Hagen. Oberbürgermeister Schulz möchte den Restart für Einzelhändler und Gastronomen eng begleiten. Kreative Impulse sind gefragt, um Kunden zu locken.

Angesichts der sinkenden Corona-Infektionen und damit einher gehender Lockerungen für Einzelhandel und Gastronomie sieht Oberbürgermeister Erik O. Schulz die Stadt Hagen für den Restart in der Innenstadt gut gerüstet. Gleichzeitig appelliert er an alle Beteiligten, im engen Schulterschluss den Neuaufbruch anzugehen. „Die Stadt wird mit allen Einrichtungen den im März vorgelegten Aktionsplan der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer unterstützen“, versichert der Verwaltungschef. Dabei sieht er sich als Aufsichtsratsvorsitzender der Hagen-Agentur sowie Chef des Verwaltungsvorstandes durchaus als Zugpferd in diesem Prozess und ist mit sämtlichen Richtungsentscheidungen vertraut: „Als OB bin ich zudem ständig im Gespräch mit Verbänden, Gastronomen, Einzelhändlern und auch Bürgern über notwendige Weiterentwicklungen in der Innenstadt.“

Schlüsselrolle für Hagen-Agentur

Oberbürgermeister Erik O. Schulz appelliert an alle Gruppen, sich in die Weiterentwicklung der Innenstadt nach der Corona-Pandemie mit Konzeptideen einzubringen.
Oberbürgermeister Erik O. Schulz appelliert an alle Gruppen, sich in die Weiterentwicklung der Innenstadt nach der Corona-Pandemie mit Konzeptideen einzubringen. © WP | Michael Kleinrensing

Dabei sind für Schulz zunächst einmal kurzfristige Weichenstellungen entscheidend: Ein zentraler Schritt ist am Dienstag, 8. Juni, ein „Zukunftsforum Innenstadt“, bei dem eine Agenda für den Restart in und entlang der Fußgängerzone, aber auch mit Blick auf die Stadtteilzentren präsentiert werden soll: „Unsere Maßnahmen als Kommune sind dabei eher als ein Anstoß in Form einer kooperativen Agenda zu verstehen, weniger als ein vollumfängliches Konjunkturprogramm. Alle müssen mitmachen“, fordert der OB ein breites Engagement ein, „wir gehen lediglich einen Schritt voran. Aber auch Händler, Eigentümer, Gastronomen und Entwickler müssen mit an einem Strang ziehen. Gute Gespräche hat es bereits mit der SIHK, den Wohnungsbaugesellschaften, der Sparkasse, der Märkischen Bank, dem Marketing-Club und dem Unternehmerrat gegeben. Alle wollen sich einbringen und mitziehen“, blickt der Verwaltungschef mit Zuversicht auf diesen Prozess.

Eine Schlüsselrolle kommt dabei der Hagen-Agentur zu, die Händler und Gastronomen während der Pandemie-Monate bereits eng begleitet hat. Wohl wissend, dass sich die jüngsten Entwicklungen in Richtung Online-Handel kaum zurückschrauben lassen, geht es dem Team um Geschäftsführer Volker Ruff vor allem darum, den notwendigen Strukturwandel einzuleiten, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, besseren Marktzugang zu erhalten, Neues einfach auszuprobieren und so die Umsätze wieder zu steigern. „Wir wollen grundsätzlich die Attraktivität der City und Stadtteilzentren sowie die Vielfalt der Kultur- und Kreativwirtschaft erhalten. Gute Ideen und Initiativen sollen Vorbilder für andere geben und ein Stück Hoffnung und Zuversicht vermitteln“, setzt Schulz auf einen Wettbewerb guter Ideen.

Als impulsgebendes Domizil hat die Hagen-Agentur das Ladenlokal Mittelstraße 12 (ehemals WMF) ausgeguckt, wo bis Ende Juni ein sogenannter „Co-Creation-Space“ für die Unternehmer, Einzelhandel, Gastronomie und Start-ups entstehen soll. „In diesem Zuge soll die gesamte obere Mittelstraße in ihrer Gestaltung als Modellraum dienen. Dort wollen wir gemeinsam mit Eigentümern, Gastronomen, Händlern als Stadt und Hagen-Agentur neue Formen der Urbanität testen“, skizziert der OB das Konzept. „Veranstaltungen, Außengastronomie, Beleuchtung, Aufenthaltsmöglichkeiten. Pop-up-stores etc. werden wir dort zwei Jahre lang erproben.“ Alles passiere in enger Absprache mit den Anliegern und den Behörden, um Erfahrungen zu sammeln. „Wir reden also nicht nur drüber, wir handeln konkret.“

Dazu gehören auch so profane, aber durchaus wirkungsvolle Instrumente wie eine mögliche Reduzierung der Gebühren fürs Parken oder für Außenterrassen der Gastronomen. „Im Rahmen unserer städtischen Zuständigkeiten werden wir in den kommenden Wochen hier sicher vieles möglich machen, was den Händlern und Gastronomen beim Neustart nach den pandemiebedingten Einschränkungen helfen kann“ sichert Schulz unbürokratische Gesten zu. „Wir wissen da sehr wohl um unsere Verantwortlichkeit. Wir haben aber nicht alles selbst in der Hand – der größte Teil der Parkflächen etwa ist in privater Hand.“

Weiterführende Konzepte

Langfristig sieht der Oberbürgermeister das Thema „Wandel der Innenstadt“ auch in dem Gestaltungsprozess „Hagen.Horizonte2035“ verankert, dessen konkreten Inhalte in den kommenden Monaten im Rahmen des Integrierten Stadtteilentwicklungskonzepts (InSEK) für den Bezirk Mitte erarbeitet werden sollen: „Dabei werden wir gemeinsam über die städtebauliche und inhaltliche Ausgestaltung der City sprechen. Dann erst müssen wir uns Gedanken über die Pflasterung machen. Es macht keinen Sinn, das Pflaster zu erneuern, wenn wir später ganz andere Anforderungen an eine neue Stadtgestaltung mit viel Freiraum, Aktionsflächen oder Verweilräumen haben wollen.“

Dabei macht Schulz keinen Hehl daraus, dass gerade in der Nach-Pandemie-Zeit die finanziellen Möglichkeiten der Stadt noch begrenzter sind als bislang: „Niemand will aktuell Steuererhöhungen. Aber ob bei der Aufstellung des Doppelhaushalts 2022/23 ein Drehen an der Steuerschraube vermieden werden kann, hängt auch davon ab, wie die weitere finanzielle Unterstützung von Bund und Land bei der Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie aussehen wird.“