Arnsberg. Arnsberg prüft Beratungsangebote für männliche Opfer häuslicher Gewalt. Für einen Ausbau, den sie SPD fordert, fehlt das Geld.

Die Initiative zur Schaffung eines regionalen Beratungs- und Hilfsangebots für männliche Opfer häuslicher Gewalt auf Kreisebene zu ergreifen und eine Männerberatung zu entwickeln - so lautete der Auftrag der Arnsberger SPD-Fraktion an die Stadtverwaltung. Diese antwortete nun, dass es zum Thema Gewalt gegen Männer bereits Beratungsangebote gibt, die auch genutzt werden.

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„Diese mögen zwar noch nicht in jeder Hinsicht ideal sein, mit Blick auf die fehlenden Fördermöglichkeiten von Landes- oder Bundesseite für eine Ausweitung des Beratungsangebots und unter Berücksichtigung der Haushaltslage halten sowohl die Verwaltung der Stadt Arnsberg als auch die des Hochsauerlandkreises eine Erweiterung des Angebotes für nicht geboten“, heißt es dazu in der Vorlage für den Ausschuss für Soziales.

Häusliche Gewalt in Deutschland

256.276 (2022: 240.547; +6,5%) Opfer häuslicher Gewalt im Jahr 2023 - davon 70,5 Prozent weiblich (180.715)und 29.5 Prozent männlich (75.561).

65 Prozent der Opfer (167.865) waren von Partnerschaftsgewalt betroffen, 34,5 Prozent von innerfamiliärer Gewalt (88.411 Opfer).

208.810 (2022: 197.348; +5,8%) Tatverdächtige: 75 Prozent männliche (157.932) und 24,4 Prozent weibliche (50.878) Tatverdächtige.

Quelle: Bundeslagebild „Häusliche Gewalt“ 2023 des Bundeskriminalamtes

Die Vorlage für den Rat sei für die SPD recht enttäuschend, teilt Anna-Lena Brandt (SPD-Ratsfraktion) auf Nachfrage mit. „Bei den Prüfungen wurde klar, dass ein Ausbau des Angebots zwar nötig und wünschenswert wäre, dies allerdings aufgrund fehlender finanzieller Möglichkeiten nicht verfolgt werden kann“, so die Neheimerin. „Da die Schwarz-Grüne Landesregierung nun ohnehin im sozialen Bereich massive Einsparungen vornimmt, was unter anderem auch Frauenhäuser, die Frauenberatung und so weiter treffen wird, erscheint die Ausweitung des Angebots für Männerberatungen leider noch unwahrscheinlicher.“ Das Hilfetelefon für Männer (0800 123 99 00), das im Jahr 2020 in NRW und Bayern eingeführt worden ist, werde im Schnitt täglich von mehr als zehn Männern kontaktiert.

Keine gezielte Beratung für Männer im HSK

Ähnlich sieht das auch Susanne Beyer von der Beratungsstelle „Wendepunkt“, Suchthilfe und Psychosoziale Beratung und Begleitung. Die Suchthilfe ist eine von drei Beratungsstellen für Männer, die Opfer von Gewalt geworden sind, die in der Berichtsvorlage genannt werden. „Betroffene Männer kommen nicht gezielt zu uns, um über häusliche Gewalt beraten zu werden“, so Beyer. „Bei uns kommt das Thema eher auf, wenn wir im Rahmen der Suchtberatung über das Leben der jeweiligen Person sprechen.“

Gegenüber der Stadtverwaltung hatte der „Wendepunkt“ angegeben, im Jahr 2023 35 Männer und bis April 2024 15 männliche Personen mit Gewalterfahrung beraten zu haben. Erfasst wurden alle Formen psychischer und körperlicher Gewalt - häufig seien es Erlebnisse aus der Kindheit gewesen. Insgesamt seien vier Männer beraten worden, die körperliche Gewalt durch die Partnerin/Ehefrau erfahren hätten. „Die Dunkelziffer dürfte, ebenso wie bei Gewalt an Frauen, um ein Vielfaches höher sein“, sagt Beyer. „Bei vielen Männern ist das Schamgefühl extrem hoch - auch wegen der immer noch festsitzenden Rollenbilder.“

„Betroffene Männer kommen nicht gezielt zu uns, um über häusliche Gewalt beraten zu werden. Bei uns kommt das Thema eher auf, wenn wir im Rahmen der Suchtberatung über das Leben der jeweiligen Person sprechen.“

Susanne Beyer
Beratungsstelle „Wendepunkt“

Bei der Beratungsstelle des SKF, so die Information in der Berichtsvorlage, werden Männer, die Opfer häuslicher Gewalt sind oder waren (oder auch selbst ausgeübt haben) bis zum Erreichen des 27. Lebensjahres beraten. Aus Sicht der Beratungsstelle gebe es einen Bedarf an Männerberatung über das bestehende Angebot hinaus.

Opferschutz bei der Polizei hat spezialisierte Sachbearbeiter

Als dritte Beratungsstelle wird der Förderkreis Psychische Gesundheit genannt, die jedoch in den letzten drei Jahren nur drei Beratungsanfragen verzeichnet habe.

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Im HSK scheint das Splitten von Häuslicher Gewalt in männlich und weiblich schwieriger zu sein. „In Fällen insbesondere von Häuslicher Gewalt erfolgt keine gesonderte Trennung. Teils sind auch Kinder oder Jugendliche im HSK betroffen“, so Julie Henneböle aus dem Kriminalkommissariat Opferschutz/Prävention der Kreispolizeibehörde Hochsauerlandkreis.

Und weiter: „In den Kommissariaten gibt es spezialisierte Sachbearbeiter für den Bereich Häusliche Gewalt. Mit diesen kann man sich über die Polizeivermittlung verbinden lassen. Zusätzlich gibt es einen Beauftragten für Opferschutz bei der Polizei, auch dieser ist auf den Bereich Häusliche Gewalt spezialisiert. Ebenso spezialisierte Kriminalbeamte befinden sich im Bereich sexualisierter Gewalt, sei es in den Ermittlungskommissariaten oder im Kommissariat Vorbeugung.“

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