Zu viel Elite, zu wenig für die Masse. WP-Reporter Arne Poll analysiert im Kommentar, wie es mit dem Kunstfest Passagen weitergehen muss.
Das „Kunstfest Passagen“ ist ein teures Vergnügen. Der Aufschrei ist nun groß. Gut 250 Euro Subvention pro Ticket sind einfach verdammt viel Geld. Das kann man nicht kleinreden. Gleichzeitig kommt auch noch Kritik an der Qualität des Programms auf.
Man muss das trotzdem einordnen. Kein großes Theater, kein Konzerthaus der Region kommt ohne Förderung aus. Die Investitionen, alleine in die Gebäude, sind enorm, und in einer ähnlichen Größenordnung wie in Menden. Wer die Ticketpreise von Konzerthäusern und zum Beispiel kommerziellen Musicalanbietern vergleicht, weiß, was der Eintritt wirklich kosten müsste. Kultur ist nicht gratis.
Kunstfest hat das Image von Geldverschwendung für elitären Zirkel
Dennoch gibt es einen wichtigen Unterschied: Die Kulturförderung erreicht anderswo viel mehr Menschen, ermöglicht Schichten einen Zugang zu Kultur, fördert das kulturelle Leben einer Stadt. Wer sich Fotos vom Publikum bei „Passagen“ auf Gut Rödinghausen ansieht, erkennt, dass sich allabendlich wieder nur ein stabiler Kern von zehn bis 30 Menschen bespaßen ließ. Das Kunstfest hat in diesem Jahr noch einmal das Image gestärkt, ein Geschenk an einen elitären Kreis von Menschen mit abgehobenem Kulturgeschmack zu sein.
Wie macht man weiter? Mit gesundem Menschenverstand muss man eigentlich sofort den Stecker für weitere Auflagen von „Passagen“ ziehen. Aber was denken Mehrheiten in Menden wirklich über diese Kultur-Ausgaben? Die gerade abgehaltene Kommunalwahl könnte Anhaltspunkte liefern.
Es ist die Frage, was klare Mehrheiten in Menden wirklich wollen
Aber das Ergebnis ist nicht so klar, wenn man aufs Detail schaut. Tatsächlich kann man wohl behaupten, dass einem „Weiter so“ ein Ende gemacht wurde, so sehr die CDU abgestürzt ist. Gleichzeitig gelten aber die Grünen, die so bedingungslos wie kaum ein anderer das Kunstfest unterstützen, als absolute Gewinner der vergangenen Kommunalwahl. Die Grünen vermieden es allerdings geschickt, dass man sie damit verbindet.
Es ist ohnehin die Frage, wie lange Sponsoren und Unterstützer dem Kunstfest noch treu bleiben. Gewinnen lässt sich mit dem Kunstfest nix, eher verlieren. Und auch Alt-Bundespräsident Joachim Gauck dürfte wohl eine andere Vorstellung von der Außenwirkung gehabt haben als er in seinem Grußwort Veranstaltungen wie das Kunstfest als „Ergebnis des Engagements von Bürgerinnen und Bürgern“ bezeichnete.
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