Holzen. Das Gemeindeteam im Arnsberger Stadtteil Holzen übernimmt Verantwortung für die Kirche. Damit konnte die drohende Schließung abgewendet werden.

„Die Unterschrift unter die Immobilienvereinbarung zwischen der Pfarrei St. Petri und dem Erzbistum Paderborn war für uns der Startschuss zu beweisen, dass wir die Kirche hier im Dorf behalten können“, sagt Susanne Stegmann. Zusammen mit acht Mitstreiterinnen und Mistreitern ist Stegmann Mitglied des Holzener Gemeindeteams. Pünktlich zum 1. Januar 2025 übernimmt das Team die Verantwortung für die Kirche St. Johannes Evangelist in der flächenmäßig größten Ortschaft Arnsbergs.

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Während die anfallenden, jährlichen Betriebskosten wie Strom und Heizung, Regelwartungen und Personalkosten soweit finanziell vertretbar weiterhin von der Pfarrei übernommen werden, übernimmt das Gemeindeteam die Verantwortung für künftige Baumaßnahmen oder Instandsetzungen. „Finanziert werden diese aus der örtlichen Baurücklage oder durch Spenden der Ortsgemeinde“, macht Gemeindeteammitglied Angelika Pröpper deutlich.

Eine Förderung seitens der Pfarrei und des Erzbistums sei nicht mehr vorgesehen, denn ursprünglich stand sogar der komplette Wegfall der Kirche für Holzen im Raum. Nach vehementen Protesten aus dem Dorf und etlichen Gesprächen zwischen dem Holzener Gemeindeteam und Vertretern des Dorfes mit Verantwortlichen der Pfarrei St. Petri konnte man sich auf diesen Kompromiss einigen.

Holzen Büchercafé
Silke Erning hat zusammen mit anderen Frauen das Büchercafé ins Leben gerufen. Mit der Einrichtung möchte man Spenden für den Erhalt der Kirche sammeln. © Eric Claßen | Eric Claßen

„Wir haben vereinbart, dass wir uns in fünf Jahren zusammensetzen und dann ein Fazit ziehen, ob das Projekt in Eigenverantwortung funktioniert oder ob es Anpassungen bedarf“, sagt Kirchenvorstand Norbert Hollmann. Das sei auch so mit dem Erzbistum Paderborn abgestimmt. Damit dieses Vorhaben auch von Erfolg gekrönt ist, laufen die Arbeiten im Dorf seit Wochen und Monaten bereits auf Hochtouren. Susanne Stegmann sammelt fleißig Spenden, um die Baurücklage zu erhöhen. „Ich schreibe jede einzelne Spende, von der ich weiß, auf und telefoniere viel mit den Menschen im Ort. Man spürt ein großes Maß an Solidarität. Die Menschen wollen die Kirche in Holzen behalten!“ Hilfe bekommt sie dabei zum Beispiel auch von Ortsheimatpfleger Bernhard Padberg, der zuletzt einen Vortrag über die Zeiten des Nationalsozialismus in Holzen hielt und statt Eintrittsgeld zu verlangen, um eine Spende für die Kirche bat. An einem Abend sind dadurch über 400 Euro zusammengekommen.

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Auch das von Silke Erning, Christine Dohmen und Vera Padberg ins Leben gerufene Büchercafé in den Räumen unter der Kirche soll mit zum Erfolg beitragen. Jeden 2. Donnerstag im Monat öffnet das Café von 16 bis 18 Uhr. „Bei einem Kaffee oder einem Stück Kuchen kann man sich unterhalten, über Bücher sprechen, eine Runde schmökern oder sich ein Buch ausleihen“, erklärt Erning. Ziel sei es, einen Treffpunkt für Jung und Alt im Ort zu etablieren. „Der Auftakt im November war bereits ein Erfolg, weil hier verschiedene Altersgruppen gemeinsam einen tollen Nachmittag verbracht haben“, so Erning. Die Ausleihe koste zwar nichts, aber auch sie nehme gerne Geldspenden an. „Wer gerne einen Kuchen backt oder uns Bücher schenken möchte, ist natürlich auch gern gesehen. Die Bücher sollten aber möglichst nicht ganz so alt sein, denn wir wollen das Projekt schon gerne ernsthaft betreiben.“

Susanne Stegmann ist Mitglied des Gemeindeteams in Holzen.
Susanne Stegmann ist Mitglied des Gemeindeteams in Holzen. © WP | Thora Meißner

Derzeit arbeitet das Gemeindeteam an einer Gebührenordnung für die Anmietung der Räume unter der Kirche. Mit der Pfarreiverwaltung in Hüsten ist vereinbart, dass die Holzener die Räume vermieten dürfen. Die so erzielten Einnahmen sollen die Reinigung der Räume gegenfinanzieren. „Bleibt darüber hinaus noch etwas übrig, fließt es auch in die Baurücklage“, verspricht Gemeindeteammitglied Tanja Mutzenbach. Zwar löse sich die Kfd-Gruppe in Holzen Ende des Jahres auf, doch es gebe bereits mehrere interessierte Dauermieter wie eine Krabbelgruppe, eine Jogagruppe, eine Theatergruppe und das Tambourkorps, die die Räume bereits jetzt benutzen und auch künftig nutzen wollen. „Wir erhoffen uns aber auch den ein oder anderen Gelegenheitsmieter der Räume für Veranstaltungen wie Geburtstage, Taufen oder sonstige Feiern“, erklärt Susanne Stegmann.

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Sorgen bereitet den Ehrenamtlichen der bauliche Zustand der 1959 erbauten und 1999 renovierten Kirche St. Johannes Evangelist. „Wir haben schon sehr lange mit Feuchtigkeit in den Wänden zu kämpfen. Die Entlüfter sind ständig im Einsatz“, berichtet Gemeindeteammitglied Inge Schlinkmann. „In der Vergangenheit hat man festgestellt, dass die Bruchsteine der Kirche wasserdurchlässig sind“, weiß Padberg. Momentan sei man dabei, sich einen Überblick über den Zustand der einzelnen Kirchenbereiche zu verschaffen und suche dabei auch den Kontakt mit der Verwaltung in Hüsten.

Kirche St. Johannes Evangelist Holzen
Diese Glocke im Turm der Holzener Kirche ist defekt. Momentan laufen Gespräche über die Reparatur, denn auch an der Elektronik sind Schäden festgestellt worden. © Pröpper Privat | Pröpper Privat

Unsicher ist man in Holzen, was mit einer der beschädigten Glocken der Kirche passiere. „Grundsätzlich könnten wir die Glocke reparieren lassen, da Geld dafür da wäre. Aber zuletzt hat eine Fachfirma geschaut und dabei auch Schäden an dem Sicherungskasten festgestellt. Derzeit wissen wir noch nicht, ob dieser Kasten auch erneuert werden muss, und ob wir auch dafür verantwortlich sind, oder ob das noch von der Pfarrei übernommen wird“, gibt Angelika Pröpper zu bedenken.

Glocke schweigt

Andreas Picht, Verwaltungsleiter der Pfarrei St. Petri Hüsten, erklärt: „Die Glocke steht schon seit einigen Jahren still. Bei früheren Wartungsarbeiten der beauftragten Fachfirma wurden die Schäden an der Elektronik offenbar übersehen. Es gilt nun zu klären, ob die Reparatur noch nach den Vorgaben des Erzbistums vor der Immobilienvereinbarung oder nach den aktuellen Vorgaben stattfinden soll. Davon hängt auch ab, wie groß der Eigenanteil der Gemeinde sein wird. Kirchenvorstand und Gemeindeteam müssen darüber beraten, sobald geklärt ist, wie und ob sich Paderborn an den Kosten beteiligt.“ Sicher sei, dass durch die aktuell stillgelegte Glocke und die beschädigte Elektronik keine Gefahr für Besucher der Kirche drohe.

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