Arnsberg. Es sind die schlimmen Tage für Trauernde: Das Fest nach dem Tod eines geliebten Menschen. Arnsberger Trauerberatungen kennen die Situation für Familien und Kinder.
Die Familie sitzt zusammen und feiert Weihnachten. Aber jemand fehlt. Es sind die schlimmen Momente nach dem Tod eines geliebten Menschen. Weihnachten, Jahreswechsel oder Geburtstage, an denen die Trauer über den Verlust eines Menschen, der doch eigentlich dazugehört, so fürchterlich weh tut. Die Arnsberger Trauerberatungen kennen die Situation und wissen, wie mit dieser Situation umzugehen ist. Auch dann, wenn Kinder betroffen sind.
Mit Trauer von Kindern beschäftigt sich der ambulante Hospizdienst Sternenweg. „Traurig sein oder Trauern ist erst einmal eine gesunde, lebensnotwendige und kreative Reaktion auf Verlust und Abschied“, sagt Einrichtungsleiterin Ulla Funke. Die Reaktiion sei angeboren und gebe „eine Antwort der Seele und des Körpers“ auf Trennungs-Ereignisse. „Sie hat ihre ganz spezifische Zeit und ihr eigenes Maß und zeigt sich so individuell und vielfältig wie wir Menschen sind“, erklärt Ulla Funke, „Trauer ist kein vorübergehender Zustand, sondern ein langer Prozess“.
Dazu seien Aufgaben und Herausforderungen zu bewältigen: Den Verlust als Realität wahrnehmen; Trauerschmerz erfahren und durchleben; Anpassung an eine Umgebung, in der das Verlorene fehlt; dem Verlorenen einen neuen Platz geben; Lernen, mit der Erinnerung weiterzuleben.
Kinder sind da in einer ganz besonderen Situation. „Junge Menschen trauern anders, dies sollten Erwachsene wissen“, sagt Ulla Funke, „Kinder können in ihren Schmerz tief eintauchen, sich aber in ihrer Trauer noch viel besser selbst regulieren als wir Erwachsenen“. Sie können im einen Moment tieftraurig sein und im nächsten aus dieser Stimmung wieder herausspringen und spielen. Diese Fähigkeit gehe im Laufe des Lebens verloren, Erwachsene kommen aus der Trauer oftmals schwieriger wieder heraus.
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„Haben junge Menschen - also Kinder und Jugendliche - einen nahestehenden Menschen verloren, ist es vor allem wichtig, bei der Wahrheit zu bleiben“, rät Ulla Funke. So dürfe man kleineren Kindern nicht im Glauben lassen, dass das Christkind die verstorbene Person wieder zurückbringen wird. „Da muss man dem Kind klarmachen, dass das Christkind vieles kann, das aber leider nicht“, so Ulla Funke. Wichtig sei, dem Verstorbenen einen Platz an diesen Festtagen zu geben, um mit der Trauer zurechtzukommen. Den Verlust könne man zum Beispiel sichtbar machen, indem man einen Ast aus dem Weihnachtsbaum schneidet, diesen schön schmückt und auf das Grab oder an einen Ort legt, der besonders intensiv an den Verstorbenen erinnert.
Kindgemäße Ausdrucksformen der Trauer
„Kinder, die trauern, brauchen Ausdrucksformen, die kindgemäß sind. Durch aktives und kreatives Gestalten von neuen Ritualen können Kinder ihre Trauer und ihre Gefühle sichtbarer ausdrücken als durch Worte“, weiß Ulla Funke. Auch das Einladen von Familie und Freunden zum ersten Weihnachtsfest ohne den Verstorbenen könne für alle sehr unterstützend und tröstend sein.
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Wichtig sei, dass die jungen Menschen immer in die Prozesse involviert werden: Gemeinsam in die Aktivität gehen und auch zu wissen, dass jeder Tag anders ist. So kann das Gefühl von gestern ein ganz anderes sein als der heutige Tag. „Weihnachten kann auch eine Chance sein, in der Familie nach einem Verlust neue Rituale zu entwickeln“, so Ulla Funke.
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Nicht jeder Verlust müsse „professionell“ verarbeitet werden. Wichtig sei, dass innerhalb des Familiensystems (durch möglicherweise An- und Zugehörige) die jungen Menschen in und durch die unterschiedlichen Trauerphasen begleitet und gesehen werden, damit die Trauer einen Ausdruck bekommt.
Es gibt kein „falsches“ Weihnachten
Auch Trauerberaterin Christina Schulte-Huermann aus dem Lebenshaus Arnsberg weiß, wie sich Betroffene fühlen. „Das erste Weihnachtsfest nach dem Verlust eines geliebten Menschen kann besonders schmerzhaft und herausfordernd sein“, sagt sie. Das Trauern aber müsse dabei einen Raum finden. „Das Weihnachtsfest nach einem Verlust ist nicht falsch, nur weil die Freude anders oder gedämpft ist als in anderen Jahren“, sagt sie. Es gehe darum, „einen Weg zu finden, der den aktuellen Gefühlen entspricht, die Balance zwischen Trauer und Freude zu suchen und sich bewusst zu erlauben, auch in dieser schwierigen Zeit Momente des Friedens oder der kleinen Glücksmomente zu erleben“. Das sei ein Prozess, und es gebe keine „richtige“ Art und Weise, das Fest zu erleben.
Caritas hilft beim Trauern
Die Caritas Arnsberg/Sundern hatte in der vergangenen Woche Trauernde eingeladen, um an einer Adventslichtfeier und auch einem Zusammenkommen auf dem „Engelsfeld“ - Begräbnisort für im Mutterleib verstorbener Kinder -zusammenzukommen. Sieben Familien haben sich gemeldet. „Auch diese Andacht war sehr ergreifend. Die Jugendlichen der Jungen Caritas hatten Texte herausgesucht und die Andacht auch musikalisch gestaltet“, erzählt Martina Gerdes, „als wir die Sterne am Baum nach der Andacht aufgehängt haben, spürte man große Dankbarkeit“.