Hagen. An Tag zwei nach der Hagener Starkregenflut stand in Hohenlimburg, Holthausen sowie im Volmetal das große Aufräumen im Mittelpunkt.
„Ich muss meine Eindrücke erst einmal verarbeiten“, macht Hans-Joachim Bihs, Chef des Hagener Wirtschaftsbetriebes (WBH), nach der Rückkehr aus seinem hastig abgebrochenen Urlaub und einer ersten Tour durch die Stadt deutlich, dass er solche Bilder trotz jahrzehntelanger Berufserfahrung in Hagen auch noch nicht erleben musste. „An der Dahler Kirche wurde die Hochwassermarke von 1910 erreicht“, hat er am Freitag angesichts der sich auftürmenden Aufgabenflut an sein 200-köpfiges Team appelliert, ebenfalls aus dem Urlaub zurückzukehren oder gar nicht erst abzureisen.
Denn der Wirtschaftsbetrieb wird in den nächsten Wochen und Monaten besonders gefordert sein, wenn es darum geht, die Infrastruktur – allem voran die Versorgungsleitungen und Verkehrswege – wieder herzurichten.
Fotostrecke- Nach der Flut – Hagen räumt auf
An Tag zwei nach der Starkregenflut stand in Hohenlimburg, Holthausen sowie im Volmetal das große Aufräumen im Mittelpunkt. Zusammen mit den Einsatzkräften der Feuerwehr waren vor allem die Bundeswehreinheiten aus Minden damit beschäftigt, Geröll und Schutt zu beseitigen und die Straßen zumindest notdürftig wieder abzusichern. Die Soldaten werden spätestens am Montagabend aus Hagen abgezogen, weil die Kräfte an anderer Stelle inzwischen noch dringlicher benötigt werden.
Container-Service für Sperrmüll
Der Hagener Entsorgungsbetrieb stellt zudem seit Freitag einen kostenlosen, mobilen Container-Service bereit, damit die Bürger in den betroffenen Quartieren ihren durchnässten Sperrmüll und zerstörte Elektrogeräte dort auf kurzen Wegen entsorgen können. Dieses Angebot, von dem am Freitag vorzugsweise die Hohenlimburger profitierten, wird am Wochenende auch ins Volmetal ausgeweitet, sofern die Verkehrswege passierbar sind.
Derweil wird die Notunterkunft in der Krollmann-Arena wieder geschlossen. Dort hatten in der zweiten Nacht lediglich noch sieben Hilfesuchende, die durch die Fluten ihr Zuhause verloren hatten, Unterschlupf gesucht.
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Der Wirtschaftsbetrieb Hagen hat derweil dort, wo das Wasser inzwischen abgeflossen ist, damit begonnen, die Schäden aufzunehmen, Abläufe zu reinigen und den groben Schmutz zu beseitigen. Die großen Schuttmassen werden in den nächsten Tagen abgefahren und auf einem Gelände in Bathey gelagert und zu Füllmaterial weiterverarbeitet. „Sobald wir eine Schadensaufstellung beisammen haben, machen wir einen Kassensturz“, geht Bihs davon aus, in der nächsten Woche etwas konkreter werden zu können.
Drei neue Brücken müssen her
Dabei ist dem WBH-Chef jetzt schon klar, dass er nicht nur drei Brückenbauwerke ersetzen muss (Lücköge, Hasselstraße, Rehbecke). Zudem müssen – unabhängig von abgesackten Kurven, zerborstenen Asphaltdecken und gewaltigen Löchern – gleich kilometerweise Straßen in Holthausen und in der Nahmer neu gebaut werden. „Relativ unbeschadet scheint die im Bau befindliche Marktbrücke das Hochwasser überstanden zu haben, aber Details lassen sich erst sagen, wenn der Schlamm beseitigt ist.“
WP hilft den Opfern der Starkregen-Flut
In den vergangenen Tagen haben die Stadt Hagen und die Feuerwehr Hagen, aber auch die Stadtredaktion Hagen verschiedenste Hilfsangebote aus ganz Deutschland erreicht. Die Bandbreite der Angebote reicht von Geldspenden über Sachspenden bis zu tatkräftiger Unterstützung. Für diese enorme Hilfsbereitschaft bedanken sich alle Beteiligten.
Wer mit Sachspenden helfen möchte, wird gebeten, sich zunächst mit seinem Angebot und Daten zur Kontaktaufnahme an die E-Mail info@fzhagen.de oder 207-5199 zu wenden. Die Stadt bittet darum, keine Sachspenden ohne Absprache vorbeizubringen. Die Koordinierung übernimmt die Hagener Freiwilligenzentrale. Bei der Vielzahl der eingehenden Hilfsangebote bittet die Freiwilligenzentrale um Verständnis, dass die einzelnen Rückmeldungen gegebenenfalls etwas Zeit in Anspruch nehmen.
Die Stadt hat für Geldspenden ein Spendenkonto eingerichtet. Eine Initiative, die von der Funkemediengruppe nicht bloß materiell begleitet wird. Wer die Betroffenen finanziell unterstützen möchte, kann die Summe unter dem Verwendungszweck „Hochwasser Hagen“ an IBAN DE 2345 0500 0101 0000 0444 überweisen. Es werden im Anschluss ganz gezielt Hilfsorganisationen ausgewählt, die sich um die Verteilung der Spenden an die vom Hochwasser betroffenen Hagenerinnen und Hagenern kümmern.
„Wir werden ein pragmatisches Drehbuch entwerfen“, möchte Bihs jene Baustellen, die sich schnell erledigen lassen, mit Priorität in den Fokus nehmen, während die größeren Projekte parallel projektiert werden. Dabei ist er optimistisch, dass die beim WBH unter Vertrag stehenden Fachfirmen die notwendigen Kapazitäten mitbringen: „Die große Frage ist der Preis.“
Zudem müssen die Flussbetten vom herbeigespülten Unrat wieder befreit werden: Schließlich will Hagen präpariert sein, wenn im Winterhalbjahr die nächsten Fluten drohen . . .