Hagen. Der Verkauf des Gymnasiums Garenfeld in Hagen an ein Mitglied einer Roma-Familie macht Anwohnern Sorge. Das kann der Käufer nicht nachvollziehen.
Schon am Tag, an dem der Artikel über den Verkauf des ehemaligen Gymnasiums Garenfeld in Hagen an ein Mitglied einer Roma-Familie erschienen war, versuchte eine rechte Partei, sich die Ängste der Anwohner zunutze zu machen. Die Republikaner, die zwar zur Kommunalwahl noch angetreten waren, allerdings nicht in den Rat einzogen und seither aus der öffentlichen Wahrnehmung völlig verschwunden sind, haben Flyer in die Briefkästen der Anwohner geworfen und Menschen vor ihren Häusern angesprochen.
Es ist diese komische Gemengelage, die vielen Garenfeldern Sorge macht. Eine Gemengelage aus dem, was sich künftig rund um die Schule tun könnte und dem, was sich gerade in dem beschaulichen Wohngebiet abspielt.
Anwohner gehen zu rechter Partei auf Distanz
„So etwas geht gar nicht. Mit denen will ich nichts zu tun haben“, sagt Thomas Bielefeld, einst Gastronom in der Innenstadt, der seit Jahren in dem beschaulichen Stadtteil im Hagener Norden wohnt mit blick auf die Partei am rechten Rand, „wir wollen hier auf keinen Fall als braunes Nest wahrgenommen werden. Das sind wir mit Sicherheit nicht.“
Nichtsdestotrotz: Bielefeld ist ein Freund klarer Worte. Und so fasst er zusammen, was ihn dieser Tage bewegt. „Für mich ist das ein klarer Fall von Verwaltungsversagen“, sagt Bielefeld. „Die müssen das Gymnasium völlig aus den Augen verloren haben.“
Vorwürfe gegen die Stadt Hagen
Das verlassene Gymnasium Garenfeld
Und weiter mit Blick auf die Tatsache, dass der neue Eigentümer den Restbetrag erst unmittelbar überwiesen hat, bevor die Stadt das Areal und das Gebäude doch noch kaufen wollte: „Das ist doch kein Zufall. Man muss auch mal überlegen, wer da gequatscht hat.“
Aus seiner Sicht ist jetzt die Stadt gefordert. „Die müssen uns Garenfelder zunächst mal darüber aufklären, wie das alles so laufen konnte“, sagt Bielefeld, der angesichts möglicher neuer Nachbarn durchaus Sorge äußert, dass es um die Beschaulichkeit im Ort bald geschehen sein könnte: „Natürlich leben wir hier in einer bevorzugten Gegend“, sagt Bielefeld, „und natürlich versuche ich mich, gegen aufkommende Vorurteile zu wehren. Aber ein Blick nach Wehringhausen, wo ich früher selbst gelebt habe, zeigt, über welche Realitäten wir da reden.“
Gelernter Polsterer versteht Aufregung nicht
Und so gibt es auch Anwohner, die nicht wollen, dass ihr Name in der Zeitung auftaucht. Und auch bei ihnen wird ein Zwiespalt deutlich: „Ganz gleich, wer kommt: Zunächst einmal sind es Menschen, die hier einziehen und die man nicht irgendeinem Mob preisgeben darf“, sagt eine Anwohnerin. „Das ist mir wichtig. Ebenso aber auch, dass Garenfeld nicht zu einem rechtsfreien Raum werden darf.“
So weit werde es bestimmt nicht kommen, versichert der Käufer der ehemaligen Schule. Der erst 21-jährige K. gibt an, das große Gebäude umbauen und dort Wohnungen einrichten zu wollen. Keineswegs solle dort eine Roma-Siedlung entstehen: „Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Ich habe doch nur ein Haus erworben. Ich bin ein Roma, gehöre aber keinem Clan an.“ Vielmehr besitze er einen deutschen Pass und arbeite als Polsterer in der Schweiz nahe Basel: „Außerdem mache ich An- und Verkauf.“
Schöne Wohnungen mit Garten sollen entstehen
Seinen vollen Namen möchte er nicht veröffentlicht wissen: „Ich kann nur sagen, dass ich auf dem Projekt in Hagen meine Zukunft aufbauen will. Es werden schöne Wohnungen entstehen und ein schöner Garten.“ Dass er knapp eine Million Euro für die Immobilie bezahlt habe, wollte K. nicht bestätigen: „Das geht niemanden etwas an.“
Allerdings hat der junge Mann bereits eine Bauvoranfrage an die Stadtverwaltung geschickt, um seine Vorstellungen vom Umbau der Schule umsetzen zu können. Im Rathaus wiederum hat man ein Bebauungsplanverfahren auf den Weg gebracht, das am Mittwoch in der Bezirksvertretung Nord erstmals beraten wird. Demnach sollen die vorhandenen Immobilien abgerissen werden und stattdessen freistehende Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften auf dem ehemaligen Internatsgelände entstehen. Dies entspreche den historisch gewachsenen Strukturen von Garenfeld, argumentiert die Stadtverwaltung.
Politiker äußern sich nicht zum Verkauf
Die für Garenfeld verantwortlichen Lokalpolitiker hielten sich am Montag mit Stellungnahmen zurück. Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Kohaupt, der die Sitzung der Bezirksvertretung am Mittwoch vorbereitet, erklärte, vorher keine Stellungnahme abgeben zu wollen.
Auch Rainer Voigt (CDU), der den Wahlkreis Kabel/Bathey/Garenfeld im Rat vertritt, möchte sich zunächst weitergehend informieren und mit Bürgern in Garenfeld sprechen, bevor er sich öffentlich äußert: „Eines kann ich aber sagen: Da ich selbst sechs Jahre in Garenfeld zur Schule gegangen und dort 1984 mein Abitur gemacht habe, liegt mir die Zukunft des Gebäudes besonders am Herzen.“