Hagen-Mitte. Ugo Pitarresi betreibt einen Friseursalon und eine Kunstgalerie an der Marktbrücken-Baustelle: Hochwasser richtet einen sechsstelligen Schaden an
Ugo Pitarresi ist 64 Jahre alt. Er liebt seinen Beruf, den er gleichermaßen auch als seine Berufung versteht. Seit 40 Jahren schneidet er den Hagenern an der Volmestraße die Haare. Seit 20 Jahren betreibt er im gleichen Gebäude auch eine Kunstgalerie, in der er eigene Werke ausstellt und verkauft. „Nach dem Hochwasser dachten viele: ,Ugo hört jetzt bestimmt auf. Der ist zu alt’. Aber ich mache weiter“, sagt Ugo Pitarresi. Er ist ein positiver Mensch, bleibt optimistisch. Trotz allem, was ihm in den letzten zwei Jahren zu schaffen gemacht hat: Erst war es die Marktbrücken-Baustelle vor der Tür, dann kam Corona, dann die Flut.
„Für mich stand außer Frage, dass ich sowohl die Galerie als auch den Salon wieder öffnen will. Ich mache natürlich weiter“, betont der Italiener, dass eine Schließung für ihn nie wirklich zur Debatte stand. Wann aber für ihn ein Neustart möglich sein wird, das kann aktuell niemand verlässlich sagen. Das hängt vor allem davon ab, wie lange die Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten dauern. Denn sein Salon und seine Galerie wurden von den Wassermassen stark beschädigt.
Schaden in sechsstelliger Höhe
Schon am ersten Starkregen-Tag stand das Wasser im Keller. Mit Stiefeln und Eimern bewaffnet legte der Hagener ihn wieder trocken. „Ich war super glücklich, dass wir das geschafft haben“, erinnert er sich. Bis am nächsten Tag die Volme in Hagen übertrat. Erst versuchte der 64-Jährige, mit einem Besen den Schlamm und das Wasser aus dem Laden zu schieben. „Ich habe sogar Barrikaden aus Steinen und Sandsäcken an der Tür gebaut. Aber nichts hat geholfen“, sagt Ugo Pitarresi.
Er zuckt mit den Schultern und nippt an seinem Espresso. Niemand konnte das ahnen. Und vor allem hätte auch niemand verhindern können, dass das Wasser seinen Laden, der unmittelbar an der Volme liegt, trifft. Irgendwann drückte das Wasser von beiden Seiten ins Geschäft, durch die Fenster, die Tür, rein in den Keller und die Räume. „Ich konnte zum Glück viele meiner Bilder retten, habe sie rechtzeitig hochgelagert“, sagt der Friseur. Aber die gesamte Technik, das Material, die Frisierstühle – alles hin. „Hinten in der Garage standen außerdem noch mein Auto, eine Vespa und vier Motorräder. Alles ein Totalschaden. Insgesamt muss ich einen Schaden in sechsstelliger Höhe verkraften.“
Ein Blick nach vorne
Und trotzdem geht es weiter. Ugo Pitarresi macht weiter. Schritt für Schritt hat er alles rausgeschleppt. Aufgeräumt. Machte sauber. Rettete, was zu retten war. „Aber der ganze Boden muss raus, der kommt durch die Feuchtigkeit schon hoch. Die Elektrik im Keller ist auch komplett im Eimer, die Frontscheibe des Salons wurde durch die Wucht des Wassers mehr oder weniger eingedrückt. Auch die Wände platzen teils auf“, sagt der 64-Jährige.
Er hat Glück. Ist gut versichert. Steht nicht mit leeren Händen da, auch wenn ihm den Arbeits- und Verdienstausfall niemand bezahlt. „Aber ich habe schon Corona überstanden – und die Marktbrücken-Baustelle direkt vor meiner Salontür. Dann schaffe ich das auch noch“, sagt Ugo Pitarresi, der seit 1980 den Salon an der Volmestraße betreibt.