Hagen. Mit 56 Jahren macht sich Frank Straube selbstständig mit einer Manufaktur in Hagen-Westerbauer. Er setzt auf Bio und auf regionale Produkte.

Es ist angenehm warm im Eingangsbereich und es riecht leicht süßlich. „Das ist das Rapsöl, ich bin gerade zugange“, lächelt Frank Straube und öffnet die Tür zu einem weiteren Raum, „hier produziere ich meine Produkte“. Er mache alles per Hand, betont der 56-Jährige, „ich stelle meine Öle selbst her, fülle sie von Hand in Flaschen ab und verschließe, versiegel und etikettiere die Flaschen dann. Daher ja auch der Name Manufaktur“.

„Ölmanufaktur Straube“ steht über der Eingangstür des Gebäudes in der Grundschötteler Straße 8a in Hagen-Westerbauer. „Die obere Wohnung unseres Drei-Familien-Hauses habe ich zu Geschäftsräumen umgebaut. Am nächsten Samstag ist Neueröffnung, dann beginne ich hier mit dem Verkauf von Bio-Speiseölen und Bio-Mehl und ich gehe mit meinem Online-Shop an den Start“, erzählt der gebürtige Hagener mit Vorfreude in der Stimme.

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Lange Monologe kann Frank Straube nicht halten, alle paar Minuten schüttet er Rapssamen nach – in eine Pressmaschine, die er eigens angeschafft hat, um Speiseöl zu produzieren.

Kaltgepresstes, geschmacksintensives Öl

„Ich stelle ausschließlich kaltgepresstes Öl her, dieses Rapsöl hier entsteht bei 34 Grad.“ Laut Vorschrift muss Öl, das sich kaltgepresst nennen darf, unter 40 Grad hergestellt werden. „Mein Anspruch ist es, mit meinen acht Ölen, die ich produziere, stets unter 37 Grad zu liegen“, betont Frank Straube.

Ab Samstag, 15. Januar, bietet Frank Straube acht unterschiedliche Öle in Glasflaschen an.
Ab Samstag, 15. Januar, bietet Frank Straube acht unterschiedliche Öle in Glasflaschen an. © WP | Michael Kleinrensing

Kaltgepresstes Öl sei besonders geschmacksintensiv und alle Inhaltsstoffe blieben erhalten. Straubes Öl wird nicht gefiltert, sondern bleibt drei bis vier Tage in einem Edelstahlbehälter stehen. Während dieser Zeit setzen sich Sedimente ab, das Öl wird schließlich abgeschöpft. „Aus 5 Kilo Saat erhalte ich etwa 1,5 Liter Öl.“

Auch Walnussöl stellt Straube selbst her, „das passt perfekt in ein Salatdressing. Und mein selbst produziertes Kürbiskernöl kann man schön über Vanilleeis geben – ein Gedicht“, verspricht der Gourmet.

Der Familienvater gerät für ein paar Momente ins Schwärmen, spricht über gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit. Man könnte glauben, er betreibe die Manufaktur schon jahrelang.

Sinnvolle und nachhaltige Arbeit

Der 56-Jährige schüttelt amüsiert den Kopf: „Nein, ich war 38 Jahre in der Automobilzulieferindustrie tätig, war Leiter der technischen Entwicklung.“ Dann bekam er gesundheitliche Probleme, einige Zeit später meldete sein Arbeitgeber Insolvenz an. „Und dann kam ich ins Grübeln über meine Zukunft“, sagt Frank Straube.

Sein Traum sei es immer­ gewesen, sich einmal selbstständig zu machen und ein Produkt herzustellen, das man in den eigenen Händen halten könne und das sinnvoll und nachhaltig sei. „Meine Frau und ich und unsere beiden Söhne - wir kochen alle gern. Und Bio-Öle verwenden wir schon seit langem“, sagt Straube. Und so schloss sich der Kreis . . .

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Was Frank Straube besonders wichtig ist? „Ich verwende größtenteils regionale Produkte in Bio-Qualität.“ Zwar habe er für seine Manufaktur noch keine Bio-Zertifizierung, doch die sei für Februar terminiert.

Alles wird verwertet: Presskuchen (Pellets) wird zu Futter­ für Rinder oder Schweine verarbeitet.
Alles wird verwertet: Presskuchen (Pellets) wird zu Futter­ für Rinder oder Schweine verarbeitet. © Unbekannt | Michael Kleinrensing

Vier Saat-Arten erhält Straube von einem Biobauer aus der Region, genauer gesagt aus Witten. „Kürbiskerne beziehe ich aus der Steiermark, und Nüsse von der Firma ,Fair food’ mit Sitz in Freiburg. „Fair Food“ ließe die Nüsse in Anbaugebieten wie Kenia produzieren, „die Wertschöpfung bleibt im Anbaugebiet bei den Bio-zertifizierten Bauern – das ist mir wichtig“, betont Straube.

Ökostrom, Glasflaschen und Papiertüten

Frank Straube bietet auch Senfmehl an, „daraus kann man Marinaden, Dips, Salatsoßen oder direkt Senf herstellen“, schwärmt er.Acht Öle hat Straube in größeren und kleineren Flaschen im Angebot. Eine 250-ml-Flasche Bio-Rapsöl kostet 7,80 Euro. Für eine 100-ml-Flasche, die mit dem wertvollen Walnussöl gefüllt ist, muss man ebenfalls 7,80 Euro bezahlen.500 Gramm Leinsamenmehl kosten 4,80 Euro, die gleiche Menge Walnussmehl kostet 6,80 Euro.In der Ölmanufaktur Straube wird mit Ökostrom gearbeitet, es werden ausschließlich Glasflaschen für die Öle sowie Papiertüten fürs Mehl verwendet. Transportverpackungen bestehen aus Pappe, auf Plastikeinleger wird verzichtet.

Außerdem lege er Wert darauf, ein Produkt komplett zu nutzen. Beispiele? „Aus Rapssaat stelle ich Rapsöl her. Übrig bleibt Presskuchen, der zu Futter für Rinder oder Schweine verarbeitet wird. Aus Leinsamen wiederum produziere ich Leinsamenöl, übrig bleiben Pellets, die zu Leinmehl verarbeitet werden. Das Leinmehl kann man zum Brotbacken verwenden, Brownies daraus herstellen oder es fürs Müsli nehmen.“

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Apropos Mehl – auch Mehl produziert Frank Straube selbst. In seiner Schatzkammer (Straube: „Hier ist es dunkel und kühl.“) lagert er unter anderem Mohn-und Kürbiskernmehl, „mein Mehl ist glutenfrei und vegan“, unterstreicht der 56-Jährige.

Coronakonforme Eröffnung

Am Samstag, 15. Januar, von 11 bis 17 Uhr, wird die Tür zur Manufaktur erstmals für Besucher und Kunden geöffnet, „doch coronabedingt lade ich zu keiner Eröffnungsfeier ein. Wer kommt, der kommt“, sagt Straube, der betont, auf die Einhaltung von Hygienevorschriften und Abstand zu achten.