Attendorn. Attendorner Stadtrat willigt ein: Auch die Gastronomie wird abgerissen und wie das restliche Gebäude neu errichtet. Das sind die Forderungen:
Der
Alte Bahnhof in Attendorn
wird komplett abgerissen und nächstes Jahr neu errichtet. Darauf hat sich der Stadtrat am Mittwochabend geeinigt. Und gleichzeitig beschlossen, dass die Stadt einen Namenswettbewerb auslobt. Denn wenn schon nichts mehr vom baulichen Bestand des Alten Bahnhofs übrig bleibt, so die einhellige Meinung der Politik, müsse das künftige Gebäude auch einen anderen Namen tragen.
Der ursprüngliche Plan sah zunächst vor, dass „nur“ der Teil des Gebäudes abgerissen wird, in dem pünktlich zum Jubiläumsjahr 2022 das Jugendzentrum und das Bürgerhaus einziehen sollen. Doch aus komplexen baulichen und statischen Gründen favorisiert die Stadt mittlerweile einen kompletten Abriss, der dann auch den Gebäudeteil mit der Gastronomie betrifft. Dieser Bereich sollte ursprünglich nur saniert werden (wir haben berichtet).
Bürgermeister Christian Pospischil und Gebäudemanager Ludger Gabriel machten im Rat gar keinen Hehl daraus, dass Fehler in der Planung unterlaufen seien. Lege man jedoch den neuen Wissensstand zugrunde, sei ein Neubau schlicht und ergreifend der zielführendere Weg, machte der Bürgermeister deutlich: „Bei einer Sanierung werden höhere Kosten entstehen und noch mehr Zeit in Anspruch genommen.“ Außerdem würde die Gastronomie originalgetreu wieder aufgebaut und zumindest vom Äußeren an die guten, alten Zeiten erinnern.
Keine Lust auf Flughafen-Vergleich
Die Kosten werden zwar weiter ansteigen und jenseits der fünf Millionen Euro liegen, sie bewegen sich insgesamt aber noch im erträglichen Rahmen. Darauf legte Winfried Richard, Fraktionschef der UWG, auch großen Wert, wolle die Stadt eines Tages nicht mit dem BER-Flughafen verglichen werden, der sich bekanntlich über die Jahre zu Kostenschleuder entwickelte.
Frei von Kritik ob der unerwarteten Planänderung blieb die Verwaltung aber nicht. SPD-Fraktionschef Uli Bock wollte zwar keine Pauschalkritik üben, er sei jedoch ins Grübeln geraten mit Blick auf die elementaren Fehler, die im Rathaus begangen wurden. Ralf Warias (FDP) sprach von einer „unschönen Entwicklung“ und machte klar, dass die internen Kontrollmechanismen intensiv auf den Prüfstand gehörten, um solche Fehlplanungen in Zukunft zu vermeiden.
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Auch Birgit Haberhauer-Kuschel, Fraktionschefin der CDU, legt den Finger in die Wunde und fragte, warum die Politik erst jetzt mit den neuen Erkenntnissen konfrontiert worden sei. Immerhin liegen die Gutachten über Statik und Baugrund schon seit Monaten vor. Und: „Leider bleibt kein einziger Stein von Alten Bahnhof übrig, deshalb ist es auch nicht mehr angebracht, vom Gebäude Alter Bahnhof in Zukunft zu sprechen“, betonte die CDU-Politikerin und forderte daher einen Namenswettbewerb. Diese Idee stieß auf breite Zustimmung und wird nun umgesetzt. Darüber hinaus stellte Haberhauer-Kuschel den Antrag, dass die Verwaltung den Stadtrat künftig in jedem Sitzungsblock über die Fortentwicklungen des Alten Bahnhofs informiere solle. Diesem Auftrag wird die Stadt nach einstimmigen Beschluss Folge leisten müssen. Unter Strich stehe aber auch die CDU hinter dem „neuen“ Weg.
Altes Inventar bleibt erhalten
Für Wendelin Heinemann von den Grünen sind im Wesentlichen zwei Dinge entscheidend. Erstens: Wenn schon gänzlich neu gebaut wird, dann sollte eine nachhaltige Energiegewinnung hohe Priorität besitzen. Positive Rückmeldung von Seiten der Stadt: eine Luftwärmepumpe und eine Photovoltaikanlage sind vorgesehen. Zweitens: Dem Grünen-Politiker ist es wichtig, dass alte Schmuckstücke wie etwa die Fenster im neuen Gebäude eine „gestalterische Funktion“ einnehmen und somit der Charme der alten, urigen Kneipe nicht völlig ausgelöscht wird. Diese Idee fand großen Anklang, so dass die Politik beschloss, 4000 Euro für die Sicherung und Montage dieser alten Schätze in den Haushalt aufzunehmen.