Attendorn. Aufgrund von Corona fallen die Osterfeuer aus. Immerhin: Komplett müssen die Attendorner Bürger auf ihr geliebtes Brauchtum nicht verzichten:

Das reiche Osterbrauchtum in Attendorn kann auch in diesem Jahr nur eingeschränkt stattfinden. Die vier großen Osterfeuer, die mit immensen Menschenansammlungen beim Tannen schlagen, Kreuze vermessen, aufstellen und abbrennen einhergehen, wurden offiziell abgesagt. Dagegen können Semmelsegnen, Turmblasen und Osterabendandacht – allerdings ohne Prozessionen – auch in der Pandemie stattfinden.

Die Gottesdienste

Folgende Gottesdienste und Andachten in der Attendorner Pfarrkirche können als Livestream über die Internetseite des Pastoralverbundes Attendorn oder auf dem Youtube-Kanal gesehen werden:Gründonnerstag: Fest vom letzten Abendmahl - 1. April um 20 Uhr; Karfreitag: Fest vom Leiden und Sterben Jesu - 2. April um 15 Uhr; Karsamstag: Semmelsegnen – 3. April um 14 Uhr und Osternacht um 21 Uhr: Hochamt am Ostersonntag - 4. April um 11 Uhr und Osterandacht um 21 Uhr.

So brauchen die Bürgerinnen und Bürger doch nicht generell verzichten. Das, was stattfinden kann, ist natürlich nur unter den strengen Hygiene- und Abstandsregeln sowie Voranmeldungen möglich. Wurde das Semmelsegnen im vergangenen Jahr in der leeren und verschlossenen Pfarrkirche durchgeführt, so dürfen diesmal einige Gläubige ihren Semmel hochheben, wenn Attendorns Pfarrer Andreas Neuser um 14 Uhr zum zweiten Mal die seit Jahrhunderten stattfindende Segnung in der Pfarrkirche vollzieht.

Klappkarten mit Hinweis

Konditor Markus Harnischmacher übernahm vor einigen Tagen die Verteilung der neu aufgelegten Klappkarten an die Bäcker in Attendorn und Umgebung. Diese gab es erstmals im letzten Jahr. Die Bäcker verteilen diese mit dem Verkauf der Ostersemmel. Die Klappkarten enthalten den Hinweis, wie man den Semmel in Pandemiezeiten selber zu Hause segnen kann.

Vom Turm der Attendorner Pfarrkirche bläst Felix Heinze mit diesem über 350 Jahre alten Horn an den Kartagen durch die Fensteröffnungen in die vier Himmelsrichtungen.
Vom Turm der Attendorner Pfarrkirche bläst Felix Heinze mit diesem über 350 Jahre alten Horn an den Kartagen durch die Fensteröffnungen in die vier Himmelsrichtungen. © Unbekannt | Meinolf Lüttecke

Neuser beschreibt das so: „Zeichnen Sie mit dem Daumen oder dem Brotmesser vor dem Anschneiden ein kleines Kreuz über den Ostersemmel. Mit dieser kleinen Geste sind wir verbunden mit allen, die in diesen Tagen allein sind; denken wir an alle, denen das tägliche Brot fehlt und die Not erfahren; bekennen wir unseren Glauben, dass Gott uns alles schenkt, was wir zum Leben brauchen.“

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Es folgen die Segensworte über den Ostersemmel, die seit Jahrhunderten gesprochen werden: „Herr Jesus Christus, Du bist glorreich von den Toten erstanden und willst immer bei uns bleiben in Deinem Wort und Sakrament. So bist Du uns das lebendige Brot zum ewigen Leben geworden. Dich bitten wir nun: Segne diese Ostersemmel, wie Du einst die fünf Brote in der Wüste gesegnet hast. Allen, die von diesen Semmeln genießen, gereiche das Brot zum Heil für Leib und Seele – zum Schutz gegen Krankheiten und alle Anschläge des Bösen. Lass uns beim Essen dieser Speise daran denken, dass Du der Geber aller Gaben bist und willst, dass wir in unserer Freude nicht die Hungernden und Darbenden vergessen; der Du lebst mit dem Vater und dem Heiligen Geist in alle Ewigkeit. Amen.“

Über 350 Jahre altes Flügelhorn

Keine Probleme beim Mindestabstand gibt es beim Turmblasen aus den Fensteröffnungen über dem Glockenstuhl im Turm der Pfarrkirche. Dann lässt Felix Heinze aus Windhausen das über 350 Jahre alte Flügelhorn (Sauerländer Halbmond) in die vier Himmelsrichtungen ertönen.

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Zu hören ist das am Karfreitag um 12 Uhr sowie um 14.45 Uhr, als Ankündigung für die Karfreitagsliturgie um 15 Uhr sowie am Karsamstag um 12 Uhr und um 13.45 Uhr, als Hinweis für die Semmelsegnung um 14 Uhr. Das Horn wurde früher vom Attendorner Nachwächter benutzt. Heinze hatte 2016 dieses Amt übernommen. Den Gebrauch des alten Horns musste er nicht erst lernen, denn er ist seit vielen Jahren als Tenorhorn-Bläser im Musikzug der Feuerwehr Attendorn aktiv. 140 Stufen muss er jedes Mal erklimmen, ehe er an die Fensteröffnungen der Kirche gelangt.

Turmbläser vergangener Zeiten waren: Josef Viegener (Kirchenküster), Johannes Schulte (Schulten Quak), Gerhard Wacker (Settchen), Josef Hilleke (Dechant) und Christoph Hilleke. Nach der Frühmesse am Ostersonntag werden die vier Prozessionslaternen im Altarraum der Pfarrkirche platziert. Sie ergeben ein erhebendes Bild. In normalen Zeiten werden sie, nachdem die Feuer angezündet wurden, bei den Abendprozessionen am Ostersonntag zur Kirche getragen. Aber das ist, wie auch im letzten Jahr, nicht möglich. Die Osterandacht beginnt um 21 Uhr im Sauerländer Dom.