Sundern. Holger Dreeskornfeld ist Förster der Stadt Sundern. Er kämpft gegen die Folgen des Klimawandels und arbeitet mit am Wald der Zukunft.

Man muss nur das Stichwort „Wald“ erwähnen, schon sprudelt es aus Förster Holger Dreeskornfeld nur so heraus. Der Wahl-Sunderner ist in Ostwestfalen geboren, lebt und arbeitet aber seit 1996 in der Röhrstadt. Wobei das Hegen und Pflegen der Bäume im Stadtwald weit mehr als nur ein reiner Beruf sind. Berufung trifft es wohl eher, wenn er über Naturverjüngungen, Holzwirtschaft oder Aufforstungsmaßnahmen berichtet. Verändert habe sich in den letzten Jahren der Beruf des Försters generell. „Früher war ich viel häufiger draußen in der Natur. Heute sitze ich viel mehr am Schreibtisch, um zu dokumentieren. Der Schreibkram ist deutlich mehr geworden“, sagt Dreeskornfeld.

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Besonders gerne ist der Diplom-Forstingenieur in einem knapp vier Hektar großen Waldstück im Ortsteil Westenfeld. Auf dieser Fläche, die durch die Privatinitiative „Wald Lokal“ finanziell unterstützt wurde und wird, entsteht der Mischwald der Zukunft. „Nach der Borkenkäferplage möchten wir weg von den Monokulturen und hin zu Mischwäldern mit verschiedenen Baumarten. Zu jedem Baum gibt es Schädlinge. Wenn dann eine Baumart davon betroffen ist, stirbt bei einem Mischwald nicht gleich eine ganze Fläche ab“, berichtet Dreeskornfeld. Man habe aus der Vergangenheit gelernt, als der Borkenkäfer reine Fichtenbestände dezimierte und riesige Lücken in der Landschaft hinterließ.

Sundern Wald
In Sundern setzt man auf naturnahe Waldwirtschaft. Hier werden Naturschutz, die Erholungsfunktion für den Menschen und wirtschaftliche Aspekte in Einklang gebracht. © Eric Claßen | Eric Claßen

Der erfahrene Experte pflanzt Fichten, Birken, Weiden, Eichen, Buchen, Lärchen, Kiefern und Vogelkirschen zusammen in einem Gebiet an. „Ideal sind mindestens fünf bis zehn verschiedene Arten, es können aber sogar mehr sein“, so Dreeskornfeld. Aufgrund der klimatischen Veränderungen beschäftige man sich in der Branche auch mit Baumarten aus anderen Teilen der Erde, so zum Beispiel Zedern und Mammutbäumen aus der südlichen Hemisphäre oder dem Riesenlebensbaum und der Küstentanne, die im Westen Kanadas heimisch sind. „Die Kälte oder Wärme sind der eine Faktor, der dabei beachtet werden muss. Ein völlig anderer ist das Licht. Bäume aus dem Süden Europas sind es in der Regel auch gewohnt, dass sie über einen längeren Zeitraum am Tag Licht von der Sonne erhalten. Da muss man sich fragen, ob man das hier im Sauerland an der ein oder anderen Stelle überhaupt bieten kann.“ Als Förster sei man quasi der „Elektriker des Waldes“. Bäume bräuchten genügend, aber auch nicht zu viel Licht.

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In seinem Beruf, das betont Holger Dreeskornfeld immer wieder, sei vor allem Geduld gefragt. Holger Böse, seit zwei Monaten Leiter der Fachabteilung 3 für Stadtentwicklung und Öffentliche Infrastruktur im Sunderner Rathaus war zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn als Landschaftsgärtner bei einem Betrieb in Stockum angestellt. Auch später beim Ruhrverband hatte Böse mit forstlicher Bewirtschaftung zu tun. „Ein Förster denkt nicht in Monaten, ein Förster denkt in Dekaden. Er benötigt bei seiner Arbeit einen langen Atem“, betont Holger Böse. „Ich habe größten Respekt vor der Arbeit des gesamten Teams in der Verwaltung, dass sich mit den forstwirtschaftlichen Aufgaben beschäftigt. Das ist ein echter Knochenjob!“ Speziell die Aufforstung sei ohne externe Kräfte wie Dienstleister und unterstützende Fremdfirmen gar nicht zu schaffen.

Holger Böse
Holger Böse ist Leiter der Stadtentwicklung und öffentliche Infrastruktur der Stadt Sundern und dabei auch für den Bereich Grundstücke, Gebäude und Forst zuständig. © Eric Claßen | Eric Claßen

Rund 70 Prozent der durch Kyrill und die Borkenkäferplage in den letzten Jahren entlaubten Flächen seien auf Sunderner Gebiet mittlerweile wieder aufgeforstet. „Wir liegen gut im Zeitrahmen, dürfen aber nicht nachlassen und uns darauf ausruhen“, so der Holger Dreeskornfeld. Nun gelte es vor allem die neuen Bestände zu hegen und zu pflegen. „Wenn wir jetzt nicht am Ball bleiben und das nötige Geld in die Hand nehmen, ist die harte Arbeit der letzten zwei, drei Jahre umsonst gewesen“, mahnt der Förster. Die jetzt getätigten Investitionen werden sich allerdings erst in einigen Jahrzehnten bei der Holzernte finanziell niederschlagen. Wo wir wieder beim Thema Geduld wären.

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Sunderns Förster ist klarer Verfechter der naturnahen Waldwirtschaft. Dabei versteht man den Wald als dauerhaftes, vielgestaltiges Ökosystem, dessen Selbststeuerungskräfte zur Erzeugung des Rohstoffs Holz, aber auch zur Sicherstellung der ökologischen und sozialen Funktionen der Wälder genutzt werden. „Die Holzernte gehört zum Naturerhalt dazu. Aber nur das reife Holz wird aus dem Wald genommen“, betont Dreeskornfeld. Man bringe Naturschutz, die Erholungsfunktion für den Menschen und wirtschaftliche Aspekte in Einklang. Der vereidigte Fortsachverständige Bernhard Heuer erklärt im Forstbetriebswerks für die Stadt Sundern, das für den Zeitraum bis 2033 aufgestellt wurde, „dass es die Pflicht ist, die Funktionen des Waldes für spätere Generationen zu erhalten.“

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