedürfnis ist schlicht gigantisch.
Zahlreiche Sachspenden
Kaum einen Tag geöffnet, musste der Hilfeladen am Freitag bereits seine Kapazitäten erweitern. Die Masse an Spenden, die zahlreiche Menschen aus der Region brachten, konnte ein Ladenlokal allein nicht mehr fassen. Die Reformierte Gemeinde stellte ihr Gemeindehaus, direkt gegenüber des Ladens, als zusätzliches Lager zur Verfügung. Zudem wurde ein weiteres leerstehendes Ladenlokal sowie die leerstehende frühere Gaststätte Haus Busch in der Nähe zum Ausweichen organisiert. Und Autohändler Procar aus Elsey stellte eine Halle für Möbelspenden zur Verfügung.
Antje Borgmann findet sich wieder in der Rolle der Koordinatorin. „Mein Telefon steht nicht mehr still“, sagt sie. „Wir bekommen Anrufe von Leuten aus Sachsen, Hamburg oder Hannover. Es ist der Wahnsinn.“ Alle hätten gehört, dass Hagen von der Flut besonders betroffen ist, und wollen unterstützen. Ein Anrufer meldet sich, er sei Sprecher vom Deutschen Geflügelzüchterverband. 6000 Würstchen wolle er für die Helferinnen und Helfer in den betroffenen Gebieten spenden. Ein weiterer verkauft Berufskleidung, will ein Paket für die Aufräumarbeiten schicken.
Hilfsangebote aus ganz Deutschland
Und es bleibt nicht bei Angeboten über Telefon. An den ersten beiden Tagen nach Eröffnung halten vor dem Hilfeladen an der Freiheitstraße 40 die Autos quasi im Minutentakt. Der eine will Kinderkleidung für die Flutopfer spenden, der nächste Porzellangeschirr. Dagmar Prinz und ihr Mann kommen an die Ladentür. Sie bringen Bettwäsche und Kleidung für Ältere. Den ganzen Morgen habe sie die Kleidung zusammen gesammelt und eingepackt, erzählt Frau Prinz, die aus Wetter angereist ist. Der Neffe habe ihr den Hinweis auf den Hilfeladen geschickt. „Ich habe einen Rippenbruch und kann daher nicht körperlich helfen, sonst würde ich auch das tun.“ Antje Borgmann zeigt der Dame den Weg zu den Sammelstellen, wo freiwillige Helferinnen und Helfer die Vielzahl an eintreffenden Spenden sortieren. „Die Leute bringen viel vorbei“, sagt Helferin Nadja Matzen. Im Gemeindehaus sortiert sie mit Freundin Franziska Brinkmann gerade einen Stapel Kinderkleidung. „Wir sind einfach vorbeigekommen, um zu helfen.“
Lagerräume überfüllt
Am Samstag nun meldete der Hilfeladen, keine Spenden mehr annehmen zu können. Die Lager sind voll mit Sachspenden, die an Flutopfer verteilt werden müssen. Wer Bedarf hat, kann sich im Laden selbst, Freiheitstraße 40, melden (geöffnet 14 Uhr bis 18 Uhr, 0174 1983385). „Wir hoffen, dass es angenommen wird“, sagt Antje Borgmann. Mittlerweile hat die Stadt Hagen zentrale Rufnummern geschaltet, über die alle eingehenden Hilfsangebote und Sachspenden gesammelt und koordiniert werden.
Spendenkonten eingerichtet
Die Stadt Hagen hat für Spenden, unterstützt von der WESTFALENPOST und unserer Aktion „WP hilft Flutopfern“, ein Spendenkonto eingerichtet. Wer Betroffene finanziell unterstützen möchte, kann die Summe unter dem Verwendungszweck „Hochwasser Hagen“ an IBAN DE 2345 0500 0101 0000 0444 überweisen.
Die Initiatoren des Hilfeladens haben ebenfalls ein Spendenkonto für die Hochwasser-Opfer vor Ort eingerichtet. IBAN: DE 80 4506 1524 4300 2105 00.
Die Koordinierung übernimmt die Hagener Freiwilligenzentrale: 02331 207 5199, 02331 207 5985 oder 02331 207 5976 sowie an hochwasserhilfe@stadt-hagen.de.