Menden. Von Corona-Infektion nicht mehr erholt: Am Donnerstag ist der weltbekannte Mendener Ehrenbürger Prof. Dr. Wildor Hollmann in Brüggen verstorben.
Er war zeitlebens ein Mendener Junge, wie er selbst sagte – und doch nichts weniger als ein Weltbürger. Am heutigen Donnerstag ist Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wildor Hollmann im Alter von 96 Jahren in seinem Haus in Brüggen verstorben. Nach Informationen der WESTFALENPOST hatte sich der mehrfache Bundesverdienstkreuzträger von einer Covid-19-Infektion um die Jahreswende nicht mehr erholen können. Bis kurz vor seinem Tod hatte er länger in einem Krankenhaus in Viersen gelegen.
Mendener Junge und Weltbürger: Unzählige Auszeichnungen für die Lebensleistung
Damit verliert die Stadt Menden ihren Ehrenbürger, der eine unglaubliche wissenschaftliche Karriere hinlegte, der als Sportmediziner und Hirnforscher, als Hochschullehrer und Buchautor in aller Welt hoch angesehen war. Dass er von 1958 bis 1978 internistischer Arzt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft war, dass er global den Ruf als „Papst der Sportmedizin“ genoss, das ließ dieser stets bescheiden auftretende Mann bei seinen Besuchen in der geliebten Hönnestadt niemals jemanden spüren. Stattdessen gab er 2013 am Mendener Walram-Gymnasium, wo er 1943 sein Abitur gemacht hatte, als „Vertretungslehrer“ eine Biologiestunde. Seine Grundschule war die Josefschule Menden.
Erforscht und in die Köpfe gebracht, dass Sport die Gesundheit fördert
Die große Leistung seines beruflichen Lebens bestand wohl darin, dass es Hollmann war, der in den 1950er und 60er Jahren in die Köpfe der Menschen brachte, was heute eine Binse ist: Sport fördert die Gesundheit. Das hatte er in Studien belegt, und gemeint war damit ausdrücklich auch der Breitensport, der in der „Trimm-dich“-Bewegung seinen ersten Ausdruck fand. 1970 erblickte Maskottchen „Trimmi“ das Licht der Welt, vier Jahre später machten 8,5 Millionen Menschen in Deutschland mit, und natürlich wurde Hollmann 1978 der „Goldene Trimmi“ überreicht. In den späten Jahren wurden seine Vorlesungen und Vorträge immer umfassender. So referierte er auch vor dem Sportförderkreis Menden über „Gehirn, Geist, Quantenphysik“ – in den Räumen der Sparkasse.
Vom Präsidentenorden von Ghana bis zur Dauerausstellung über sein Leben
Geburtshaus an der Unnaer Straße
Prof. Dr. Wildor Hollmann war seit 2006 Ehrenbürger von Menden. Aber auch seine niederrheinische Wahlheimat Brüggen und „seine“ Sporthochschule Köln, wo es seit Februar 2020 die Dauer-Ausstellung „Wildor Hollmann – ein bewegtes Leben“ gibt, bedachten ihn mit dieser Auszeichnung. An den Niederrhein zog er übrigens der Liebe wegen.Sein, wo er bis zum 18. Lebensjahr lebte, stand an der Unnaer Straße 17. In seinem Buch „Ziel und Zufall“ steht vieles über seine Kindheit und Jugend in Menden zu lesen. Im zweiten Weltkrieg wurde er nach dem Abitur 1943 am Walram-Gymnasium Soldat, erhielt eine fliegerische Ausbildung an der „Luftkriegsschule 7“ in Wien, wurde im November 1944 in der grauenvollen Schlacht im Hürtgenwald verwundet. Nach dem Krieg begann seine große Karriere als Arzt und Wissenschaftler.
Wildor Hollmann blieb seinem Menden im Herzen treu, auch als er schon lange in Brüggen am Niederrhein lebte, wo er einst der Liebe wegen hingezogen war. Die Liste seiner Ehrungen ist unglaublich lang. Er war Ehrenpräsident des Weltverbandes für Sportmedizin und der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention, dazu Alt-Rektor der Deutschen Sporthochschule Köln. Über die Jahrzehnte sammelte er Anerkennungen ein wie andere Leute Briefmarken: von der Ehrenmedaille des panamerikanischen Sportkongresses in Chicago über den Präsidentenorden von Ghana bis zu Auszeichnungen in China, den Niederlanden, Südafrika oder Griechenland. Gewürdigt wurde sein Schaffen in einer Ausstellung des Deutschen Sport- und Olympiamuseums und in der 2020 eröffneten Dauerausstellung an „seiner“ Sporthochschule in Köln, wo er bis zuletzt lehrte und von vielen seiner Studentinnen und Studenten geradezu kultisch verehrt wurde. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ titelte 2017: „Alle lieben Hollmann“. Da war der Mendener Junge 92.
Bürgermeister Dr. Schröder sprich Angehörigen das Beileid der ganzen Stadt aus
Die Nachrufe aus aller Welt, sie werden kommen. Den ersten verfasste Mendens Bürgermeister Dr. Roland Schröder noch am Donnerstag: „Wir bedauern diesen Verlust zutiefst. Im Namen des Verwaltungsvorstandes, der Stadtverwaltung und des Rates, aber auch stellvertretend für die Bürgerinnen und Bürger Mendens möchte ich seinen Angehörigen mein herzliches Beileid aussprechen“. Er selbst habe „die Ehre gehabt, den bekannten Mediziner auch persönlich kennengelernt zu haben“.
Seit 2006 Ehrenbürger: „Großes für seine Heimatstadt bewirkt“
Dann zitiert der Bürgermeister aus der , wo Hollmann am 30. Januar 1925 geboren wurde: „Herr Prof. mult. Dr. med. Dr. h. c. Hollmann hat sich durch jahrzehntelanges außerordentliches Engagement und seine vorbildliche Haltung als Arzt, Wissenschaftler, Forscher, Akademischer Lehrer der Deutschen Sportmedizin in herausragender Weise verdient gemacht. Dies hat in hohem Maße positive Auswirkungen auf seine Heimatstadt Menden gehabt. Die Bürgerinnen und Bürger sind ihm dafür zu großem Dank verpflichtet. Die Stadt Menden ehrt mit ihm eine bedeutende Persönlichkeit, die Großes für seine Heimatstadt bewirkt hat.“