Hagen. Drei Vorstandsmitglieder des Tierschutzvereins Hagen sind zurückgetreten. Sie erheben schwere Vorwürfe gegen die Vorsitzende.
Eklat im Tierschutzverein Hagen: Mit Annette Schulze, Brigitte Kramps und Evelyn Arnold-Raue traten am Donnerstagabend drei Vorstandsmitglieder von ihren Posten zurück. In einem zweiseitigen Schreiben, dessen Inhalte alle drei gegenüber der Redaktion noch einmal bestätigen, begründet das Trio begründete den Schritt mit einem fortdauernden Fehlverhalten der Vorsitzenden Birgit Ganskow und erhebt schwere Vorwürfe gegen die ehrenamtliche Tierschützerin. Diese wiederum bestreitet alle Anschuldigungen.
„Es ist nicht mehr mit unserem Gewissen und vor allem der Satzung vereinbar“, begründen die drei Frauen ihren Rücktritt in einer schriftlichen Erklärung. Ganskow, treffe – so heißt es weiter – Entscheidungen ohne satzungsgemäße Abstimmungen. Informationen würden – wenn überhaupt – überwiegend telefonisch und dann nur an Auserwählte weitergegeben.
Heftige und persönliche Streitereien
„Positive oder wertschätzende Beurteilungen erfahren tatsächlich nur genehme und angepasste Tierschützer“, so Kramps, Arnold-Raue und Schulze, „was die überwiegende Anzahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter demotiviert und die Arbeit inzwischen massiv behindert.“
Kritik, so behauptet das Trio, sei bei Ganskow nicht erwünscht, Verbesserungsvorschläge endeten meistens in heftigem und persönlichem Streit. Die Austrittszahlen aus dem Verein seien alarmierend hoch, viele Ehrenamtler hätten den Verein verlassen, weil sie den Ton, die Behandlung und den Umgang der Vorsitzenden mit Mitgliedern nicht mehr ertragen könnten.
Der Goldbarren und die Katze „Dori“
Doch es kommt noch dicker. Frau Ganskow habe einen Goldbarren, der dem Tierschutzverein vererbt worden war, erworben, obwohl dies in einer Vorstandssitzung mehr als kritisch beurteilt worden sei, so Kramps, Arnold-Raue und Schulze. Schließlich habe man zugestimmt unter der Auflage, dass der tagesaktuelle Goldpreis zugrunde gelegt werden müsse. Die Vorsitzende habe jedoch das Kaufangebot eines Hagener Goldhändlers übergenommen, wodurch eine Differenz von 2900 Euro zum Nachteil des Vereins entstanden sei.
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Als die Katze „Dori“ am Herzen operiert werden sollte, hätten viele Leute für die OP gespendet. Das Geld sei gesammelt, die Katze aber gar nicht operiert worden, behaupten die drei zurückgetretenen Frauen. Eine Antwort auf die Frage nach dem Verbleib der Spenden habe Frau Ganskow verweigert: „Es wird hier gegen alle Regeln der Ehrenamtlichkeit, der eigenen Satzung und der Gleichbehandlung zum Nachteil der Mitglieder, der Spender und letztlich des Vereins verstoßen. Wir können diese Vorgehensweise nicht länger dulden bzw. hinnehmen.“
Am Telefon fügte Brigitte Kramps, ehemalige Bürgermeisterin von Hagen und Ratsfrau der SPD, hinzu, der Tierschutzverein habe 800.000 Euro auf der hohen Kante. Über dieses Vermögen verfüge Frau Ganskow mehr oder weniger in Eigenregie.
Tischtuch schon länger zerschnitten
Tatsächlich ist das Tischtuch zwischen der Vorsitzenden und Brigitte Kramps schon seit längerer Zeit zerschnitten. Früher arbeiteten beide, beispielsweise beim Bau des Tierheims in Eilpe, eng zusammen. Doch diese Zeiten sind vorbei. „Es geht ihr offenbar darum, mich zu zerstören“, so Ganskow, die ihren Anwalt eingeschaltet hat: „Und sie will mit aller Macht meinen Rücktritt erzwingen.“
Zehn Jahre lang habe Brigitte Kramps für den Tierschutz in Hagen keinen Finger gekrümmt. „Dann ist sie plötzlich wieder aktiv geworden und hat begonnen, unhaltbare Vorwürfe gegen mich zu erheben“, so Ganskow. „Das geschieht mit falscher, boshafter und – ich kann es nicht anders sagen – fast schon krimineller Energie.“
Es geht auch um sehr viel Geld
Es sei hanebüchen, was man ihr jetzt unterzuschieben versuche, so Ganskow. Den Goldbarren habe sie letztlich für 22.400 Euro erworben, weil kein anderes Vorstandsmitglied diesen kaufen wollte. „Dabei habe ich sehr wohl den tagesaktuellen Goldpreis bezahlt, die Transaktion ist zudem vom Vorstand abgesegnet worden.“
In der Tat befänden sich auf dem Konto des Tierschutzvereins 740.000 Euro. „Diese Summe würde ich gerne im Sinne des Tierschutzes investieren und habe den Bau eines Katzenhauses, zweier Taubenhäuser und eines Autos zum Transport kranker Tiere angeregt“, so Ganskow.
Alle Vorhaben seien jedoch von Frau Kramps und ihren Mitstreiterinnen abgelehnt worden, lediglich den Ankauf des Autos habe sie letztlich realisieren können: „Ich bin kein Übermensch und mache bestimmt auch Fehler, aber was die grundlegenden Dinge im Tierschutzverein angeht, so ist alles in Ordnung.“
Kassiererin stellt sich hinter die Vorsitzende
Birgit Dräger-Schulte, seit 2002 Kassierein des Tierschutzvereins Hagen, stellte sich hinter die Vorsitzende: „Die Vorwürfe sind an den Haaren herbeigezogen.“ Es habe auch nie finanzielle Unregelmäßigkeiten gegeben, bestätigt sie. Zum Führungsstil von Ganskow sagte sie, eine Vorsitzende könne nicht vor jeder wichtigen Entscheidung andere Vorstandsmitglieder kontaktieren: „Vor allem dann nicht, wenn es um das Leben von Tieren geht. Wenn man da erst zig Leute anruft, ist das Tier tot“, betont die Kassiererin.
Nach dem Rücktritt der drei Frauen besteht der Vorstand des Tierschutzvereins, der rund 400 Mitglieder hat, nur noch aus vier Personen.