Elsey. Nach Umzug eröffnete Lidl am Donnerstag in Hohenlimburg einen umstrittenen Neubau. Polit-Prominenz aus Stadt und Bezirk flankiert die Eröffnung

Am Donnerstag hat der Discounter Lidl nach Umzug seine neue Filiale am Gotenweg im Elsey eröffnet. Begleitet wurde die Eröffnung des umstrittenen Neubaus von Luftballons, Würstchenbude, Glücksrad und Polit-Prominenz aus Stadt und Bezirk.

Viel Politik vor Ort

Bereits am Vortrag hatte Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz samt Mitarbeiterinnen aus der Wirtschaftsförderung den Discounter besichtigt. „Im Rahmen der jüngsten Investorentour durch Hagen war ich seitens der Geschäftsführung eingeladen worden, vor Eröffnung das Konzept des Hohenlimburger Marktes näher kennenzulernen. Dieser Einladung bin ich gerne gefolgt“, so Schulz. Ihn habe an dem neuen Markt besonders das ausgefeilte energetische Konzept beeindruckt. „Ich bin sicher, dass sich die Hohenlimburgerinnen und Hohenlimburger freuen werden, dass das Lidl-Angebot an diesem seit vielen Jahren bekannten Standort auch zukünftig anzutreffen sein wird.“

Der neue Lidl-Markt am Gotenweg in Hohenlimburg.
Der neue Lidl-Markt am Gotenweg in Hohenlimburg. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Am Eröffnungstag saßen Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann (CDU) sowie seine Stellvertreter Mark Krippner (SPD) und Frank Schmidt (BfHo) für ein paar Minuten an der Kasse des Discounters, um Spenden für den Verein „Holikids“ zu sammeln. 350 Euro kamen zusammen, die Discounter-Kette Lidl stockte auf 1000 Euro auf. Angesichts dieser breiten PR-Kampagne des Discounters traten die Debatten, die es lange Zeit um das umstrittene Bauvorhaben gab, in den Hintergrund.

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Kritik vom Marktleiter nebenan

Vor drei Jahren hatte die Bezirksregierung Arnsberg die Pläne für den Neubau scharf kritisiert. Wegen der Nähe zum Elseyer Zentrum stelle schon der bisherige Lidl eine „Fehlentwicklung“ dar, die mit einer Erweiterung noch zementiert werde. „Es gab einen regen Briefverkehr mit der Bezirksregierung Arnsberg, aber da hat sich die Stadt komplett versteckt“, sagt Sven Eklöh, der einen Rewe-Markt kaum zwei Kilometer vom Lidl entfernt betreibt. „Es ist schon verwunderlich, an einem Standort, wo genügend Lebensmitteleinzelhandel vorhanden ist, so einen Markt zusätzlich zu genehmigen.“

Keine Konkurrenz zum Rewe

Als Konkurrent nehme er den Discounter aber nicht wahr. „Kunden von Aldi und Lidl gehören weniger zu meiner Kundschaft, so Eklöh. „Wir als Vollsortimenter können das nur aus der Entfernung beobachten. Wir haben noch eine schöne Theke mit Frischfleisch, Wurst und Käseabteilung. Das ist bei Massenanbietern wie Aldi und Lidl eine andere Nummer.“ Die Eröffnung werde eher den Aldi an der Esserstraße in Elsey torpedieren, so Eklöh. Dort war vor zwei Jahren ein moderner Aldi-Markt eröffnet worden, kaum einen Kilometer von Lidl am Gotenweg entfernt. „Aldi hat als Antwort von Lidl genau das bekommen, was nun eröffnet hat.“

Sorge vor Folgen für die Innenstadt

Derweil ist in der Hohenlimburger Innenstadt die Sorge groß, die schwach frequentierte Fußgängerzone könnte durch den neuen Lidl weiter geschwächt werden. Mit dem Neubau von Lidl werde ein weiterer Sonderstandort in Hohenlimburg etabliert, sagt Ulrich Elhaus, Besitzer des gleichnamigen Sportgeschäfts und Vorstand der Werbegemeinschaft. Die Folge sei eine „Magnetwirkung“, die die Standorte Elsey und Hohenlimburg schwächen wird. „Ausgerechnet die Politiker, die immer wieder betonen, dass die Probleme des Hohenlimburger Einzelhandels in den zwei Zentren Elsey und Hohenlimburg Stadt zu sehen sind, feiern nun die Erweiterung und Festigung des Sonderstandortes am Gotenweg.“

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SPD hatte gegen den Ausbau gestimmt

Im Gegensatz zu CDU, Bürger für Hohenlimburg und Hagen Aktiv hatte sich die SPD in der Bezirksvertretung vor drei Jahren geschlossen gegen die Erweiterung des Lidl am Gotenweg ausgesprochen – darunter auch Mark Krippner. Dass er nun zur Eröffnungsaktion bei Lidl an der Kasse saß, ist für ihn kein Widerspruch. „Wir sind alle Demokraten. Und auch wenn man verliert, will man ja, dass es am Ende eine gute Lösung gibt – und das ist bei diesem Markt gelungen“, so Krippner. Das Votum damals habe sich nicht gegen Lidl an sich gerichtet. „Durch Netto ist eine bürgernahe Versorgung weggefallen und auf der andere Seite gab es rechtliche Fragen zum Bebauungsplan.“

Kein Kopfzerbrechen bei Kunden

Wenig Kopfzerbrechen um den Lidl machen sich dagegen wohl die Kunden, die nun durch die neuen Gänge bummelten. Für ihn sei die neue Filiale ein Gewinn, sagt ein Mann, der vor dem Eingang seine Einkäufe sortiert und sich als treuer Lidl-Käufer zu erkennen gibt. „Die Filiale ist modern, die Preise sind gut.“ Bedenken, die Innenstadt könnte darunter leiden, habe er nicht. „Wenn ich in Elsey wohne, dann fahre ich nicht nach Hohenlimburg zum Einkaufen.“

Umzug in den Neubau

Am Standort in Elsey präsentiert sich Lidl nun mit einer modernen Filiale, die auf 1263 Quadratmetern Verkaufsfläche nicht mehr Sortiment bietet als bisher. Der Unterschied liegt in der Präsentation der Waren, für die nun mehr Platz zum Zeigen bleibt. Neben LED-Beleuchtung und einer großen Glasfront, die bei direkter Sonne automatisch abdunkelt, bietet der Discounter seinen Kunden zudem 103 Stellplätzen vor dem Gebäude. Auf dem Parkplatz ist auch eine E-Ladesäule installiert, an der Kunden ihre Fahrzeuge während der Öffnungszeiten kostenlos laden können.

Viele Kunden schoben am Eröffnungstag ihre Einkaufswagen durch die Gänge, die nun deutlich breiter sind, als es die Kunden des Discounters aus der alten Filiale ein paar Meter entfernt kannten. Die alte Filiale wurde mit dem Umzug und der Neueröffnung geschlossen.

Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann (Mitte rechts) und seine Stellvertreter Mark Krippner (links daneben) und Frank Schmidt setzten sich an die Kasse bei Lidl und sammelten 350 Euro für den Verein „Holikids“. Lidl stockte die Summe auf 1000 Euro auf. Der Marktleiter in Hohenlimburg bzeigt den symbolischen Scheck.
Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann (Mitte rechts) und seine Stellvertreter Mark Krippner (links daneben) und Frank Schmidt setzten sich an die Kasse bei Lidl und sammelten 350 Euro für den Verein „Holikids“. Lidl stockte die Summe auf 1000 Euro auf. Der Marktleiter in Hohenlimburg bzeigt den symbolischen Scheck. © WP Hagen | Marcel Krombusch