Menden. Die Ordensschwestern verlassen Menden und ziehen zurück ins Mutterhaus in Bestwig. Damit endet eine mehr als 100-jährige Tradition.

Schwester Raphaela Maria Plümper (l.) und Schwester Heriburg Surholt verabschieden sich nun aus Menden
Schwester Raphaela Maria Plümper (l.) und Schwester Heriburg Surholt verabschieden sich nun aus Menden © SMMP | Ulrich Bock

Das ist eine Zäsur für die Walburgisschulen und das Placida-Viel-Berufskolleg in Menden: Die Ordensschwestern verlassen nach mehr als 100 Jahren die Hönnestadt und gehen zurück ins Mutterhaus in Bestwig, der Konvent wird aufgelöst.

Die Walburgisschulen ohne Ordensschwestern – für viele Mendener unvorstellbar. „Ja, uns geht das genauso“, sagt Schulleiter Dr. Ansgar Bornhoff auf Nachfrage der Westfalenpost. „Wir können uns das auch noch nicht vorstellen, wie es ohne die Schwestern vor Ort sein wird. Sie werden uns fehlen.“

Jüngere bleiben aus

Hintergrund ist, dass es derzeit nur noch zwei verbliebene Ordensschwestern in Menden gibt – Schwester Heriburg Surholt ist mittlerweile 82 Jahre alt, Schwester Raphaela Maria Plümper ist 83. „Es geht einfach um die Frage, welche Möglichkeit die beiden haben, sich selbst zu versorgen“, erläutert Dr. Bornhoff. Wenn die beiden ins Mutterhaus der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel in Bestwig zurückgehen, können sie auf die Infrastruktur vor Ort zurückgreifen: „Jetzt sind die beiden nur noch zu zweit in Menden, in Bestwig haben sie eine viel größere Gemeinschaft und natürlich auch die entsprechende Infrastruktur.“

Ordens-Nachwuchs nicht zwangsläufig Lehrerin

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Der Nachwuchs an jüngeren Ordensschwestern fehle, erläutert Dr. Bornhoff. „Das ist ja nicht nur in Menden so, sondern überall.“ Die große Zahl von kleineren Konventen könne deshalb nicht aufrecht erhalten werden. Am Engelsburg-Gymnasium in Kassel habe es eine ähnliche Konstellation gegeben.

Hinzu komme, dass der Ordens-Nachwuchs nicht zwangsläufig Lehrerin wird, erklärt Dr. Ulrich Bock von der Stabsstelle Unternehmenskommunikation des Bergklosters Bestwig. So arbeiten Ordensschwestern beispielsweise in der Krankenhausseelsorge oder in anderen sozialen Bereichen. „Nach wie vor gibt es Frauen, die in den Orden eintreten“, sagt Dr. Bock. „Das sind heute aber Frauen in einer anderen Lebensphase als früher, die dann oft Mitte 30 sind.“

Jahrzehnte in Menden gelebt

Schwester Heriburg (Hauswirtschafterin) und Schwester Raphaela (Lehrerin) fällt es schwer, Menden zu verlassen, erzählt Dr. Ansgar Bornhoff: „Sie sind natürlich auch traurig darüber – wie wir alle auch.“ Schwester Heriburg wohne seit 54 Jahren in Menden. Und Schwester Raphaela kommt sogar gebürtig aus Menden, „sie kennt die Schule noch aus Kindertagen. Ab 1950 ist sie selbst hier zur Schule gegangen.“ 1986 sei sie dann als Lehrerin wieder ans Walburgisgymnasium zurückgekehrt.

Wenn die beiden Ordensschwestern von Menden nach Bestwig ziehen, treffen sie dort zumindest auch einige bekannte einstige Mendener Gesichter, die sicher bei der Eingewöhnung helfen – darunter beispielsweise Schwester Lydia. „Wir hoffen, dass sich die beiden schnell dort einleben“, sagt Dr. Bornhoff.

Trägerschaft der Schule ändert sich nicht

Der Weggang der Ordensschwestern habe keine Auswirkungen auf das christliche Leitbild der Schule oder die Trägerschaft, betont Dr. Bornhoff: „Wir bleiben in Trägerschaft der Ordensgemeinschaft.“ Für ihn als Schulleiter und das Kollegium bleibe die Aufgabe, „diesen Geist und die Verbindung zum Orden aufrecht zu halten“. Glücklicherweise sei der Weg nach Bestwig nicht so weit, so dass es von Zeit zu Zeit sicher auch persönliche Begegnungen geben werde.

Wegen der Corona-Pandemie Verabschiedung in Etappen

Derzeit werden die Ordensschwestern sozusagen etappenweise verabschiedet – was der Corona-Pandemie geschuldet ist: Nachdem sich die Walburgis-Schülervertretung und das Walburgis-Kollegium Ende der vergangenen Woche von Schwester Heriburg und Schwester Raphaela verabschieden konnten, folgt in dieser Woche das Placida-Viel-Berufskolleg. Am Sonntag, 16. Mai, findet in der Heiligen Messe in St. Vincenz (9.30 Uhr) die Verabschiedung der beiden durch den Pastoralverbund Menden statt.

Dr. Bornhoff setzt darauf, dass der Kontakt zwischen den Ordensschwestern und den Walburgisschulen trotz der räumlichen Trennung nicht abreißen wird. Ein erster Schritt, um auch virtuell die Verbindung zu halten, ist getan: „Das Kollegium hat den beiden nicht ohne Grund einen Laptop geschenkt. Wir hoffen, dass wir auch darüber den Kontakt halten können.“