Sundern. Der Sauerländer Naturschutzverein pflegt die Streuobstwiese „Apfelhof am Franziskus“ in Sundern. Seltene Apfelsorten werden gerettet.

Ein malerisches, friedliches Plätzchen – so stellt sich die Streuobstwiese „Apfelhof am Franziskus“ am Stadtrand von Sundern dar. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Auf der 1,7 Hektar großen Wiese, im Sommer beweidet von Schafen, stehen noch 34 alte, knorrige Apfelbäume. Und um diese alten Apfelbäume geht es. „Diese Bäume sind jahrzehntelang nicht beschnitten worden und drohten in naher Zukunft zusammenzubrechen. Denn als Kulturpflanze benötigen Obstbäume einen regelmäßigen, sogenannten Erhaltungsschnitt“, sagt Harald Legge.

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Der Marsberger Naturschützer ist Mitglied im Verein für Natur- und Vogelschutz im HSK (VNV). Seit mehreren Jahren engagiert sich der 1981 gegründete VNV für den Erhalt der Streuobstwiese in Sundern. „Für uns ist es wichtig, dass man solche historisch gewachsenen Kulturlandschaften rettet und für künftige Generationen bewahrt“, so Legge. Diese kleinbäuerlichen Kulturlandschaften seien Symbol der menschlichen Bewirtschaftung und zugleich wichtig für den Lebensraumschutz bedrohter Tierarten. Die Bäume bieten einer Vielzahl von Tieren Unterschlupf und Lebensraum. Denn in den und um die hochstämmigen, großkronigen Bäume einer Streuobstwiese lebt eine Vielzahl von Tierarten. Verschiedene Insekten, von den blattfressenden Larven vieler Insekten über Bienen, Fliegen und Schmetterlinge bis hin zu Totholz bewohnenden Käfern besiedeln Obstwiesen.

VNV Apfelhof am Franziskus
Mitglieder des VNV beim Pflegeschnitt junger Obstbäume. Nur stabil gewachsene Bäume erreichen ein hohes Alter und somit einen hohen ökologischen Wert. © VNV | VNV

„Der Reichtum an Insekten bedingt wiederum das Vorkommen insektenfressender Tiere wie Fledermäuse und Vögel in den Obstgürteln um unsere Dörfer. Früher brütete auf dem Apfelhof der Gartenrotschwanz. Aktuell brütet zum Beispiel der Grünspecht in den Apfelbäumen. Von den Fledermäusen sind es die Zwergfledermaus und die Breitflügel-Fledermaus, die auch heute noch regelmäßig in den Obstgärten unseres Raumes jagend beobachtet werden können“, weiß Harald Legge zu berichten. Viele dieser Tiere seien heute vom Aussterben bedroht und mit den Obstwiesen und –alleen vielerorts verschwunden. Denn die Bäume, die früher der Versorgung der Bevölkerung dienten, verschwanden rapide ab den 1960er-Jahren durch Überalterung oder gezielte Rodung. 

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„Auf den Streuobstwiesen wächst richtiges Bioobst von ausgesprochen hoher Qualität. Was viele Menschen nicht wissen, ist, dass die typischen Supermarkt-Äpfel hochgezüchtet wurden und Menschen mit Allergien diese Früchte oftmals gar nicht oder nicht besonders gut vertragen. Bei den alten Apfelsorten tritt jedoch in vielen Fällen das Gegenteil ein und Allergiker vertragen dieses Obst umso besser“, so Legge. Deshalb sei es wichtig, die alten, regionalen Sorten zu erhalten. „Sie nutzen dem Menschen!“

So kann man die Arbeit unterstützen.

Wer beim Erhalt des Kleinods „Apfelhof am Franziskus“ mithelfen und den VNV bei seiner Naturschutzarbeit unterstützen möchte, findet Kontakt und weitere Informationen auf der Internetseite: www.vnv-hsk.de

Teileigentümerin der Streuobstwiese ist die Stadt Sundern und die arbeitet beim Erhalt der Bäume eng mit den Sauerländer Naturschützern zusammen, wie Daniel Fellmer aus der Abteilung Stadtentwicklung und Umwelt in Sunderns Rathaus erklärt: Vor einigen Jahren haben wir knapp 40 neue Obstbäume anpflanzen lassen und tauschen uns mit dem VNV auch aus, welche Maßnahmen jedes Jahr anstehen.“ Im abgelaufenen Jahr beispielsweise habe man einige der Bäume in den Randbereichen von Schwarzdornbüschen befreit, damit die Obstbäume wieder besser wachsen können. „Bei der Streuobstwiese handelt es sich um eine Ökokontofläche, die für uns sehr wichtig ist im Hinblick auf Ausgleichsflächen für andere Bauvorhaben“, so Fellmer. Um diese Fläche ökologisch aufzuwerten, sei man hier stets im Austausch mit dem VNV.

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Das Pflanzen von Bäumen ist das eine, die Pflege das andere und mindestens genauso wichtig, wie Harald Legge betont. Sechs Ehrenamtler kümmern sich regelmäßig um die Streuobstwiese in Sundern. „Ich bin selber erst vor kurzem dort gewesen, um Pflegeschnitte vorzunehmen.“ Seit er 16 Jahre alt ist, gehört Harald Legge dem VNV an. Der heute 54-Jährige weiß wovon er spricht, denn im Laufe der Zeit habe er sich jede Menge Wissen über die Pflege von Obstbäumen angeeignet. „Das ist eine Wissenschaft für sich. Wird ein Baum einmal falsch geschnitten, ist er praktisch verloren!“ Legge gibt auch Kurse für Interessierte, die den Pflegeschnitt von Obstbäumen erlernen möchten.  

Vogel Neuntöter
Auch dank des Vereins für Natur- und Vogelschutz gibt es im HSK noch viele für "Neuntöter" geeignete Flächen. © Michael Schmitz | Michael Schmitz

Der Sunderner Apfelhof ist seit 2019 auf Vorschlag des VNV als „Geschützter Landschaftsbestandteil Apfelhof Am Franziskus“ vom Hochsauerlandkreis ausgewiesen worden, um ihn dauerhaft zu schützen. Alle alten Bäume erhielten vom VNV in den letzten Jahren einen Erhaltungsschnitt. „Dieser war dringend nötig, um deren Lebensdauer zu erhöhen“, so der Sunderaner Martin Lindner, der im Naturschutzverein mitarbeitet und die Wiese seit seiner Kindheit kennt. „Außerdem wurden 44 neue Obstbäume gepflanzt und gegen Verbiss gesichert.“ Die Jungbäume gehören standortgerechten, regionalen Sorten an. Sie erhalten jeden Winter einen fachgerechten Pflegeschnitt von den ehrenamtlich Tätigen des Vereins, um in die richtige Form zu wachsen – Voraussetzung für ein hohes Alter.

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Und was passiert mit dem Obst. „Die Äpfel dürfen von der Bevölkerung gerne gesammelt werden. Wir freuen uns, dass die Ernte nicht verkommt und hoffen, auch auf diesem Weg Interesse an Streuobstwiesen zu wecken“, sagt Harald Legge. Seltene Sorten unter den alten Apfelbäumen auf der Franziskus-Wiese seien „Raaffs Liebling“ und „Moseleisenapfel“. Die neu gepflanzten Bäume gehörten regionalen Sorten an, beispielsweise „Geflammter Kardinal“, „Westfälischer Gülderling“ und „Westfälische Tiefblüte“.

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