Fröndenberg. Steigende Preise für Weizen- oder Milchprodukte machen sich auch bei der Fröndenberger Tafel bemerkbar. Die Lager sind fast leer gefegt.

Der Ukraine-Krieg, steigende Lebensmittelpreise und der Flüchtlingszuzug setzen die Fröndenberger Tafel unter Druck. Vor allem Molkerei-Produkte bräuchten die Ehrenamtler dringend. Die Zahl der Tafel-Kunden hat mittlerweile deutlich zugenommen. So will man den Andrang künftig bewältigen.

Losverfahren für Reihenfolge

Dienstags und freitags ist Tafel-Ausgabe in Fröndenberg. Seit Anfang März nicht mehr auf dem Mühlenberg, sondern in einem Ladenlokal in der Stadtmitte. Der Umzug, erklärt Tafel-Vorsitzender Kurt Potthoff, habe sich auch direkt bezahlt gemacht. „Seitdem sind gut 20 Kunden dazugekommen“, sagt Potthoff. Ein Effekt, den man zuvor bereits erwartet hatte. Doch nicht nur neue Stammkunden aus der Ruhrstadt sind dabei. Inzwischen gehören auch Geflüchtete aus der Ukraine zu den Kunden – und das übersteigt inzwischen die eigentlichen Planungen. Mit rund 100 Stammkunden hatte die Tafel ursprünglich gerechnet; alleine am vergangenen Dienstag zählten die Ehrenamtler 168 Personen, 66 davon alleine aus der Ukraine.

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Doch die schiere Zahl der Kunden ist nicht das eigentliche Problem. Vielmehr sind es die durch den Ukraine-Krieg gestiegenen Preise von Weizen- oder Milcherzeugnissen. Bei den Spenden sehe es zunehmend „mau aus“. Und auch die „Notreserven“, also haltbare Lebensmittel und Konserven, die auf dem Mühlenberg in einem separaten Raum lagerten, neigen sich dem Ende zu. „Die Situation ist ziemlich haarig“, gibt Kurt Potthoff zu. Um die Situation bei der Ausgabe ein wenig zu entschärfen, setzt der Tafel-Verein inzwischen auf ein Losverfahren. Doch das dient keineswegs der Rationierung von Lebensmitteln, sondern vielmehr der Reihenfolge. „Wir wollen da eine gewisse Gerechtigkeit reinkriegen, deswegen werden die Nummern in einen Topf geworfen und dann verteilt“, sagt Potthoff. Ziel soll es sein, nicht denjenigen direkt die vollen Tische zu präsentieren, die sich als erstes anstellen, sondern die Reihenfolge stetig zu mischen. Zudem würde es die Ehrenamtlichen beim Befüllen des Ladenlokals am Bruayplatz mitunter stören, wenn die Kunden bereits Stunden vor der eigentlichen Ausgabe sich die Beine in den Bauch stehen. Zudem wollen die Helferinnen und Helfer Abläufe anpassen. Mit bunten Kunden-Kärtchen soll deutlich werden, ob „nur eine Person hinter dem Kunden steht oder eine ganze Familie“. Je nach dem reagieren die Ehrenamtler beim Packen der Taschen.

Aufnahmestopp verhindern

Ein weiteres Problem sind mittlerweile Bäckerei-Produkte. Nachdem Bäckerei-Besitzer Wolfgang Mersmann vor einigen Tagen unerwartet verstarb, stehen die Geschäfte vor einer unsicheren Zukunft. Dort habe die Tafel zuletzt auch Brot und Brötchen bezogen. „Ich habe auch das Gespräch mit der Mendener Tafel gesucht“, sagt Potthoff. Denn die Ausgabestelle jenseits der Ruhr fahre regelmäßig zwei Supermärkte in Fröndenberg an. Eine Rückmeldung stehe laut Potthoff noch aus. „Ich habe auch sämtliche Landwirte abgeklappert. Es fehlt vor allem an Joghurt, Milch und Quark“, sagt der Tafel-Vorsitzende. Es gehe nun darum, alles zusammenzukratzen.

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Zustände wie in anderen Städten, die bisweilen einen Aufnahmestopp bei den Tafel-Angeboten verkündet haben, will man in Fröndenberg verhindern. „Wir wollen alle Menschen bedienen“, betont Potthoff.