Vorhalle. Die Turnhalle in der Nöhstraße darf seit Jahren nicht betreten werden. Das Gebäude in Hagen steht aber unter Denkmalschutz. Doch es verkommt.
„Die Turnhalle in der Nöhstraße ist zu einem Schandfleck erster Güte verkommen.“ Christiane Laufmann aus Vorhalle kann nicht glauben, dass die Stadt Hagen das Bauwerk, das vor acht Jahren unter Denkmalschutz gestellt wurde, einfach verkommen lässt: „In unserer Stadt fehlt es an Grundstücken für Wohnhäuser und Kindergärten. Hier wäre ein geeigneter Platz. Stattdessen lässt man die Halle verfallen und tut weiter nichts.“
Tatsächlich ist aus dem 1928 errichteten Holzgebäude nach fast zehn Jahren der Untätigkeit eine Ruine geworden. Im Frühjahr 2013 untersagte die Stadt Hagen aus statischen Gründen den Zutritt zu dem maroden Gebäude. Zwar war keine unmittelbare Gefahr im Verzug, doch ein unberechenbarer Windstoß könnte das Gebäude im schlimmsten Fall zum Einsturz bringen, urteilten seinerzeit die Experten der städtischen Gebäudewirtschaft. Der TSV Vorhalle, einer der größten Sportvereine in Hagen, verlor seinen zentralen Anlaufpunkt und musste sich zugleich von einem Stück seiner Geschichte verabschieden.
Hagen: Sanierung der Halle kommt aus Kostengründen nicht in Frage
Da eine Sanierung der maroden Halle aus Kostengründen nicht in Frage kam, sollte das Bauwerk abgerissen werden. Doch dann trat ein Gutachter des Landschaftsverbandes in Münster auf den Plan und stellte die angebliche Denkmalwürdigkeit des Holzhauses fest – zähneknirschend musste die Stadt klein beigeben und die Immobilie in die Denkmalliste aufnehmen. „Über kurz oder lang wird die Halle zusammenbrechen“, prophezeite seinerzeit Peter Timm aus Vorhalle, Mitglied der Bezirksvertretung Nord.
Die Halle steht zwar immer noch, bis heute hat sich allerdings kein Investor gefunden, der bereit wäre, für die immensen Sanierungskosten aufzukommen und die Halle anschließend – in welcher Form auch immer – zu nutzen. Stattdessen ist das Gebäude von Brombeeren und Unkraut überwuchert, Scheiben wurden eingeschlagen und mit Brettern vernagelt. Niemanden scheint es zu interessieren, dass hier ein kommunaler Vermögenswert im Boden einsinkt und verwildert. „Das ist einfach nur noch traurig und deprimierend“, sagt Christiane Laufmann.
Instandsetzung nicht unmöglich - nur aufwendig
Dabei hat man im Hagener Rathaus die Hoffnung, dass sich eines Tages doch noch ein „Retter“ für die Turnhalle einfindet, nicht aufgegeben. „Auch wenn das Erscheinungsbild derzeit nicht sehr ansprechend ist, so stellt das Gebäude für mich nach wie vor ein Denkmal dar“, betont Mirjam Kötter, Leiterin der Unteren Denkmalbehörde. Die städtische Angestellte stammt selbst aus Vorhalle und hat noch in der Halle trainiert: „Die Architektur, der gestalterische Anspruch, aber auch die mit der Halle verbundene Orts- und Vereinsgeschichte sind Merkmale, die nach wie vor für die Ausweisung als Denkmal sprechen.“
Im übrigen sei das 1928 errichtete Gebäude rechtskräftig in die Denkmalliste der Stadt aufgenommen worden. Wenn der Denkmalwert durch ein Gutachten des Landschaftsverbandes erst einmal festgestellt worden sei, könne eine Kommune sich dieser Expertise nicht einfach widersetzen. Vom schlechten Zustand eines Gebäudes bzw. einem fehlenden Nutzungskonzept dürfe der Status als Denkmal jedenfalls nicht abhängig gemacht werden.
Sicherlich sei eine Sanierung der alten Turnhalle mit extremem Aufwand verbunden, zumal der einzige Zugang von der Nöhstraße aus über eine steile Treppe erfolge, so Mirjam Kötter: „Nichtsdestotrotz ist eine Instandsetzung nicht unmöglich.“
Das letzte Kapitel in Sachen Nöhstraße scheint auf jeden Fall noch nicht geschrieben zu sein.