Arnsberg. Felix Born und Jörg Steinbrecher wollen mit ihrem Team Menschen in ihrer finalen Lebensphase einen letzten Wunsch erfüllen. Abschied mit Freudentränen und oft einem Lachen.
Ihre Fahrten zaubern Menschen ein vielleicht letztes Lachen ins Gesicht. Felix Born und Jörg Steinbrecher gehören zum Kernteam des „Arnsberger Wunschmobils“, das sterbenskranken Menschen ermöglicht, einen letzten Wunsch erfüllt zu bekommen. Sie machen möglich, was den schon pflegebedürftigen Kranken aufgrund eingeschränkter Mobilität und nötiger medizinischer Begleitung ansonsten verwehrt bleiben würde. „Oft werden von den Patienten die letzten Kräfte mobilisiert, damit ein Wunsch noch einmal in Erfüllung geht“, erzählt Felix Born.
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Eigentlich sind die beiden „normale“ Rettungssanitäter. Sie haben sich aber für das Team des Rettungsdienstes Hagelstein in Hüsten gemeldet, das das „Arnsberger Wunschmobil“ seit Herbst 2023 auf die traurig-bewegenden Reisen schickt. Rund 20 Fahrten haben sie seitdem hinter sich. Eine der berührendsten ist noch gar nicht lange her: Eine schwerkranke junge Frau im Endstadium Krebs hatte den großen Wunsch zum Taylor Swift-Konzert nach Gelsenkirchen im Sommer zu kommen. Karten hatte sie auf „normalem Weg“ schon erhalten. Zum Zeitpunkt des Auftritts des US-Super-Popstars war die Frau aber bereits bettlägerig. Das „Arnsberger Wunschmobil“ machte alles möglich, dass sie das Konzert trotzdem in der Veltins-Lounge verfolgen konnte. „Da hilft uns natürlich auch unser Netzwerk im Sauerland“, erzählt Marcel Kaiser, Geschäftsführer des Rettungsdienstes Hagelstein.
Die Wünsche und Motive der Sterbenskranken sind so unterschiedlich und vielfältig wie die Menschen, ihre Lebenslagen und Erkrankungen. Der erste Einsatz war eine begleitete Fahrt zur Soester Kirmes zur Tierschau. Ein anderer wollte gerne noch einmal nach Bochum zum „Starlight Express“, einer in den Zoo „Zoom“-Erlebniswelt nach Gelsenkirchen, wieder ein anderer unbedingt noch die Hochzeit seines Enkelkindes miterleben oder ein letztes Mal die Nordsee sehen.
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Über Kontaktformulare auf der Homepage sind Wünsche anzumelden. Bekannt ist das „Wunschmobil“ auch bei Pflegediensten und Palliativversorgern.. „Wir gucken dann, ob der Wünsch realisierbar ist“, erklärt Felix Born. Es müsse geklärt sein, wie der Patient versorgt werden muss, welche Gerätschaften nötig sind und ob die Kapazitäten für einen eventuell benötigten Notarzt als Begleitung vorhanden sind. „Der Rest ist dann reine Planungssache“, so Born. Dann werde telefoniert, mit Veranstaltern und Angehörigen gesprochen, um das schon unmöglich geglaubte doch möglich zu machen.
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Emotional herausfordernd
Die Fahrten sind zweifellos emotional herausfordernd - auch für die Rettungssanitäter. „Schicksalsschläge gehören ja zu unserem Berufsalltag“, sagt der 32-jährige Bruchhausener Jörg Steinbrecher. Diese Einsätze aber sind doch etwas ganz anderes. „Die Freude der Patienten ist schon am Telefon sehr groß, wenn wir mitteilen, dass wir den Wunsch erfüllen können“, erzählt der 40-jährige Hüstener Felix Born. So rücken schlimme Krankheiten und düstere Prognosen in den Hintergrund. „Die Gedanken an den Tod sind während unserer Fahrten oft gar nicht existent“, berichtet Jörg Steinbrecher, „es ist dann kein Abschied mit Wehmut und in Trauer, sondern ein Abschied nach einem schönen Tag“. Er erzählt vom Tierschau-Einsatz. Wo am Anfang etwas Traurigkeit mitschwang, flossen nachher Freudentränen. „Es wurde ein lachender Mensch“, so Jörg Steinbrecher.
Den letzten großen Wunsch finanziert keine Kranken- oder Pflegekasse. Es ist ein kostenfreies Angebot des Rettungsdienstes Hagelstein. „Wenn wir Spenden kriegen, geben wir die direkt an die Hospizstiftung“, erklärt Marcel Kaiser. Jörg Steinbrecher sieht die Teilnahme an den Fahrten für sich als bereichernd an. „Man kann Menschen noch einmal einen Gefallen tun und spürt viel Dankbarkeit“, sagt er. Seine Kollege ergänzt: „Man weiß, dass man das Richtige tut“.
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