Hagen. In der Stadt macht sich mit den ersten Lockerungen Zuversicht breit. Ein Gespräch mit Hagens City-Manager über Herausforderungen und Hoffnungen.
Die Innenstadt glich in der Pandemie über viele Wochen einer Geisterkulisse. Gestapelte und festgezurrte Stühle in den Gastronomie-Betrieben, verschlossene Türen, keine Besucher. Seit kurzem ist das anders. Die Inzidenz sinkt. Ein Stadtbummel oder Café-Besuch sind in Hagen wieder möglich. Ein Gespräch mit City-Manager Wladimir Tisch über Resignation, Hoffnung und die Zukunft der Innenstadt.
Mit Blick auf die Inzidenz stehen in nicht allzu ferner Zukunft weitere Lockerungen in Aussicht. Wie haben Sie die letzten Tage und Wochen in Hagen erlebt? War die Frequentierung in der Stadt seit dem Neustart hoch?
Wladimir Tisch: Wenn ich die letzten Wochen und Monate betrachte, ist das, was wir jetzt erleben, wie ein Befreiungsschlag. Vor allem in den letzten Wochen habe ich in vielen Gesprächen eines gespürt: Frust. Während anderswo Öffnungsschritte schon längst anstanden, blieben in Hagen die Türen zu. Die Situation zerrte bei vielen an den Kräften.
Alle wollten etwas tun – konnten es aber nicht. Jetzt macht sich überall Zuversicht breit. Wir sind der Normalität wieder einen Schritt näher gekommen. Und man merkt auch, dass die Innenstadt wieder stärker frequentiert wird und es die Menschen nach draußen zieht. Das ist ein schönes Gefühl – vor allem aber ein schönes Zeichen für die Unternehmer, die so lange im Sinne der Pandemiebekämpfung durchgehalten haben.
Trotzdem gibt es noch viele Beschränkungen…
Ja. Das ist aber nicht ausschlaggebend. Alle sind froh, dass es wieder losgeht. Vor allem hängen an den Betrieben ja auch viele Jobs. Im Einzelhandel, in der Gastronomie. Viele Menschen waren in Kurzarbeit und können jetzt ihrer Arbeit wieder nachkommen. Natürlich wird aber derzeit auch an vielen Stellen Servicepersonal gesucht.
Wie will die City-Gemeinschaft den Einzelhandel und die Gastronomie beim „Neustart“ begleiten? Sind Aktionen geplant?
Die Planung bleibt weiterhin schwierig. Die verkaufsoffenen Sonntage beispielsweise sind an größere Veranstaltungen gekoppelt. Diese können wir aber nicht mit Sicherheit planen. Wir sind aber optimistisch, dass im Herbst wieder etwas möglich sein wird und wollen dann kurzfristig reagieren. Wir haben schon die Blumenampeln an den Laternen angebracht und möchten die Öffnungen zunächst durch kleine Aktionen begleiten.
Derweil überarbeiten wir auch die Seite „Hagenliefert“, auf der mehr als 400 Unternehmen vertreten sind. Sie soll auch über Corona hinaus bestehen bleiben. Wir haben als Citygemeinschaft in diesem Jahr übrigens keine Mitgliedsbeiträge erhoben, weil wir um die schwierige Situation vieler Mitglieder wissen.Und apropos Restart: Mit 300.000 Euro als Budget legt die Hagen-Agentur die Initiative „Hagen Restart“ auf. Der Zusammenhalt ist also groß.
Während viele wieder an den Start gehen, hat es sicherlich auch einige Schließungen gegeben, oder?
Dazu liegen mir keine Zahlen vor. Es wird sicherlich Geschäfte gegeben haben, die Corona nicht überstanden haben. Aber der Großteil, so mein Gefühl, hat sich durch diese schwierige Zeit durchgekämpft.
Es bestand immer die Sorge, dass die Pandemie auch eine Verödung der Innenstadt zur Folge haben könnte. Sorgen Sie sich um die Zukunft?
So pauschal kann man das nicht sagen. Es gibt natürlich Dinge, die man angehen muss. Aber Innenstädte haben sich schon immer gewandelt. Denken Sie doch einmal zurück, wie die Innenstadt vielleicht noch vor 20 Jahren aussah. Aber die Menschen in Hagen stimmen mich zuversichtlich. Eine Innenstadt lebt von jedem, der dafür kämpft. Das sind die Ladenbesitzer, Einzelhändler und Gastronomen, aber auch die Politik und viele Unternehmen, die mit Zukunftsprogrammen ganz konkret etwas tun wollen. Viele Menschen beteiligen sich in Hagen ganz aktiv an der Gestaltung der Zukunft. Und das ist der erste Schritt.
Was macht die Hagener Innenstadt besonders?
Da ist zum einen die Vielfalt, die für eine Stadt dieser Größe besonders ist. Vor allem aber der persönliche Charakter. Man kennt viele, die hier arbeiten, persönlich. Man hat nicht diese Anonymität. Einkaufen bedeutet Emotionen. Erlebnis. Und das wird einem, so meine Behauptung, in Hagen noch geboten.