Menden. Die Stadt Menden hat in den letzten Jahren Naturparadiese und neue Naherholungsziele geschaffen – jetzt blühen sie so richtig auf.
Notbremse hin, Lockdown her: Das erste richtig sonnige Wochenende im April lädt ein zum Rausgehen oder Radeln, und die Stadt Menden hat in den letzten Jahren im Zuge des Hochwasserschutzes viele neue Naherholungsziele geschaffen. Grund genug also, jemanden danach zu fragen, der daran maßgeblich mitgewirkt hat: Rainer Lückermann aus der Abteilung Umwelt und Bauverwaltung. Er ist keiner, der gern auf die Sahne haut, aber ein Satz von ihm steht: „Die Stadt hat bei der Naherholung in den letzten Jahren wirklich extrem an Attraktivität gewonnen und ist viel attraktiver geworden.“ Tatsächlich blühen die neuen Naturparadiese jetzt so richtig auf.
WP: Herr Lückermann, in Menden ist in den vergangenen Jahren viel renaturiert worden. Wird das von den Leuten angenommen?
Rainer Lückermann: Nach dem, was ich sehe, auf jeden Fall! An den Oeseteichen zum Beispiel sehe ich immer viele Spaziergänger mit und ohne Hund, dazu Radfahrer oder Eltern mit Kindern. Die beiden Teiche sind wirklich ein Anziehungspunkt geworden, und das wollten wir auch so. Auch wenn das neue Probleme mit sich bringt.
Welche Probleme sind das?
Zum Beispiel findet sich entlang der Wege jetzt eben auch Müll, aber das bleibt wohl nie ganz aus. Den Modellfliegern, die dort gerne ihrem Hobby nachgehen wollten, haben wir absagen müssen, schon weil wir mit dem Südteich ein Rückzugs- und Brutgebiet für Vögel geschaffen haben. Dort kommt auch noch eine Beobachtungsstation hin. Einmal gab es Ärger, als jemand meinte, mit seinem Modellflieger Schwäne jagen zu müssen. Und obwohl ich es nicht gerne mache: Hundehalter müssen wir immer mal wieder auf die Anleinpflicht hinweisen. Freilaufende Hunde finden unsere Vögel nämlich eher nicht so gut. Leider macht sich auch der Bärenklau mit Vorliebe in unseren Renaturierungsbereichen breit. Trotzdem: Die Vorteile für die Bevölkerung überwiegen das alles eindeutig.
Gefragt wurde auch nach dem Graben am Rundweg um den Südteich. Muss der gesichert werden?
Wenn Sie mich fragen, würde ein Zaun den Bereich unattraktiv machen, aber ich bin kein Versicherungsexperte. Zum einen finde ich den Graben nicht lebensgefährlich, auch wenn man reinrutschen könnte. Da müsste man eher jede Hauptstraße abzäunen, weil die für Kinder gefährlicher sind. Und als Nordsee-Fan sehe ich Klippen, die einen wirklich in Abgründe schauen lassen, aber kein Mensch käme dort darauf, Zäune da hin zu setzen. Mir ist aber auch klar: Wenn etwas passiert, wird schnell der Ruf laut, warum da kein Zaun war. Dann ist in den Augen der Leute im Zweifel die Kommune schuld. Die Forderung nach einem Zaun gibt es auch für die Sitzgelegenheiten unten am Mühlenteich. Darüber kann man lange streiten.
Jetzt gibt es ja nicht nur die Oeseteiche.
Was ebenso gut angenommen wird, ist das Hengerfeld, also der Rad- und Fußweg durch eine wirklich tolle Landschaft entlang der Hönne vom alten Schornstein am Bessemerweg bis zum Walzweg.
Die Strecke der WP-Ostertour!
Da ist bei gutem Wetter heute jede Menge los. Gerade Lendringsen hat wirklich stark gewonnen, wenn man mal zurückdenkt, wie das noch zu Zeiten des Eisenwerks ausgesehen hat. Und als nächstes ist die Renaturierung gegenüber der Biebermündung zur Hönne an der Reihe. Da wollen wir einen neuen Seitenarm anlegen. Dafür müssen aber Leitungen der Telekom, der Abschlag der B 5115n und das Gasrohr der Stadtwerke verlegt werden. Wirklich gelungen ist aus meiner Sicht auch die Hönne-Renaturierung an der Balver Straße, wo früher die Kleingärten waren. Und die Wassertreppe, die in der Hönne das frühere Battenfeld-Wehr ersetzt, ist ein Blickfang. Da bleiben auf der Brücke viele stehen, um sich das anzusehen. Die aufgeweitete Hönne-Mündung an der Ruhr bei Fröndenberg ist auch ein beliebter Weg geworden, gerade auch für Menschen, die den Ruhrtal-Radweg nutzen wollen.
Sind die Maßnahmen für die Naherholung jetzt eigentlich abgeschlossen?
Nein, aber es wird schwieriger. Die Probleme durch die Leitungen und Rohre bei der Renaturierung an der Biebermündung hatte ich ja schon erwähnt. In der Molle, wo der Rad-/Gehweg entlang der Bahn verläuft, wollen wir in der Hönne-Aue zwischen den Tennisplätzen und der alten Kläranlage gerne auch noch etwas machen, aber da gehört uns leider ein Großteil der Grundstücke noch nicht.
Entsteht nicht auch am Wälkesberg ein Naturparadies wie an der Oese?
Ja, und die Räumungsarbeiten des Ruhrverbandes in den ehemaligen Klärteichen laufen ja schon. Den Wälkesberg kauft die Stadt, um dort ein Biotop zu schaffen. Das wird wunderschön, aber da können wir tatsächlich aus Gründen der Verkehrssicherung und des Biotopschutzes keine Spaziergänger reinlassen. Dafür sind die Hänge dieser alten Absetzteiche viel zu steil, das können wir leider nicht freigeben. Was wir aber machen können, ist eine Beobachtungsstation für Ausflügler schaffen, die dort hinkommen. Denn auch am Wälkesberg ist es wunderschön. Wenn man da am Tor steht, hört man wirklich die Frösche quaken.