Neheim. 400 Senioren besuchen des Seniorendienstes Weihnachtsfeier. Dahinter steckt eine Frau, die ihren Beruf mit Herz und Verstand meistert.
„Ich liebe Weihnachten - das Schmücken, die gemeinsamen Stunden mit Menschen‘“, sagt Amal El Hadri, „Und das, obwohl ich ja gar kein Weihnachten feiere.“ Sie lacht. „Ich glaube, ich bin die größte ‚marokkanische Weihnachtsfrau‘, die es gibt.“ Die 49-Jährige kam mit knapp einem halben Jahr mit ihren Eltern nach Deutschland - lebte zunächst in Essen und zog vor rund 24 Jahren nach Arnsberg. Inzwischen ist sie aus dem Leben vieler älterer Menschen gar nicht mehr wegzudenken. Sie und ihr Team sind Arnsbergs „Alltagsengel“.
Das Fest der Liebe nicht allein feiern
Es staut sich - nicht nur auf dem Parkplatz vor der Schützenhalle in Niederense, der rappelvoll ist und auf dem gleich mehrere Busse manövrieren, sondern auch vor der Eingangstür. Denn jeder einzelne Gast wird persönlich von Amal El Hadri per Handschlag oder Umarmung begrüßt. Etliche Menschen kommen - allein oder auch mit Begleitperson -, um die von der El Hadri Seniorenbegleitung ausgerichtete Weihnachtsfeier zu genießen. 400 an der Zahl. Unter ihnen auch viele Menschen, die an den drei Weihnachtsfeiertagen allein zu Hause sitzen und niemanden mehr haben, mit dem sie das Fest der Liebe feiern können.
Drinnen warten bereits die vielen Mitarbeitenden der Seniorenbegleitung und viele weitere Unterstützende, wie beispielsweise die Klinikclowns, die unter anderem für gute Laune sorgen - und auch mal für volle Kaffeetassen. Mit ihnen feiern nun etwa 520 Menschen in der Halle. „Wir möchten Ihnen ein Fest bereiten, das von Herzen kommt und unvergesslich bleibt“, sagt Amal El Hadri. „Wir möchten einfach, dass Sie glücklich sind und das Leben in all seiner Vielfalt genießen können.“
Drei Stunden lang genießen die Generationen die sängerischen Highlights des Kinderchors, die kreativen Darbietung einer Gruppe, bestehend aus älteren Frauen und Männern sowie die musikalische Unterhaltung des Gute-Laune-Duo, bevor sie von den vier Bussen, die die El Hadri Seniorenbegleitung gebucht hat, nach Hause gefahren werden. Nach Arnsberg, Oeventrop, Neheim und Hüsten. Finanziert über einen Eigenanteil der mitfahrenden Senioren und Senioren von 10 Euro. „Die gesamte Weihnachtsfeier wurde von uns finanziert“, bestätigt El Hadri auf Nachfrage. „Nur diejenigen, die mit den gebuchten Bussen angereist sind, haben einen 10er dafür bezahlt.“
Der erste Weihnachtsbaum in Amal El Hadris Leben
Zum sechsten Mal, insgesamt jedoch bereits 14 Mal, habe die Seniorenbegleitung die Weihnachtsfeier für Senioren in der Schützenhalle Niederense ausgerichtet - und mittlerweile seien es immer mehr Menschen, die der Einladung folgten. „Bei der ersten Weihnachtsfeier, das weiß ich noch, saßen vier Leute am Tisch“, sagt sie und lacht. Es sind nicht „nur“ Senioren und Seniorinnen, die das Angebot nutzen, sondern auch viele Menschen mit Handicap, die auf diese Art und Weise mit anderen Menschen feiern.
Warum macht Amal El Hadri das? „Es begann, als ich in der Pflege gearbeitet habe“, sagt sie, „Viele Menschen hatten keinen Weihnachtsbaum. Und wenn ich sie fragte, antworteten sie: Wofür denn? Ich bin doch allein!“ Es habe ihr fast das Herz gebrochen - und so habe sie das erste Mal einen Weihnachtsbaum besorgt und dekoriert. „Die strahlenden Augen der Menschen zu sehen, das hat mich noch glücklicher gemacht.“
Neun Jahre arbeitete sie bei einem mobilen Pflegedienst - bis sie irgendwann aufgrund ihres Rückenleidens einen anderen Weg einschlagen muss. „Aber ich wollte nicht raus aus dem Bereich - ich liebe es, mit Menschen zu arbeiten.“ Und so wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit: Die El Hadri Seniorenbegleitung war geboren.
Ältere Menschen möchten oft so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung, also zu Hause, leben, bestätigt Martin Polenz, Fachstelle Zukunft Alter der Stadt Arnsberg. „Unterstützungs- und Begleitungsangebote können ihnen dabei helfen. Ein entscheidender Vorteil dabei ist die große Flexibilität der Seniorenbetreuung. Sie kann individuell auf die Wünsche und Bedürfnisse der älteren Menschen abgestimmt werden“, sagt er.
„Den letzten Lebensweg schön gestalten“
Inzwischen ist Amal El Hadri auch eine der beiden Geschäftsführerinnen der Hope Schulung & Beratung GbR sowie der „AlltagsEngel“ in Gelsenkirchen. Insbesondere in der Corona-Zeit entstanden viele ehrenamtliche, herzliche und kostspielige Aktionen, wie zum Beispiel das Verteilen von Weihnachtstüten an obdachlose Menschen in Dortmund, das „Beliefern“ von damals etwa 800 Klienten und Klientinnen (2024 sind es bereits 1400 Klientinnen und Klienten) mit leckeren Adventskeksen und Nikolausgrüßen und, nicht zuletzt genannt, auch eine in Dortmund organisierte Weihnachtsfeier für ältere Menschen und Menschen mit Handicap. „Obwohl wir das dort zum ersten Mal organisiert haben, kamen 100 Menschen“, sagt Amal El Hadri stolz.
„Es ist eine Herzenssache“, sagt Amal El Hadri, „Es macht einfach Spaß und ist unbeschreiblich schön. Es macht mich einfach glücklich, jemandem zu helfen - und du kriegst so viel Liebe dafür zurück; die Menschen halten dich einfach fest und sagen Danke. Da ist so viel Wertschätzung!“ Sie habe früher auch schon einmal mit Kindern gearbeitet - aber das sei ihr extrem an die Nieren gegangen.
„Ich konnte nicht mit ansehen, wie die Kinder - im Hospiz zum Beispiel - sterben. Ich habe immer mit geweint.“ Es sei auch eine Art Selbstschutz gewesen, sich nun um ältere Menschen zu kümmern. „Ich bin sehr emotional und heule auch bei den älteren Menschen immer mit“, so El Hadri. Ihr ginge es darum, „den letzten Lebensweg schön gestalten“ zu können - damit die Menschen glücklich sind.
Seit vielen Jahren ist die El Hadri Seniorenbegleitung auch ein „engagiertes Mitglied im Arnsberger Netzwerk Demenz“, ergänzt Polenz auf Nachfrage. Und weiter: „Gemeinsam mit den anderen Netzwerkmitgliedern setzt sich das Netzwerk für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen ein. So organisiert das Netzwerk etwa regelmäßig Veranstaltungen zum Thema Demenz und bietet Angebote für Menschen mit Demenz und Angehörige an.“
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