Hagen. Der Neubau der Marktbrücke ist von der Starkregenflut ebenfalls voll getroffenen worden, doch die Beschädigungen sind überschaubar.

Der fast 20 Meter lange Baumriese, der sich bei der Starkregenflut am 14. Juli mit seinen gewaltigen Ästen an der Unterkante der neu entstehenden Marktbrücke verkantet hatte, entpuppte sich in der Nachbetrachtung als Glücksfall. Das vom Volme-Wasser angespülte Gehölz sorgte letztlich dafür, dass sich dort weiteres Treibgut verfing und mit der Wucht des mit ungeahnten Wassermengen dahinströmenden Flusses nicht auch noch der Querung Rathausstraße und der ohnehin schon schwächelnde Brücke Badstraße weitere gravierende Beschädigungen zufügte. Noch heute stapeln sich kapitale Stämme und mächtige Wurzelteller rund um die Betonkonstruktion, die erst noch beseitigt werden müssen, bevor die Arbeiten fortgesetzt werden können.

WBH bemüht sich um Behelfsbrücken

Neben der Marktbrücke sind auch an zahlreichen weiteren Flussquerungen im Stadtgebiet, an denen sich Treibgut und Geröll sammelten, noch die Spuren der Starkregenflut sichtbar.

Zerstört wurde unter anderem die Brücke Rehbecke in Priorei, die erst vor wenigen Jahren fertiggestellt wurde. Auch das Bauwerk Hasselstraße in Richtung Tierheim ist nicht mehr nutzbar, weil dort ein gemauerter Mittelpfeiler vom Wasser zerstört wurde.

Aufgebaut werden muss zudem in Ambrock die Volmebrücke Lücköge, während die eingestürzte, ehemalige Werksbrücke auf dem Westside-Areal nur noch geborgen, aber nicht mehr ersetzt werden soll.

An der Hasselstraße sowie an der Rehbecke möchte der WBH versuchen, über den Bund an stählerne Behelfsbrücken zu gelangen, um zumindest wieder einen Verkehrsfluss zu ermöglichen. Hier befindet man sich natürlich in Konkurrenz zu den Schäden in den übrigen Hochwasser-Gebieten.

Denn eine Neukonstruktion der Bauwerke inklusive der erforderlichen Ausschreibungen wird sicherlich einen erheblichen Zeitraum beanspruchen. Zurzeit laufen erst einmal die Preisabfragen für den Abbruch.

„Die Abläufe sind immer gleich“, erläutert Arne Schwarz, Leiter des Fachbereichs Bau beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH), die Situation bei rasant steigenden Pegelständen: „Erst setzt sich die Brücke zu und lässt das Wasser weiter ansteigen. Dann verfängt sich das Treibgut am Brückengeländer, das wie ein Rechen wirkt.“ Somit kann das steigende Wasser sich bloß noch einen Weg an der Brücke vorbei suchen. Zurzeit lagert noch reichlich Geröll unter dem Bauwerk, das zeitnah entfernt werden muss, damit das Wasser wieder den erforderlichen Querschnitt vorfindet.

Konstruktion wird vermessen

Unter der Marktbrücke hat sich reichlich Schutt und Geröll angesammelt, der erst beseitigt werden muss, um den Querschnitt für das Volme-Wasser wieder zu erhöhen.
Unter der Marktbrücke hat sich reichlich Schutt und Geröll angesammelt, der erst beseitigt werden muss, um den Querschnitt für das Volme-Wasser wieder zu erhöhen. © WP | Michael Kleinrensing

Dennoch, so der bisherige Eindruck, hat der Markbrücken-Neubau dem Jahrhundertpegel der Volme erfolgreich getrotzt. „Die Konstruktion wird noch einmal vermessen, um genaue Ergebnisse zu haben“, gibt sich Schwarz noch zurückhaltend, doch die ersten Eindrücke sind zunächst einmal positiv. Allerdings haben die Volme-Fluten die Verschalung der Konstruktion sowie weite Teile der Baustelleneinrichtung zunächst einmal mitgerissen. Ebenso müssen die Versorgungsleitungen unter der Fluss-Querung (Enervie, Telekom, Kanal, etc.) auf Beschädigungen geprüft werden. Auch beim Baukran, so berichtet Baudezernent Henning Keune, gab es lange Zeit die bange Sorge, dass dieser unterspült wurde – doch inzwischen konnte hier Entwarnung gegeben werden.

Die mit dem Bau der Marktbrücke betraute Firma, die bereits einige Schlamm- und Treibgutreste rund um die Baustelle am Innenstadt-Ring entfernt hat, ist zurzeit vorzugsweise noch an anderen Brücken im Stadtgebiet im Einsatz, um dort – „quasi als Feuerwehr“, so Schwarz – die Situation zu entschärfen. Dadurch entsteht naturgemäß eine mehrwöchige Verzögerung für die Marktbrücken-Baustelle. „Ziel bleibt es, diese Zeit wieder herauszuarbeiten“, bleibt der WBH-Fachbereichsleiter optimistisch, dass die Marktbrücke dennoch vor Weihnachten für den Verkehr freigegeben werden kann.