Drolshagen. Wegen Betruges saßen am Freitag eine Mutter und eine Tochter auf der Anklagebank im Olper Gericht. In den Fokus geriet dann ein Zeuge.
Athanasios Antonakis brachte es gleich zu Beginn der Verhandlung vor dem Olper Schöffengericht auf den Punkt. „Das ist einer der seltsamsten Fälle, die ich in den letzten Jahren hatte“, sagte der Anwalt aus Solingen. Dies sollte sich in dem fünfstündigen Betrugsprozess bewahrheiten. Dabei geriet ein Zeuge immer mehr in den Fokus. Die Anklagebank drückten eine von Antonakis verteidigte Mutter (53) und ihre Tochter (32), die in der JVA Köln wegen anderer Straftaten in Haft sitzt und vom Attendorner Anwalt Christoph Hilleke vertreten wurde.
Die 32-Jährige hatte ab 2012 eine Beziehung zu einem Drolshagener (33). Die Angeklagte habe zwischen 2012 und 2016 immer mehr Geld von den Eltern ihres damaligen Freundes verlangt, so Staatsanwältin Vanessa Prade in der Anklage: „Es ging um vermeintliche Notlagen, Anwaltskosten und Forderungen des Jugendamtes. Sie sagte auch, sie werde erpresst.“ Mehr als 300.000 Euro hätten die in Drolshagen lebenden Eltern gezahlt. Diese seien an die Tochter, aber auch an die Mutter geflossen. „Die Angeklagte hat die Auszahlung einer Lebensversicherung in Aussicht gestellt. Diese war aber schon erloschen“, so die Staatsanwältin.
Zwei gemeinsame Kinder
Die Angeklagte hat zwei Kinder mit dem Drolshagener, vier weitere aus anderen Beziehungen. „Unser Sohn bat uns, ihm Geld zu geben. Es wurden immer neue Gründe vorgebracht, wofür seine Freundin das Geld brauchte. Es wurde immer versichert, dass wir das wieder bekommen. Wir waren so gutgläubig und haben immer wieder gezahlt“, sagte der 66-Jährige. Auch seine Frau (61), die Anzeige erstattet hatte, meinte: „Wir sind ein einen Tunnel hereingetrieben worden.“
Der 33-Jährige sagte, dass er der damaligen Freundin das Geld seiner Eltern immer vollständig gegeben habe: „Sie hat mich ständig damit erpresst, dass ich unser neugeborenes Kind nicht sehe.“ Von den Eltern habe er insgesamt etwa 900.000 Euro bekommen. Zur Frage von Richter Richard Sondermann, wofür das Geld denn gebraucht worden sei, räumte der Drolshagener ein: „600.000 Euro sind für das Leben draufgegangen.“ Dazu der Richter: „Sie haben das mit ihr verprasst.“
Im Hotel gewohnt
Das damalige Paar lebte auf großem Fuß. Ein Jahr wohnten sie im Vier-Sterne-Hotel in Dortmund, machten Urlaube und holten sich diverse Leihwagen. „Sie sitzen nur deshalb nicht auf der Anklagebank, weil der Betrug unter nahen Familienangehörigen ein Antragsdelikt ist“, so Sondermann. Der Drolshagener betonte: „Ich bin von ihr immer wieder belogen, betrogen, erpresst und geschlagen worden. Ich wollte niemals das Geld meiner Eltern haben. Das ist abstrus, aber man ist psychisch komplett zerstört worden.“ Sondermann war da anderer Meinung: „Auch Sie haben Ihren Eltern etwas vorgegaukelt, um sich gemeinsam den Lebensstil zu ermöglichen.“
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Am Ende stellte das Gericht die Verfahren gegen Mutter und Tochter ein. Die erheblich vorbestrafte 32-Jährige kommt ohnehin erstmal lange nicht in Freiheit. Sie muss noch eine frühere Strafe bis Ende 2023 verbüßen.