Attendorn. Die Geburtenstation der Helios-Klinik in Attendorn wird wohl noch in diesem Jahr geschlossen. Erste Reaktionen fallen drastisch aus.
Die Helios-Klinik in Attendorn wird vermutlich noch in diesem Jahr ihre Geburtsstation schließen. Diese für Attendorn äußerst bittere Nachricht verkündete das Krankenhaus in einer Pressemitteilung am Mittwochmittag. Der Grund für diesen drastischen Einschnitt: Es fehlt das ärztliche Fachpersonal, das trotz intensiver Suche nicht gefunden wurde. Und ohne diese qualifizierten Mitarbeiter könne man die stationäre Betreuung werdender Mütter dauerhaft nicht aufrechterhalten, schreibt das Unternehmen.
Im Übrigen sei auch das gynäkologische Angebot der Klinik davon betroffen. Die stationäre Versorgung von Schwangeren und gynäkologischen Patientinnen mache eine dauerhafte Verfügbarkeit eines Facharztes sowie von Assistenzärzten zwingend erforderlich. „Wir leisten unser Bestes dazu, um weiterhin für Schwangere und junge Eltern, die uns ihr Vertrauen schenken, vollumfänglich da zu sein. Dies ist allein dem Engagement des verbleibenden Teams und dem konsequenten Einsatz von Honorarärzten zu verdanken“, erklärt Klinikgeschäftsführer Dr. Volker Seifarth in einer Pressemitteilung.
Hesener: „Ein Schlag ins Kontor“
Doch dieser Einsatz wird nicht reichen, um die Station am Leben zu halten. Seifarth erklärt: „Mittel- und langfristig wird es uns (...) nicht möglich sein, eine umfassende, medizinisch hochwertige Versorgung in der Gynäkologie und Geburtshilfe aufrechtzuerhalten. Auch, wenn uns dieser drastische Schritt sehr schwer fällt, müssen wir auf die weiterhin angespannte personelle Situation reagieren und uns auf eine Schließung der Gynäkologie und Geburtshilfe noch in diesem Jahr einstellen.“
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Für Kämmerer Klaus Hesener, Mitglied im Helios-Beirat, der keine Entscheidungskompetenz besitzt, ist diese Nachricht laut eigener Aussage die Schlimmste seines Berufslebens gewesen. „Für unsere ärztliche Versorgung ist das ganz, ganz schlecht. Das Krankenhaus liegt mir sehr am Herzen, das ist ein echter Schlag ins Kontor“, erklärte Hesener, der selbst in Attendorn geboren wurde, im Gespräch mit dieser Redaktion. Werdende Mütter aus der Hansestadt werden künftig nach Olpe, Altenhundem, Lüdenscheid, Gummersbach oder Siegen „ausweichen“ müssen, denn auch im Plettenberger Krankenhaus gibt es keine Geburtsstation mehr.
Melissa Bäcker, Pressesprecherin der Helios-Klinik in Attendorn, beschwichtigt: „Die Fahrtdauer zu den nächstgelegenen Geburtsstationen liegt im Bereich von durchschnittlich 14 Minuten. Damit wird die Zeit, in der eine Geburtsklinik erreichbar sein sollte, deutlich unterhalb der Grenze von 40 Minuten bleiben.“ Die Abstimmungen und Übernahme von Terminen ab 1. November würden entsprechend eingeleitet. Die gynäkologischen Praxen, Zuweiser und Beratungsstellen für Schwangere sowie Hebammenpraxen werden ebenso informiert.
Seifarth: „Schritt fällt uns sehr schwer“
Die 40 Mitarbeiter der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe wurden am Mittwochmorgen informiert. Wie es mit ihnen konkret weitergeht, steht noch nicht fest, aber: „Unser Ziel ist es, jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter ein Angebot zu unterbreiten. Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Funktionen Pflegepersonal und Schreibdienst sollen Positionen im Haus angeboten werden. Für Hebammen wird ein Konzept erarbeitet. Es soll den Mitarbeiterinnen ein schneller Zugang zu offenen Stellen im Konzern angeboten werden“, erklärt Melissa Bäcker. Die Interessen aller betroffenen Mitarbeiter würden im Rahmen eines Interessensausgleichs mit dem Betriebsrat abgebildet.
Mit ihrer Geburtsklinik stellt die Helios-Klinik Attendorn für mehr als 500 Schwangere jährlich eine wohnortnahe Betreuung sicher. So wurden 2018 genau 500 Babys im Attendorner Krankenhaus geboren, 2019 noch mal 16 mehr und im vergangenen Jahr 502. In diesem Jahr sind bereits über 400 Babys zur Welt gekommen. Nur wird diese Zahl in Zukunft leider auf Null sinken.