Hagen-Mitte. Fußball-Bundesliga-Schiedsrichter Christian Fischer ist neuer Leiter des Fichte-Gymnasiums. Der Hemeraner über ein Leben in zwei Welten.
Es wird der beruflichen Leistung von Christian Fischer nicht gerecht, wenn man so salopp verknüpft, dass das Fichte-Gymnasium nun von einem Bundesliga-Schiedsrichter geleitet wird, der noch dazu jede Woche im so genannten „Kölner Keller“ über die strittigen Entscheidungen befindet, die Fußball-Fans mitunter noch lange beschäftigen können. Es ist dennoch wichtig, diese beiden Welten zusammenzuführen. Denn Christian Fischer sagt selbst, dass die Erfahrungen der einen Aufgabe bei der anderen helfen – und umgekehrt.
Personalführung als wichtiges Ziel
51 Jahre ist er alt, der neue Mann im Schulleiter-Büro des Fichte-Gymnasiums. 21 Jahre lang war er bis dato als Lehrer am Gymnasium An der Stenner in Iserlohn tätig. Seit 2015 als stellvertretender Schulleiter. Alles Statistik, alles Lebenslauf. Was Christian Fischer im Zuge seines Wechsels zum „Fichte“ besonders interessiert, sind Menschen. Die Personalführung, das Zwischenmenschliche, der Spirit unter den Kollegen. „Das ist etwas, auf das ich als Leiter der Schule mehr Einfluss habe als zuletzt als Stellvertreter.“
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Das mag erstmal so klingen, als hätte das „Fichte“ das bitter nötig. Mitnichten. „Ganz und gar nicht“, sagt Fischer, der seit einigen Wochen hier am Start ist. „Hier herrscht dieser Fichte-Geist, von dem mir schon erzählt worden war und der sich bestätigt hat. Das Kollegium ist vielfältig. In seiner Altersstruktur, von den kulturellen Hintergründen und in der Mischung von Lehrern und Lehrerinnen. Vor allem aber“, und Christian Fischer verstärkt den Satz mit einer Faust in der Luft, „gibt es hier viele Kollegen, die für diese Schule brennen.“
Der Ruf des Fichtes hat sich verändert
Das Fichte hat – und Christian Fischer weiß das – eine interessante Image-Reise hinter sich. Anfang der 2000er-Jahre stand es schlecht um die öffentliche Wahrnehmung. Personelle Querelen, dazu der, wie Christian Fischer auch sagt, ungerechtfertigte Ruf, ein nicht besonders anspruchsvolles Gymnasium zu sein. Heute weht wieder ein ganz anderer Wind. Die Schule gilt als renommiert, setzt mit ihren MINT-Schwerpunkten Maßstäbe, entwickelt viele Ideen und Projekte. Da will Christian Fischer ansetzen, möglicherweise mit der deutschen Schule in Chile ein Austauschprogramm auflegen. Erfahren ist er in diesem Bereich. Sein vorheriges Gymnasium ist Europaschule.
Persönlichkeit von Schülern hat sich verändert
Wenn man über den Imagewandel der letzten 20 Jahre schreibt, muss man es auch über den Persönlichkeitswandel von Schülern. „Die sind heute, und ich glaube, das beurteilen zu können, anders“, sagt Christian Fischer. Der klassische Entwicklungsbereich habe sich verlagert in eine Welt von sozialen Netzwerken und Online-Formaten. „Es gibt ganz andere Möglichkeiten, sich selbst zu präsentieren, es gibt andere Vorbilder. Dadurch wirken die Schüler heute selbstbewusster und reifer. Die wahre Welt aber ist schwieriger. Und wir können hier am Fichte, wo es auch eine sehr engagierte Schulsozialarbeiterin gibt, intensiv in diesem Prozess beraten.“
Imagevorschuss für neuen Chef
Einen kleinen Image-Vorschuss hat der neue Schulleiter auch von seinen Schülern erhalten. Schließlich ist nicht alle Tage ein Fußball-Bundesliga-Schiedsrichter auf solchen Posten. Viele Jahre pfiff Fischer in der zweiten Liga, in der ersten Bundesliga war er Assistent. Auch in der Champions League war er als Offizieller dabei. Sein letztes Spiel bestritt er in der Allianz-Arena in München bei den Bayern. Seither, mit Erreichen der Schiri-Altersgrenze von 47 Jahren, sitzt er im „Kölner Keller“ und gehört zu den Männern im Hintergrund, die Fehlentscheidungen mitkorrigieren oder zum Diskussionsgegenstand werden. Christian Fischer scherzt: „Diesen Job mache ich mit der Erfahrung sehr gerne noch weiter. Es gibt in Hagen jetzt ganz konkret einen Ansprechpartner, um sich zu beschweren.“
Parallelen zu Spielen der Bundesliga
„In einem Fußball-Spiel, das man leitet, versucht man, sich die Anführer der Teams auf seine Seite zu holen. Man könnte so auch als Schulleiter an die Sache herangehen. Das muss ich aber nicht, weil ich hier weiß, was die ganze Fichte-Mannschaft kann. Wenn es nach mir geht, dann werden wir uns hier sehr lange sehen. Ich plane nicht, von hier irgendwo anders hin aufzusteigen“, setzt der Vater zweier Kinder (seine Frau ist auch Lehrerin) auf Kontinuität.
Sein Wohnort wird Hemer bleiben. „Das ist ganz gut, um nach Dienstschluss eine räumliche Trennung zu haben. Ich schätze Hagen aber sehr. Unsere Freunde leben auf der Hestert, von daher wusste ich schon immer, welch schöne Lagen diese Stadt hat.“