Arnsberg. Bei der Städteplanung in Arnsberg ist auch die Feuerwehr beteiligt. Es gilt Rettungswege so einzurichten, dass im Ernstfall keine Zeit verloren wird.

Es ist eine typische Situation, die immer mal wieder vorkommen kann. Die Feuerwehr Arnsberg wird zu einem Einsatz auf der Hauptstraße in Neheim gerufen. Zuletzt konnte man einen solchen Einsatz u.a. Mitte November beobachten, als sich in der Teeküche eines Damenmodengeschäft ein Brand ereignet hatte. Zwischenzeitlich stand ein Dutzend Rettungsfahrzeuge wie an einer Perlenschnur aufgereiht auf der Hauptstraße. Für Laien drängte sich das Gefühl auf, dass sich die Feuerwehrautos gegenseitig blockierten. Einige Anwohner in Neheim, die das Geschehen auf der Hauptstraße mitverfolgten, meldeten sogar Sicherheitsbedenken an. Diese Bedenken wurden vor allem damit begründet, dass die Bänke, Laternen und Bäume auf der Hauptstraße aus Sicht der Anwohner die Wehrkräfte bei ihrer Arbeit einschränken würden.

Auch interessant

Harald Kroll, Brandrat und Abteilungsleiter Einsatz, sowie Christian Luig, Brandamtswart und Abteilungsleiter Vorbeugender Brandschutz, möchten diese Bedenken ausräumen. „Auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick nicht so aussieht, aber wir haben ausreichend Bewegungsfläche auf der Hauptstraße. Die Fahrbahnbreite beträgt mindestens drei Meter, die wir für unsere Fahrzeuge benötigen“, sagt Christian Luig. „Im Vorfeld wurde alles mit dem Grünflächenamt und der Städteplanung darauf abgestimmt, dass wir im Falle eines solchen Einsatzes alle Gebäude mit unseren Gerätschaften schnell erreichen können“, bestätigt Harald Kroll. Wichtig seien vor allem die sogenannten Drehleiteraufstellflächen, um im Ernstfall über die Drehleiter einen zweiten Brandfluchtweg zu schaffen. „Der Wagen mit der Drehleiter ist unser wichtigstes Fahrzeug“, betont Christian Luig. Deshalb sei es im Einsatzfall auch immer vorne platziert und rücke daher auch als eines der ersten Fahrzeuge aus der Wache aus.

Feuerwehr auf der Schloßstraße
Rettungswege müssen frei sein, damit die Feuerwehr im Ernstfall überall hinkommt. Hier auf der Schlossstraße in Arnsberg gibt es Probleme. © WP | Wolfgang Becker

Im Zuge des eingeleiteten Bauge­nehmigungs­verfahren wird bei den meisten Bauvorhaben die zuständige Brandschutz­dienststelle bzw. die Feuer­wehr als „Fachdienststelle“, bezogen auf den abwehrenden und vorbeugenden Brandschutz, mit beteiligt. „Auch bei den Möblierungsmaßnahmen wird alles mit der Feuerwehr eng abgestimmt“, erklärt Stadtsprecherin Ramona Eifert. „Wir können die Bänke in der Neheimer Fußgängerzone im Notfall sogar zügig entfernen“, versichert Brandschutzexperte Christian Luig. Im Falle von Baustellen im Stadtgebiet werden diese Informationen dem jeweiligen Amt sowie der Feuerwehr gemeldet. „Um unsere Rettungswege im Ernstfall planen zu können, müssen wir wissen, wo Straßen gesperrt sind oder der Verkehr nur eingeschränkt möglich ist“, erklärt Harald Kroll. Dieser ständige Informationsfluss erleichtere die Arbeit sehr und verhindere im Notfall, dass man wichtige Zeit verliere. „Wenn der Alarm durch die Leitstelle ausgelöst wird und die Kameradinnen und Kameraden in das Fahrzeug steigen, ist bereits eine Route navigiert und vorgegeben, wie zum Einsatzort gefahren werden soll“, so Kroll. Außerdem können die Wehrkräfte über Tablets auf Einsatzakten von Gebäuden zurückgreifen. „Wir können uns dann bereits einen ersten Eindruck von gefährlichen Stellen verschaffen“, sagt der Brandrat.

Auch interessant

In den modernen Feuerwehrfahrzeugen sei deutlich mehr Technik verbaut, als das bei älteren Modell der Fall ist. Außerdem sind die Fahrzeuge schwerer. Bei der Breite habe sich jedoch im Grunde nicht so viel verändert. Die Technik ist der eine Faktor, die Taktik ein anderer. „Auf der Hauptstraße in Neheim fahren wir einen Einsatzort sehr häufig von zwei Seiten aus an. So haben wir auch mehr Flexibilität in der Herangehensweise“, sagt Kroll.

Küchenbrand Neheim
Mindestens drei Meter breit müssen die Straßen sein, damit die Feuerwehrfahrzeuge durchfahren können. © Mark Schroller | Mark Schroller

Der Ablauf am Einsatzort unterliegt dabei einem klaren Schema, das immer wieder gleich abläuft - dem sogenannten Führungskreislauf. „Als erstes erfolgt die sogenannte Lagefeststellung. Die ersten Wehrkräfte vor Ort erkunden die Lage. Im zweiten Schritt gibt es dann die Planung der Lage mit einem Entschluss, was alles getan werden muss. Im dritten Schritt werden von der Einsatzleitung die Befehle erteilt“, so Kroll. Es sei jedoch notwendig, die Rettungsmaßnahmen ständig kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls nachzusteuern. Die Einsatzleiterin oder der Einsatzleiter könne mit einem einmaligen Durchlauf des Führungsvorganges den Einsatzauftrag meistens nicht erfüllen. Nur durch die wiederholte Lagefeststellung werde die unbedingt notwendige Kontrolle über die Durchführung und Richtigkeit der gegebenen Befehle sichergestellt und gegebenenfalls eine erneute Planung und Befehlsgebung ausgelöst, heißt es im Informationsmaterial einer deutschen Feuerwehrschule.

Auch interessant

Nach Brandeinsätzen erfolgt eine Evaluierung. Dabei zeichnet sich in den letzten Jahren ein Trend ab. „Seit der Rauchmelderpflicht sind die Realbrände weniger geworden. Das können wir hier in Arnsberg definitiv feststellen“, betont Christian Luig. „Insgesamt ist das Sicherheitsniveau in Deutschland sehr hoch.“ Über das Jahr verteilt könne man zwei besondere Phasen feststellen. „Im Frühjahr gibt es definitiv mehr brennende Hecken, im Herbst wiederum sind verstärkt Schornsteinbrände zu verzeichnen“, sagt Luig. Anders als man erwarten könnte, gibt es jedoch über die Weihnachtsfeiertage in der Regel nicht so viele Einsätze, weil es zu Zimmerbränden kommt. Da bleibt es zum Glück meistens ruhig.“ Das sei u.a. auf die elektrischen Lichterketten zurückzuführen, die wesentlich sicherer sind als brennende Kerzen.

Mehr Nachrichten? Folgen Sie der WP Arnsberg/Sundern in den sozialen Medien: