Neheim. Dem bedeutenden Gebäude an alter Neheimer Stadtmauer droht Abgang des historischen Giebels. Fördergeld gibt Startschuss für Restaurierung.

Eines der bedeutendsten Gebäude der Neheimer Stadtgeschichte erfährt eine wichtige und zugleich dringend notwendige Restaurierung. Mit Hilfe einer Förderung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) in Höhe von 40.000 Euro wird Eigentümer Patrick Kleine-Cosack nun den historischen Giebel eines Anbaus an das Burgmannnenhaus Gransau an der einstigen Neheimer Stadtmauer in Angriff nehmen können. Giebel und Dachstuhl über dem Erweiterungsbau aus dem Jahr 18. Jahrhundert drohten abzusacken. Schon jetzt sind Risse und Absenkungen zu sehen, die zuletzt notgesichert worden waren.

Restaurierung Dachstuhl Burgmannshaus Gransau
Die Restaurierung des Giebels am Burgmannenhaus Gransau ist dringend nötig: Zimmermeister Joan Franz Huckenbeck (links) mit Eigentümer Patrick Kleine-Cosack. © WP | Martin Haselhorst

„Wir restaurieren und beheben nun einen schon rund 270 Jahre alten Schaden“, sagt Patrick Kleine-Cosack. Die am Ende knapp über 100.000 Euro teure Restaurierung wird ermöglicht durch die Unterstützung der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz. Der Ortskurator für das Sauerland, Rolf Klostermann, überreichte nun den symbolischen Scheck. „Die Gransau“ ist das 33. Förderdenkmal der DSD im Hochsauerlandkreis - elf davon befinden sich in Arnsberg. NRW-weit schüttete die Stiftung 2023 rund 4,4 Millionen Euro Fördergelder aus. Möglich ist das vor allem durch die Unterstützung der Glücksspirale, die zuletzt 3,2 Millionen Euro an die Stiftung überwies. „Der Einsatz der Fördergelder muss nachhaltig sein“, erklärt Rolf Klostermann, „zudem muss die wissenschaftliche und historische Bedeutung sowie ein Nutzungskonzept nachgewiesen sein.“

Das alles passt bei „der Gransau“. Das Gebäude ist eines - und das älteste - von drei noch erhalten Burgmannenhäusern der Stadt, die einst eine strategische Bedeutung auf den Stadtmauern hatten. Im Kern aus dem frühen 16. Jahrhundert stammend, war es Teil der Burganlage, die im 15. und 16. Jahrhundert den Erbdrosten von Fürstenberg-Neheim gehörte. Nach mehreren Besitzerwechseln ging das Gebäude 1763 an die Familie Cosack über, die bis heute Eigentümerin ist. 1748 erweiterte man den Bau nach Norden.

1807 überstand das Haus den großen Stadtbrand. Unterhalb des Hauses siedelte Theodor Cosack ab 1833 eine metallverarbeitende Fabrik an. Die Wirtschaftsgebäude des Burgmannenhofes wurden in die Fabriknutzung integriert. 1910 wurde die Fabrik umgesiedelt, die leerstehenden Bauten wurden abgerissen. Zugleich baute man nordöstlich des Burgmannenhofes eine neue Fabrikantenvilla. Adolf Cosack ließ in diesem Zusammenhang das Grundstück mit einer Mauer einfrieden und schloss die Anlage mit einem schmiedeeisernen Tor zur Burgstraße ab. In dieser Zeit legte er auch am Hang einen Terrassengarten an, der Reste der Industriebauten integrierte.

Joan Franz Huckenbeck
Zimmermeister und Restaurator Joan Franz Huckenbeck © WP | Martin Haselhorst

Das langgestreckte, teilunterkellerte Burgmannenhaus ist ein zweieinhalbgeschossiger Bau. Der südwestliche Bauteil stammt aus der Zeit um 1650. Aus dieser Zeit hat sich im Dachwerk ein Schmuckgiebel erhalten. Das Erdgeschoss, das sich über einem Keller aus dem frühen 16. Jahrhundert erhebt, gliedern Hochrechteckfenster mit Blendläden. In der Mitte ermöglicht eine zweiflügelige Eingangstür mit Oberlicht den Zugang. Das fachwerksichtige Obergeschoss belichten sechs Hochrechteckfenster. Die heutige Fassade wurde als Blendfachwerk nach 1945 vor die tatsächliche Fachwerkkonstruktion aus der Zeit um 1650 gesetzt. Im 19. Jahrhundert wurde dem Obergeschoss ein Mezzaningeschoss mit querrechteckigen Fenstern in Fachwerkbauweise aufgesetzt. Der Westgiebel ist verschiefert. Um 1950 erhielt der Bau ein Satteldach.

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„Noch sind nicht alle Rätsel der Gransau gelöst“, erklärt Patrick Kleine-Cosack. Die Bauforschung setze sich intensiv mit dem Gebäude auseinander. „Es ist ein schönes Haus mit einer schönen Geschichte und einer großen Bedeutung für unsere Familie“, betont der Unternehmer aus Neheim. Es seien „ungewöhnlich viele Dinge noch gut erhalten“.

Restaurierung Dachstuhl Burgmannshaus Gransau
Der Dachstuhl des Anbaus vom Burgmannenhaus Gransau © WP | Martin Haselhorst

Und das soll auch so bleiben. „Die Restaurierung arbeitet mit den Dingen, die wir vorfinden“, erklärt Zimmermeister Joan Franz Huckenbeck. Der 32-jährige Handwerker ist Experte für Restaurierungen. Es gehe darum, Dachstuhl und das Fachwerk des einst angebauten Giebel statisch an das Hauptgebäude „anzuschließen“. Das sei beim Bau damals so nicht passiert, was nun für den drohenden Abgang des Gebäudeteils sorgt. „Wir holen die alte Konstruktion in die heutige Zeit“, so Joan Franz Huckenbeck, „es ist nicht der Plan, historische Eisen und Elemente mit Füßen zu treten.“ Alles, was eben zu erhalten ist, wird weiter verwendet. Gegebenenfalls auszutauschende Eichenbalken oder Teile von ihnen würden dann auch wieder mit gut getrockneter Eiche ersetzt.

Restaurierung Dachstuhl Burgmannshaus Gransau
Das Burgmannenhaus Gransau in Neheim. © WP | Martin Haselhorst

Wie genau alles im Detail laufen wird, weiß selbst der Zimmermeister noch nicht. „Der Schaden zeigt den Weg“, sagt er. Schritt für Schritt müsse geschaut werden, was am Ende alles zu tun sei. Die Schieferfassade am Giebel habe zumindest dafür gesorgt, dass nur wenig Feuchtigkeit in das Fachwerk und die Balken eingedrungen sei.

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Eigentümer Patrick Kleine-Cosack spricht bei der Förderung und der nun beginnenden Maßnahme von „einem Riesenschritt, bei dem es um die Statik des ganzen Hauses geht“. Die durch das Zusammenwirken von Denkmalpflege, Stiftung, Geldgeber, Handwerk und Eigentürmer möglich gewordene Restaurierung sichere das Denkmal und das nach einem Wasserschaden im Jahr 2008 nur teilweise bewohnbare Haus. Über die Wohnnutzung hinaus, so der Besitzer, seien perspektivisch auch andere Möglichkeiten der Nutzung des Denkmals denkbar. Welche das sind, ließ er offen.

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