Wehringhausen. „Wohnen mit Gemeinsinn“ ist das Projekt überschrieben, das günstigen Wohnraum in Hagen schaffen soll. Initiatoren erklären ihre Vision.
Moderner Wohnraum für 8 bis 9 Euro pro Quadratmeter – das hat sich die private Investorengruppe um Benno Lüke in Hagen zum Ziel gesetzt. „Wir wollen an diesem Projekt nichts verdienen. Wir glauben alle fest an die Idee einer alternativen Wohnform im Quartier“, sagt Benno Lüke.
Der Hagener ist selbsterklärter Fan von Wehringhausen und sieht hier viel Potenzial. Naheliegend also, im Quartier zu investieren. Und für ebendiese Investition, bei der vor allem auch der Nachhaltigkeitsgedanke eine Rolle spielen soll, haben die Investoren schon ein konkretes Grundstück im Blick und befinden sich in Gesprächen mit der Stadt, der das Grundstück derzeit noch gehört. Die Bezirksvertretung Mitte und der Stadtentwicklungsausschuss haben bereits einstimmig beschlossen, dass die Verwaltung die Pläne weiter vorantreiben soll. Im Haupt- und Finanzausschuss soll über einen Verkauf des Grundstücks abgestimmt werden.
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Das Architekturbüro PASD Feldmeier-Wrede Architekten aus Hagen hat in der Politik bereits grobe Pläne präsentiert, wie eine Bebauung der Ecke Pelmkestraße 11-13/Lange Straße 56-58 aussehen könnte. „Wichtig ist uns, dass unsere Immobilien möglichst nachhaltig sind“, zeichnet Jürgen Wrede die Idee von einem Häuserblock in Hybridbauweise mit möglichen Holzelementen, Fassadenbegrünung, geringen Energiekosten und Solaranlagen auf den Dächern auf.
„Außerdem soll das Wohnangebot sich an verschiedenste Gruppen richten: Familien, Senioren, aber auch Wohnraum für Menschen mit Behinderungen und Sozialwohnen sollen entstehen“, gibt der Architekt Einblicke.
29 Wohneinheiten geplant
Entstehen könnten auf dem 1825 Quadratmeter großen Grundstück – auf dem die Stadt zuletzt einen Mehrgenerationenpark realisieren wollte – insgesamt 29 Wohneinheiten, davon rund 20 Prozent sozial geförderter Wohnraum. „Aktuell ist das Grundstück noch bebaut.“ Allerdings befänden sich dort lediglich zwei vermietete Wohnungen sowie Gewerbeeinheiten. „Wir wollen niemanden rauswerfen“, will Wrede betonen. „Es würde natürlich zunächst Gespräche geben. Auch mit der Option, dass jemand ins neue Gebäude zieht.“
Bauzeit so kurz wie möglich halten
Die Verwaltung beschreibt das Projekt als „durchaus wünschenswert“. Zumal gerade an dieser Stelle kein Bedarf für eine Schul- oder Kitanutzung bestehe und sozial geförderter Wohnraum in Hagen ohnehin knapp sei. Man plane „mit einem hohen Grat an Vorfertigung zu arbeiten“, so der Architekt weiter, „um die Belastung für Anwohner so gering wie möglich und die Bauzeit so kurz wie möglich zu halten.“
Mit Blick auf die Häuser, die drei- bis viergeschossig an der Lange Straße gebaut und in der Pelmkestraße niedriger gestaffelt werden sollen, betont Investor Lüke: „Geplant wären große, helle Treppenhäuser, um den Plausch im Treppenhaus wieder zu ermöglichen.“ Am Ende des Wohnblocks soll möglicherweise ein Gemeinschaftsraum oder ein kleines Café realisiert werden. „Außerdem eine Grünfläche. Die Balkone würden sichtgeschützt zum Innenhof hin entstehen.“ Die Häuser sollen sich ins Quartier einfügen „und keinen Stilbruch darstellen“.
Investoren von Projekt überzeugt
Auch in der Hagener Politik stößt das Projekt bislang auf Gegenliebe, wie unter anderem einstimmige Beschlüsse der Bezirksvertretung und des Stadtentwicklungsausschusses zeigen. Auf Bedenken, dass der niedrige Quadratmeterpreis möglicherweise angesichts gestiegener Bau- und Materialkosten nicht eingehalten werden könne (Jörg Meier, SPD: „8 bis 9 Euro kommen mir bei der aktuellen Lage utopisch vor“), betont Benno Lüke: „Wir stecken in dieses Projekt Geld rein, ohne eine riesige Rendite zu erwarten. Wir wollten das Projekt angesichts aktueller Turbulenzen nicht aufgeben und sind überzeugt, dass sich die Lage wieder stabilisieren wird.“
Nun muss der Haupt- und Finanzausschuss entscheiden, wie es mit der städtischen Fläche weitergehen soll.