Hagen. Stephan Ley, Inhaber der Neuen Färberei, schließt aufgrund neuer Corona-Regeln sein trendiges Restaurant. Und was passiert mit den Mitarbeitern?

Stephan Ley hat die Nase voll. Der Betreiber des Restaurants Neue Färberei auf dem Elbersgelände in Hagen schließt seinen Betrieb bis März. „Der Inzidenzwert in unserer Stadt steigt sprunghaft an, weitere Beschränkungen drohen und nichts ist mehr planbar“, resümiert der Gastronom desillusioniert. Von Neujahr bis einschließlich gestern, 10. Januar, hatte der trendige Gastrobetrieb aufgrund von Betriebsferien geschlossen, „und die Türen bleiben die kommenden Wochen weiterhin zu“, sagt Ley.

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Wenn in wenigen Tagen die 2G-Plus-Regel auch in der Gastronomie eingeführt wird (Einlass wird nur Geimpften oder Genesenen, die außerdem einen negativen Corona-Test vorweisen müssen, gewährt), rechnet Ley mit noch weniger Gästen als bisher schon.

Auch wenn – wovon auszugehen ist – demnächst Leute, die bereits geboostert sind, keinen Test nachweisen müssen, rechnet der Gastronom mit leeren Tischen. „In Deutschland sind knapp über 40 Prozent aller bereits doppelt geimpften Personen geboostert, aber das ist einfach zu wenig“, zieht Ley eine ernüchternde Bilanz. Außerdem ginge durch die Auflagen und Beschränkungen genau das, was die Gastronomie ausmache – Geselligkeit und Spontaneität – verloren.

Acht Festangestellte und etliche Aushilfen gehören zum Team

Acht Festangestellte und etliche Aushilfen arbeiten normalerweise in der Neuen Färberei. Die beiden Inhaber Stephan Ley und Mike Henning (Henning ist auch Betreiber der Großdisco Capitol in direkter Nachbarschaft) versichern, dass sie ihrem Personal bei der Überbrückung der Zeit, in der der Betrieb ruht, helfen werden, „und unsere Leute können, wenn sie möchten, auch in einem unserer Schnelltestzentren arbeiten“, verspricht Ley.

Er liebe die Arbeit in der Gastronomie und die Arbeit mache ihm in der Regel enorm viel Spaß, doch momentan liefe alles aus dem Ruder. „Das ist doch verrückt, aber es ist für uns kostengünstiger, trotz laufender Kosten den Laden zu schließen, als weiterhin Gäste zu begrüßen.“

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Gut 20 Reservierungen müssen Ley und Henning jetzt schnellstmöglich stornieren, „von Reservierungen von zwei Personen über die klassische Kleingruppe mit vier Gästen bis hin zu 20-Personen-Gruppen. Allerdings geben wir unseren Gästen den Tipp, doch zu den Gastrobetrieben Artischocke oder Kipos, die sich ebenfalls auf dem Elbersgelände befinden und geöffnet haben, auszuweichen. So können wir uns wenigstens noch kollegial zeigen“.

Dehoga spricht von einer „Riesen-Katastrophe“ für Wirte

Auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) warnt angesichts der geplanten schärferen Zugangsregeln für die Gastronomie vor weiteren Umsatzeinbußen für die Betriebe.„Für viele unserer Gastro-Betriebe ist das eine Riesen-Katastrophe“, sagt Lars Martin, Geschäftsführer von Dehoga Hagen und stellvertretender Hauptgeschäftsführer von Dehoga Westfalen.In den letzten Tagen hätten bereits einige Betreiber eine vorübergehende Schließung angekündigt, so Martin.

Auch Leandro Radzio, Betreiber des Restaurants samt Cocktailbar Essence bei Elbers, zeigt sich über die aktuellen Corona-Entwicklungen besorgt. Seit einiger Zeit hat Radzio seinen Betrieb sowieso nur noch freitags und samstags geöffnet, „die Einführung von 2G hat meinen Gästestrom halbiert, 2G-Plus wird mir und etlichen Gastronomen den Rest geben“, prophezeit der Restaurant-und-Cocktailbar-Betreiber. Am kommenden Freitag und Samstag, also am 14. und 15. Januar, wird das Essence wie bisher öffnen, „aber es ist ein Test, ein Experiment. Es kann sein, dass ich danach für einige Wochen schließe“, sagt Leandro Radzio enttäuscht.